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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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Antworten Sie, Fjodor
Iljitsch. Schalten Sie die Sauerstoffzufuhr ein. Schließen Sie
den Helm. Stehen Sie auf!«
    Die Stimme des Professors hallte unter der Kuppel
wider und bohrte sich in Lebedinskis Gehirn. Sie mahnte, forderte,
befahl. Schließlich begriff Lebedinski, daß er aufstehen
mußte.
    Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihm endlich, aber er fiel gleich wieder zu Boden.
Der Schmerz des Aufpralls brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
Ohne sich zu erheben, drehte er das Ventil auf und spürte
sogleich, wie der lebenspendende Sauerstoff in seine Lungen drang. Er
schloß den Helm, um keinen einzigen Liter des wertvollen Gases
ungenutzt ausströmen zu lassen. Dann stützte er sich mit
Händen und Füßen ab und blickte zur Uhr.
»Ich gehe«, sagte er und stand auf. »Senden Sie die Funkwellenbündel aus.«
Anderthalb Sekunden später wurden seine Wort auf der Erde
vernommen. Sofort breiteten sich unsichtbare Energieströme im
Weltraum aus. In der Station stellte Professor Smolny die
Kontrollstoppuhr. Von nun an unterwarf sich alles dem Lauf ihres
Zeigers, der Lebedinskis Minuten, vielleicht die letzten, zählte.
Mit einer Drehung des Hebelschalters stellte Lebedinski die
Kuppelscheinwerfer ein, gleißendes Licht ergoß sich
über den Krater. Jetzt konnte er hinaustreten.
Doch vergeblich drückte er gegen die Tür der Schleusenkammer.
Sie gab nicht nach. Hastig prüfte er, ob sie entriegelt war. Noch
ein Blick auf den Druckanzeiger. Alles in Ordnung. Die Tür
öffnete sich aber nicht. Furcht packte ihn. Er nahm Anlauf und
stieß mit aller Gewalt gegen die Tür, riskierte dabei,
seinen Skaphander zu beschädigen. Sie gab nicht einen Millimeter
nach. Voller Verzweiflung sah sich Lebedinski in der Kuppel nach einem
schweren Gegenstand um, mit dem er die verfluchte Tür einschlagen
konnte. Er hatte wohl gestöhnt, denn Smolny fragte sofort, was los
wäre.
Die Stimme des Chefs zwang ihn, sich zusammenzunehmen.
»Alles in Ordnung«, sagte er. »Gleich öffne ich die Luftschleuse.«
Noch einmal blickte er auf die Instrumente. Was war bloß
geschehen? Was hatte er nicht beachtet? Der fürchterliche Gedanke,
daß die revoltierenden Roboter die Tür von draußen
zuhalten könnten, durchzuckte ihn. Die Signalanlage zeigte jedoch
an, daß die Außentür offenstand und der in der
Schleuse stehende Kundschafter-Roboter durch die undurchdringlichen
Wände gegen die Funkbefehle des »Nilpferds« sicher
abgeschirmt war.
Einige Stunden zuvor hatte sich die Tür noch ganz leicht
öffnen lassen, daran erinnerte sich Lebedinski. Was mochte
inzwischen vor sich gegangen sein?
Bei unterschiedlichen inneren und äußeren
Druckverhältnissen verhinderte die automatische Blockierung das
Öffnen der Tür. Der Druckmesser bewies jedoch eindeutig,
daß in der Schleusenkammer normale Druckverhältnisse
herrschten.
Plötzlich fiel es Lebedinski wie Schuppen von den Augen. Viele
Stunden schon befand er sich in einem verschlossenen Raum, in dem der
Luftvorrat nicht aufgefüllt worden war. Die menschliche Lunge
entnahm der Luft bei jedem Atemzug bis zu vier Prozent Sauerstoff und
verwandelte ihn in Kohlendioxid, den die exakt funktionierenden
Regeneratoren störungsfrei eliminierten. Der Druck unter der
Kuppel war gefallen, zwar nur minimal, um zwei bis drei Prozent etwa,
aber doch genug, um einen Druck auf die Tür von einigen hundert
Kilogramm zu erzeugen.
Schnell begann Lebedinski, den Druck in der Schleuse auszugleichen. Die
Tür öffnete sich. Nach anderthalb Minuten stelzte der
Kundschafter-Roboter im Licht der Scheinwerfer durch die
Außentür. Links, hundert Meter von der Kuppel entfernt,
begann der Weg zur Station. Der Roboter aber schwenkte nach rechts.
Dorthin, wo seine Kumpane emsig hin und her rannten.
Das ist das Ende. Sollen all die Qualen vergebens gewesen sein? dachte
Lebedinski. Absolute Gleichgültigkeit bemächtigte sich
seiner. Aber dennoch erstattete er dem Chef der Station
ordnungsgemäß Meldung.
»Kehren Sie sofort in die Kuppel zurück«, befahl
Smolny. »In der Apotheke ist ein Schlafmittel. Nehmen Sie drei
Tabletten. Verringern Sie die Sauerstoffzufuhr, legen Sie sich hin und
warten Sie auf das Geländefahrzeug.«
»Das ist sinnlos«, sagte Lebedinski resigniert. »Außerdem will ich nicht im Schlaf sterben.«
»Führen Sie den Befehl aus«, wurde er von Smolny unterbrochen. »Verlieren Sie keine…«
Mitten im Satz hielt der Professor inne. Lebedinski vernahm
plötzlich gedämpftes Stimmengewirr. Dann

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