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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Flaschen
aufbewahrt, die in Reih und Glied unter dem Meteoritenschutzdach an der
Außenwand standen. Diese Stelle war zum Auffüllen der leeren
Behälter besonders günstig. Lebedinski erschrak. Nicht eine
Flasche stand mehr an ihrem Platz. Die Roboter hatten also auch hier
gehaust. Davon zeugten die zerfetzten Sauerstoffbehälter und die
ihm nur zu gut bekannten weißen Flocken zu seinen
Füßen.
Blitzschnell überrechnete er die Ausmaße der Kuppel.
Ungefähr sechs Stunden könnte die Luft unter der Kuppel
reichen. Für zwei Stunden eigener Vorrat. Machte zusammen acht
Stunden. Bis zur Station waren es fünfhundert Kilometer. Für
ein Geländefahrzeug zehn Stunden Weg. Im günstigsten Falle
neun. Das hieß also, ein Geländefahrzeug schaffte es nie und
nimmer. Ausgerechnet jetzt war die »Rubin«, mit der man
diese Strecke in fünfzehn Minuten bewältigen konnte, auf der
erdnahen Orbital-Station zum Triebwerkwechsel.
Zehn Minuten nach Lebedinskis Bericht verließ das superschnelle
Raupenfahrzeug »Grashüpfer 3« die Station und nahm bei
Maximalgeschwindigkeit Kurs auf die Basis. Fahrer waren Schröder
und Bek-Nasarow. Nach weiteren fünfzehn Minuten jagte Stepan
Tscherednitschenko, der beste Fahrer auf dem Mond, mit seinem Fahrzeug
und Mironow als zweiten Mann hinterher.
Über Funk gingen Hilferufe an die Erde und an die amerikanische
Station Little America, die sich am Nordufer des Meeres der Gefahren
befand. Eine Stunde später war die UNO über die Ereignisse
auf dem Mond informiert. Das eben erst von einer Zwischenumlaufbahn
gestartete amerikanische Mondschiff »Potomac« änderte
seinen Kurs und flog mit Höchstgeschwindigkeit zum Mond. Auf
Dutzenden von Forschungs- und Raumstationen, auf den künstlichen
Satelliten und in den Rechenzentren der Erde herrschte Alarmstufe eins.
Dreieinhalbtausend Mann kämpften um das Leben eines Kosmonauten.
Die Station war am Südabhang des halbzerstörten
Torricelli-Kraters errichtet worden – am Rande des Meeres der
Ruhe. Ein idealer Ort für den ersten Stützpunkt. Hier hatte
die Erforschung des Mondes ihren Anfang genommen. Die Station war weit
genug vom Äquator entfernt, um nicht der unerträglichen Hitze
des langen Mondmittags ausgesetzt zu sein. Die nördlicher
gelegenen tausendkilometerlangen Ebenen der beiden Grenzmeere, des
Meeres der Ruhe und des Meeres der Heiterkeit, die
Geländefahrzeugen kaum ernst zu nehmende Hindernisse boten,
ließen schnelle und fruchtbare Forschungsarbeit zu. Im Süden
wurde die Station von den gigantischen, schluchtenreichen
Kettengebirgen mit den Kraterriesen Theophilus und Cyrillus begrenzt.
Hier schlummerten unzählige faszinierende Geheimnisse. Hundert
Jahre würden nicht ausreichen, sie zu lüften. Doch das
Wichtigste war, in dieser Gegend gab es Wasser. Tausende Kubikmeter Eis
lagen dicht unter der Mondoberfläche. So fiel der teure Wasser-
und Sauerstofftransport von der Erde fort. Der Atomreaktor der Station
erzeugte genügend Energie, so daß durch Elektrolyse
praktisch unbegrenzte Mengen des wertvollen Sauerstoffs gewonnen werden
konnten. Mit Wasserstoff war es schlechter bestellt, daran herrschte
ständig Mangel. Die EL-Triebwerke der »Rubin«
fraßen ungeheure Wasserstoffmengen. Immerhin erzeugte der Reaktor
den Treibstoff für die Mondschiffe. So war man nicht auf
Erdlieferungen angewiesen. Das erhöhte natürlich des Tempo
der wissenschaftlichen Forschungsarbeiten.
Bei allen Vorteilen hatte der für die Station gewählte Ort
aber einen großen Nachteil: Das schlackeartige Mondgestein, aus
der die mehr oder weniger ebene Mondlandschaft bestand, hielt der
Belastung durch die Mondschiffe nicht stand. Für die
»Rubin« war daher in der Nähe der Station extra eine
kleine Piste angelegt worden. Die schweren Versorgungsraketen dagegen
mußten die Äquatorialbasis anfliegen, wo die Natur in einem
zentral gelegenen kleinen Krater auf der dem Erdball zugekehrten
Mondseite einen ausgezeichneten Kosmodrom auf festem Basaltmassiv
geschaffen hatte. Der weitere Transport der Frachten erfolgte dann auf
den Mondstraßen.
Die Geländefahrzeuge, die zu Lebedinskis Rettung unterwegs waren,
mußten also fünfhundert Kilometer von der Station bis zur
Basis zurücklegen. Elektronenrechner hatten einen exakten Fahrplan
ausgearbeitet und die optimale Variante gewählt. Lebedinski sollte
den Geländefahrzeugen sieben Stunden nach deren Abfahrt
entgegengehen. Zu diesem Zeitpunkt würde das erste Fahrzeug
hundertfünfzig Kilometer von der Basis

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