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Das Molekular-Café

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Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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Iwanowitsch! Setzen Sie sich bitte
unverzüglich mit dem Astro-Rat in Verbindung! Ein Mensch schwebt
in Lebensgefahr.«
Die Kamera hatte den Torwart erfaßt, der den Ball ins Mittelfeld
schlug. Dann verschwand das Stadion vom Bildschirm, und wieder erschien
der aufgeregte Sekretär.
»Haben Sie gehört?« fragte er. »Ich glaube
bestimmt, daß sich Fedossejew jetzt bald meldet.«
»Hoffentlich«, brummte der Professor. »Sicherlich
sitzt er irgendwo vor seinem Fernseher und hat darüber die Jagd
vergessen.«
Keine schlechte Idee, die Fernsehdurchsage, dachte er. Fedossejew wird
bestimmt wissen, wie seine Roboter zur Vernunft zu bringen sind.
Hauptsache Tscherednitschenko schafft es.
Doch Tscherednitschenko schwieg, obwohl der vereinbarte Zeitpunkt
für seine Meldung längst verstrichen war. Er schwieg auch
nach einer Stunde noch, als es Zeit wurde, das Kristallhirn durch die
Funkwellenbündel lahmzulegen. Ob Lebedinski einem
Geländefahrzeug, das als vermißt gelten mußte,
entgegengehen oder ob er in der Kuppel bleiben sollte, in qualvoller
Agonie, allein gelassen mit der vagen Hoffnung auf die
»Potomac«, darüber galt es augenblicklich neu zu
entscheiden.
Tscherednitschenko schwieg, weil sein Geländewagen weitab von der
Straße, inmitten unpassierbarer Felsen zertrümmert lag.
Die Straße zur Basis war gleichzeitig mit der Station gebaut
worden. Das hatte keine große Mühe gekostet, denn der
Südzipfel des Meeres der Ruhe ist eine ebene Fläche. Nur
stellenweise hatte man den Boden glätten und hell gestrichene
Metallmarkierungen mit Lichtsignalanlagen für die Nacht aufstellen
müssen. Selbst bei völliger Dunkelheit war es kein Problem,
ein Geländefahrzeug durch die beiden Markierungsreihen
hindurchzusteuern. Die Markierungen waren überdies ausgezeichnet
auf dem Radarschirm zu erkennen Mit einem Wort, das Fahren auf dieser
Straße machte zu keiner Tageszeit Schwierigkeiten. Sogar die
Transport-Roboter, die »Flundern« mit ihrem primitiven
Kristallhirn, legten den Weg zwischen Basis und Station immer ohne
Zwischenfälle zurück.
Von der ersten Sekunde an hatte Tscherednitschenko alles aus dem
Fahrzeug herausgeholt. Er hatte den Beschleunigungshebel weit hinter
die Sperre gedrückt und den Wagen vorwärts gejagt, daß
die Motoren stöhnten.
Die breite, tiefhängende Erdsichel gab genügend Licht, so
daß die an die Finsternis gewöhnten Augen alle Einzelheiten
der Mondoberfläche gut unterscheiden konnten. Tscherednitschenko
hatte nicht einmal die Scheinwerfer eingeschaltet.
Mironow saß schweigend hinter ihm und kämpfte mit dem aufkommenden Brechreiz.
Die schnelle Fahrt im »Grashüpfer« hatte ihre
Tücken. Das schwere Fahrzeug stampfte bei der hohen
Geschwindigkeit wie ein Schiff und hob sich mitunter fast vorn Boden
ab. Die an sich ausgezeichnete Federung fing das Stampfen nicht etwa
ab, sondern verstärkte es nur noch. Es war, als pflüge der
Wagen eine wildbewegte See, als schösse er über Wellenberge
und Täler.
Bei den Probefahrten auf der Erde war nichts dergleichen beobachtet
worden. Erst auf dem Mond, unter den Bedingungen der verringerten
Schwerkraft, hatte sich dieser Mangel herausgestellt. An eine Korrektur
war nicht mehr zu denken gewesen. Im übrigen war das Schlingern
und Stampfen in Kauf genommen worden, zumal noch niemand mit
Höchstgeschwindigkeit hatte fahren müssen.
Der »Grashüpfer« schaukelte jetzt fürchterlich.
Mironow stellte mit einiger Verwunderung fest, daß sein Magen
sehr empfindlich auf jede Bewegung des Fahrzeugs reagierte. Eine lange
Fahrt stand bevor. Entsetzen packte ihn, sobald er daran dachte.
Auf dem Bildschirm zeigte sich bald ein kleiner Punkt:
»Grashüpfer 3«. Über Funk tauschte
Tscherednitschenko mit Schröder und Bek-Nasarow
»Grußbotschaften« aus. Dann blieb
»Grashüpfer 3« zurück, und für
Tscherednitschenko und Mironow wurde es Zeit, die Plätze zu
wechseln.
Auf dem Fahrersitz erging es Mironow noch schlechter. Und zum ersten
Mal seit seiner Ankunft auf dem Mond leuchteten vor ihm am Pult zwei
rote Lampen auf. Warnsignale. Die Apparaturen waren an der Grenze ihrer
Leistungsfähigkeit. Das beunruhigte Mironow. Rundherum
gähnte, hunderte Kilometer weit, luftleerer Raum, durchsetzt von
kosmischen Strahlungsströmen. Lange, zermürbende Stunden
einer wahnwitzigen Hetzjagd in undurchdringlichem Dunkel standen noch
bevor. Die dreihundert Stunden währende eisige Mondnacht hatte
gerade erst begonnen, der Sauerstoff in den Flaschen reichte aber

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