Das Molekular-Café
löste…
Nach einer guten Stunde leuchteten die Scheinwerfer des zweiten
Geländefahrzeugs auf, und bald darauf meldete Schröder, dem
es gelungen war, mit der »Potomac« Funkverbindung
aufzunehmen, Foster habe Mironows Peilwinkel empfangen.
Fünf Tage später, nachdem die »Rubin« neue Triebwerke bekommen hatte, landete Fedossejew auf dem Mond.
Im Krater der Basis, von Scheinwerfern angestrahlt,
schalteten und walteten die Roboter. Ihr Bauwerk war bereits abgetragen
und die gefällten Maste und Antennen standen wieder an Ort und
Stelle. Nur ein Haufen zersägter Balken, der neben der Basiskuppel
lag, erinnerte an die turbulenten Ereignisse der letzten Stunden.
Nachdem Fedossejews Assistenten ihre Instrumente
aufgestellt und funktionsbereit gemacht hatten, wurden die Roboter
angehalten. Die langwierige Untersuchung des »Nilpferds«
begann. Nach achtundvierzig Stunden verkündete Fedossejew endlich
ihren Abschluß. Im Krater wimmelte es wieder von Robotern.
Fedossejew lehnte es ab, zur Station zu fliegen, so verlockend der
Gedanke an eine Ruhepause auch war. Er vertrug die geringere
Schwerkraft des Mondes nicht und zog es vor, so schnell wie
möglich in seine gewohnte Erdumgebung zurückzukehren.
Smolny und Lebedinski begleiteten den Gast. Natürlich galt ihre erste Frage der Ursache für das Verhalten der Roboter.
»Das Paradoxe an der Geschichte ist, daß die Erscheinung,
mit der wir es hier zu tun haben, schon über zwanzig Jahre bekannt
ist«, erklärte Fedossejew. »Bei Untersuchungen des
menschlichen Gehirns ist man daraufgestoßen. Daß sie auch
bei Robotern auftreten kann, hat uns allerdings überrascht.
Sie erinnern sich vielleicht, wieviel Diskussionen es in den letzten
zehn bis fünfzehn Jahren um den Mechanismus des Gedächtnisses
gegeben hat. Das Problem schien nicht sonderlich kompliziert zu sein,
seine Lösung wurde jeden Tag erwartet. Allein bis heute ist es
nicht restlos gelungen, das Geheimnis zu lüften. Deshalb
mußten bei der Entwicklung von Rechenautomaten und später
auch beim Bau von Robotern Gedächtnisspeicher konstruiert werden,
die nichts mit dem menschlichen Gehirn gemein hatten und auf ganz
anderen Prinzipien beruhten.
Unsere ersten Roboter waren wegen des begrenzten Umfangs gespeicherter
Informationen primitiv. Die Entwicklung des Kristallgehirns erlaubte
uns schließlich, den Automaten bei gleichem Gewicht und
Ausmaß der Speicherwerke hundertmal mehr Informationen
einzugeben. Dennoch unterschieden sich die Automaten mit Kristallgehirn
im Grunde nicht von den ersten mit Röhren bestückten Rechnern
der vierziger Jahre. Sie wissen sicherlich, daß beispielsweise
die Mondroboter nur ganz einfache Operationen selbständig
durchführen können. Um sie komplex einsatzfähig zu
machen, bedurfte es eines zentralen Kristallgehirns, des
›Nilpferds‹, dessen Volumen vier Kubikmeter
übersteigt.
Im übrigen haben die Wissenschaftler herausgefunden, daß das
menschliche Gehirn über gigantische, uns noch unbekannte
Gedankenspeicher verfügt. Jasper und Penfield haben seinerzeit in
der Gehirnrinde Bereiche entdeckt, in denen unter Stromeinwirkung ganz
unwahrscheinliche Erscheinungen auftraten. Menschen erlangten die
Fähigkeit, sich an Dinge zu erinnern, die sie längst
vergessen hatten. Während einer Testseance deklamierte eine Frau
plötzlich seitenlang griechische Verse, obwohl sie die Sprache gar
nicht kannte. Wie sich bei einer Überprüfung dann ergab,
hatte sie die Verse als Kind von ihrem Bruder, einem Gymnasiasten,
gehört. Menschen ohne musikalisches Empfinden, die noch nie ein
Instrument in der Hand gehabt hatten, konnten vor Jahren gehörte
Melodien richtig wiedergeben. Bis heute ist das Wesen dieser
Erscheinung noch nicht erforscht. Wie seltsam das auch klingen mag, es
ist nicht einmal geklärt, auf welche Art die
Informationsspeicherung vor sich geht, auf biologischer, chemischer
oder physikalischer Grundlage.
Allerdings hätten wir nie vermutet, daß nicht nur das
menschliche, sondern auch das künstliche Gehirn eine derartige
Fähigkeit zur Gedankenspeicherung besitzt. Wir waren der Ansicht,
mit der Konstruktion des Kristallhirns die Bereiche und den Umfang der
Informationsspeicherung festgelegt zu haben. Das heißt, nur nach
Eingabe eines neuen Programms sollten die gespeicherten Informationen
abgerufen und entsprechende Impulse ausgelöst werden, um die
Maschine programmgemäß in Aktion zu setzen. Sobald das
Programm gelöscht war, sollte sich das Kristallhirn aus
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