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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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ertönte in
seinem Helm eine unendlich ferne, unbekannte Stimme: »Fjodor
Iljitsch! Hier spricht Fedossejew. Berichten Sie bitte sofort, was die
Roboter bauen. Hören Sie mich? Antworten Sie!«
Fedossejew war schwer zu verstehen. Anscheinend hatte der Nachrichtensatellit den Bereich der Funksicht wieder verlassen.
»Ich habe Sie verstanden«, sagte Lebedinski akzentuiert.
»Doch was sie bauen, läßt sich schwer beschreiben.
Hohe Träger, auf denen Neigungsgitter befestigt sind. Das Ganze
erinnert an ein Radioteleskop.«
»Und was für ein Programm hat das
›Nilpferd‹?« fragte Fedossejew erregt. Seine
Stimme, die über mehrere Fernsprechvermittlungen und
Relaisstationen aus der kleinen Siedlung bei Moskau kam, war kaum noch
zu hören.
»Das Programm habe ich vor der Sonneneruption
rausgenommen«, sagte Lebedinski. Blitzartig schoß ihm ein
Gedanke durch den Kopf.
»Programmieren Sie sofort, hören Sie mich?«
Fedossejews Stimme wurde noch undeutlicher. »Programmieren
Sie…«
Die Stimme verschwand. Aber Lebedinski wußte, was er zu tun hatte. Er drehte sich um und hastete zur Schleuse.
    Eisige Kälte brachte Mironow wieder zu sich.
Er hing in den Anschnallgurten. In der Kabine herrschte absolute
Dunkelheit. Mironow tastete den Verschluß ab und drückte auf
einen Knopf. Die Gurte hakten aus, und er fiel. Halt suchend, auf den
abschüssigen Boden.
    Er kniete sich hin, schaltete die Kopflampe ein, aber an stelle hellen Lichts nahm er nur ein verschwommenes Flimmern wahr.
    Bin ich etwa blind? dachte er entsetzt und griff an seinen Helm.
Silbergrauer, von vereinzelten Funken erhellter Nebel schwamm ihm vor
den Augen. Mironow versuchte den Helm zu öffnen, aber das
Helmgitter gab nicht nach. Plötzlich merkte er, was los war, und
bekam einen Schreck.
Die Helmscheibe war innen mit einer dicken Reifschicht bedeckt.
Offensichtlich hatte die hermetische Isolierung der Fahrzeugkabine
einen Defekt, denn jetzt herrschte hier kosmische Kälte.
Fieberhaft betätigte Mironow die Taste für die Beheizung der
Helmscheibe. Nach wenigen Minuten rann ihm eisiges Wasser den Hals
hinab. Die Scheibe würde wieder klar.
Kraftlos mit den Armen baumelnd, hing Tscherednitschenko in den Gurten
des Fahrersitzes. Im Schein der Lampe glitzerten Splitter von
Instrumenten, blinkte die Pfütze einer erstarrten Flüssigkeit.
Mironow fühlte, daß er am Ende war. Sein Gehirn arbeitete
mechanisch weiter. Er berechnete die kläglichen Sauerstoffreste,
überschlug in Gedanken die Kilometer durch das unpassierbare
Gebirge und erwog die allerletzten Chancen. Er wußte nur zu gut,
daß das alles zu nichts führen konnte. Einzig und allein das
anerzogene Gefühl für Disziplin ließ ihn im Geiste
sinnlose Varianten für ihre Rettung aufzählen. Dumpfe
Gleichgültigkeit erfaßte ihn. Dennoch ging er zu seinem
Kameraden und löste dessen Gurte. Tscherednitschenko stöhnte
auf.
Das war Musik in Mironows Ohren. Er drehte das Ventil an
Tscherednitschenkos Sauerstoffflasche ganz auf und drückte auf den
blauen Knopf an dessen Gürteltastatur. Unter Tscherednitschenkos
Helm zersprang eine kleine Ampulle. Ein belebendes Gas-Tonikum drang in
Tscherednitschenkos Lungen. Nach wenigen Sekunden erhob er sich
taumelnd.
Noch nie im Leben hatte Tscherednitschenko einen Auftrag nicht
erfüllt. Kaum war seine Helmscheibe abgetaut, blickte er auf die
Uhr am Ärmel seines Skaphanders. Lebedinski mußte schon
unterwegs sein.
Tscherednitschenko sprang zum Schaltpult und betätigte den
Beschleunigungshebel. Das mechanische Herz des Fahrzeugs erzitterte,
sein nach unten gesunkener Bug hob sich ein wenig. Das war alles.
Die Freude beim Anrucken des Fahrzeugs und die Enttäuschung,
daß es dabei blieb, waren der letzte Schlag für Mironows bis
zum Zerreißen gespannte Nerven. Die Vorstellung, in dieser
Steinwüste, vierhunderttausend Kilometer vom Heimatplaneten
entfernt, begraben zu sein, lähmte ihn vollends. Er dachte nicht
mehr an Lebedinski, dessen Minuten gezählt waren, und auch nicht
an seinen Gefährten.
Ein einziger Gedanke hämmerte in seinem Kopf: Hätten wir die
Straße nicht verlassen, wären wir jetzt nicht in dieser
fatalen Lage.
Sein starrer Blick war auf Tscherednitschenko gerichtet, der ihm etwas zurief. Mironow verstand kein Wort.
Tscherednitschenko nahm einen kleinen Havarieballon aus der
Wandhalterung und befestigte ihn bei sich an der Brust. Die
großen Rückenballons ohne fremde Hilfe auszuwechseln war
schwer, doch das Havarieventil an der linken Schulter

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