Das Molekular-Café
entfernt sein. In zwei
Stunden – so lange reichte der Sauerstoff in den Flaschen gerade
noch – könnte der Geländewagen noch weitere hundert
Kilometer zurücklegen. Die letzten fünfzig Kilometer
müßte Lebedinski allein schaffen. Zu Fuß war das
ausgeschlossen. Ihm blieb aber noch der Kundschafter-Roboter, der auf
ebener Strecke eine Geschwindigkeit von maximal zwanzig
Stundenkilometern erreichen konnte. Die Frage war nur, ob der Roboter
den Kommandos gehorchen oder sich seinen revoltierenden Kumpanen
anschließen würde.
Nur Pjotor Iwanowitsch Fedossejew, der Konstrukteur der Roboter,
hätte hierauf eine Antwort geben können. Aber auf dem ganzen
Planeten wußte niemand, wo er sich aufhielt. Auf der Erde war
ausgerechnet Sonntag, und in den Wäldern um Moskau gab es für
leidenschaftliche Jäger wie Fedossejew genug verschwiegene Winkel.
Die Experten aus dem Luna-Institut hatten vorgeschlagen, von den
Beobachtungsstationen für Raumschiffe kapazitive, gebündelte
Funkwellen auf die Basis zu richten. Die Radarstrahlen, so meinten sie,
würden jede Funkwellenverbindung zwischen den Robotern und dem
zentralen Kristallhirn unmöglich machen und dem
Kundschafter-Roboter das Revoltieren verwehren. Die Berechnungen
ergaben jedoch, daß es ausgeschlossen war, mit der vorhandenen
Technik das gesamte von den Robotern benutzte Frequenzband zu
überdecken. Zu allem Übel wußte man nicht, auf welche
Frequenz der Kundschafter-Roboter ansprach. Das herauszubekommen in der
noch verbliebenen Zeit war ein Ding der Unmöglichkeit. Dennoch
ermittelten die Rechenzentren für alle großen Radarstationen
und Radioteleskope Programme, und Dutzende von Antennen richteten ihre
Gitterschirme auf den winzigen Punkt am Rande der Zentralbucht aus.
Noch nie war der Nachrichtenweg von der Erde zum Mond so in Anspruch
genommen wie jetzt. Professor Klein, Vizepräsident des
Internationalen Luna-Rates, ließ sich ständig über den
Standort der Geländewagen und das Befinden Lebedinskis berichten.
Gemeinsam mit dem Chef der Station, Professor Smolny, legte er die
Einzelheiten der Operation fest. Er hatte auch vorgeschlagen, die
Verbindung zwischen Station und Basis über das
NachrichtensatellitenSystem herzustellen. Und so wurde, bereits
dreißig Minuten nachdem die wild gewordenen Roboter alle
Radarmaste gefällt hatten, die Verbindung von der Station zur
Basis wiederhergestellt. Doch nun mußten die von der
Stationsantenne angestrahlten Funkwellen einen enorm langen Weg vom
Mond bis zum Nachrichtensatelliten zurücklegen, der sich
sechsunddreißigtausend Kilometer von der Erdoberfläche
entfernt befand. Von hier aus gelangten sie zur Erde, legten einige
hundert Kilometer bis zu den Riesenantennen des Zentrums für
kosmische Fernverbindung zurück und pflanzten sich von da aus zum
Mond fort, bis sie den schlanken Antennenmast über der Basiskuppel
erreichten. Die Verbindung war einseitig, die Signale des schwachen
Basis-Senders drangen nicht bis zur Erde. Aber alle vierzig Minuten
tauchte einer der drei ÄquatorNachrichtensatelliten des Mondes
über der Basis auf, und Lebedinski wurde in der Station
gehört.
»Und dennoch bestehe ich auf unserm Plan«, sagte Professor
Klein erregt zum Chef der Station. »Die Funkwellenbündel
geben uns keine volle Garantie für den Erfolg des Durchbruchs.
Verweigert der KundschafterRoboter den Gehorsam, dann ist der Tod Ihres
Kollegen so gut wie sicher. Die ›Potomac‹ schafft es auch
nicht. Bestenfalls erreicht sie die Basis dreißig Minuten eher
als das Geländefahrzeug. Mehr kann man beim besten Willen nicht
aus dem Mondschiff herausholen. Ich wundere mich überhaupt,
daß Foster noch am Leben ist und die Funkverbindung noch
besteht.«
»Ich habe mit Lebedinski gesprochen«, sagte Smolny.
»Er lehnt die Zerstörung des ›Nilpferds‹
kategorisch ab.«
»Nein, Sie sind wirklich unbelehrbar.« Klein klatschte in
die Hände. »So seid ihr Russen, denkt immer an euch selbst
zuletzt. Jede idiotische Maschine bedeutet euch mehr als die eigene
Haut. Ich wiederhole noch einmal: Ich verlange von Ihnen, dem Chef der
Station, daß Sie Herrn Lebedinski befehlen, das Kristallhirn in
die Luft zu sprengen. Und je eher, desto besser.«
»Gut, ich erteile ihm den Befehl«, gab sich der Professor
geschlagen. »Ich fürchte nur, Lebedinski wird nicht auf mich
hören. Er ist überzeugt, daß man Fedossejew
findet.«
Smolny sah auf das große Zifferblatt über dem Bildschirm.
Sechs Stunden waren die Geländefahrzeuge
Weitere Kostenlose Bücher