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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jagd.
Lebedinski wußte natürlich, daß es eine ganz
gewöhnliche Funktionskontrolle nach Eingabe des neuen Programms
war. Ein Automat kann nicht vor Erregung beben.
Lebedinski trat aus der Luftschleuse und schloß hinter sich die
hermetische Tür. Er hatte keine allzu große Hoffnung,
daß sein Plan gelang. Wahrscheinlich würde auch dieser
Roboter den Gehorsam verweigern, sobald er sich außerhalb der
Kuppel befand. Genau wie die anderen vor ihm. Zwei Bau-Roboter, die
untätig unter dem Schutzdach gestanden hatten, waren, als
Lebedinski ihnen die Lochkarten mit dem Programm eingeschoben hatte,
einer nach dem anderen zu den Revoltierenden übergelaufen. Aber
eine andere Wahl gab es für Lebedinski nicht. Unter der Kuppel zu
atmen fiel ihm immer schwerer.
Ein dummer Zufall. Lebedinski war auf die Basis gekommen, um die
automatische Rakete mit den Bauelementen für das geplante
Observatorium in Empfang zu nehmen. Die Roboter hatten friedlich
gearbeitet und eine Trasse zum Bauplatz gelegt. Gesteuert wurden sie
vom »Nilpferd«, dem Roboter-Koordinator, einer gedrungenen
Maschine mit fester Titanpanzerung, die das leistungsstarke
Kristallgehirn vor Meteoriteneinschlägen schützen sollte,
Lebedinski hatte das Programm des »Nilpferds«
verändert, und die Roboter waren folgsam hinter dem
Geländefahrzeug her zum Kosmodrom marschiert. Innerhalb von
vierundzwanzig Stunden hatten sie die Rakete entladen. Bis
Sonnenuntergang waren noch ein paar Stunden verblieben, und Lebedinski
hatte sich schon gefreut, daß er zur Station zurückkehren
konnte, ehe es dunkel wurde. Als die Roboter den letzten Träger am
Straßenrand ausgeladen halten und die Rakete abgeflogen war, war
er aus der Kuppel getreten, um die Roboter zum Bauplatz
zurückzuschicken. Doch als er das Programm unter dem Panzer des
»Nilpferds« hervorzog, ertönte plötzlich das
Alarmsignal.
Die Ursache? Eine ganz gewöhnliche Sonneneruption. Lebedinski
handelte genau nach Weisung. Er verkroch sich unter der Schutzkuppel
und wartete, bis die Strahlungsquelle nachließ. Er mußte
lange warten. Endlich erlosch am Schaltpult die rote Lampe des
Indikators. Lebedinski ging hinaus und erblickte ein Bild
unwahrscheinlicher Verwüstung.
Im Krater tat sich Unbeschreibliches. Dort, wo vor kurzem die Rakete
gestanden hatte, ragte ein seltsames, gerüstähnliches Gebilde
empor. Geschäftig eilten die Roboter hin und her. Helle Funken
sprühten auf. Zwei Roboter schweißten eifrig den eben erst
von der Rakete angelieferten Träger für das Teleskop an das
Gerüst. Die Antennen der Funkmeßanlagen waren umgelegt, an
Lebedinskis Geländefahrzeug fehlten die Raupenketten. Ein
leuchtend gelb gestrichener Reparatur-Roboter nahm es fein
säuberlich auseinander. Aus dem Geländewagen ergoß sich
ein silbriger Strahl und fiel weiß geflockt zu Boden. Lebedinski
kam nicht gleich darauf, daß aus dem aufgeschlitzten Schlauch die
Reste seines Sauerstoffvorrates entwichen.
An Sauerstoff dachte er im ersten Augenblick gar nicht. Er versuchte
Verbindung zu den Robotern aufzunehmen, um sie auszuschalten. Sie
reagierten jedoch überhaupt nicht auf seine Signale. Der
erschrockene Ingenieur machte einen Satz nach vorn und stellte sich den
Robotern in den Weg, denn es war noch nie vorgekommen, daß die
Maschinen vor einem Menschen nicht haltgemacht hätten. Doch
diesmal warf ihn der toll gewordene Mechanismus um, und nur wie durch
ein Wunder konnte er sich vor den Raupenketten retten.
Lebedinski begriff, daß die Dinge schlecht standen. Er ging in
die Kuppel zurück und erstattete dem Chef der Station Bericht
über die unverständliche Revolte der Roboter.
»Wieviel Sauerstoff haben Sie noch?« erkundigte sich Smolny.
Lebedinski blickte auf den Armaturengurt seines Skaphanders. Das
trübe Indikatorauge zeigte an, daß die Flaschen nur noch
wenig Sauerstoff, etwa für zwei Stunden, enthielten. Höchste
Zeit, sie aufzuladen, beschloß Lebedinski in Gedanken, aber da
fielen ihm die weißen Flocken am Geländefahrzeug ein. Bleibt
mir nichts weiter übrig, als in der Kuppel auszuharren, dachte er.
In der Kuppel gibt es immerhin einen Monatsvorrat an Sauerstoff. Um
sein Gewissen zu beruhigen, kontrollierte er den Manometerstand und
erstarrte. Der Zeiger stand auf Null.
»Innokenti Borissowitsch, irgend etwas ist nicht in Ordnung!« rief er. »Ich sehe gleich mal nach.«
Er klappte die Helmgitter herunter und verließ die Kuppel durch die Luftschleuse.
Der Sauerstoffvorrat der Basis wurde in großen

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