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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefiel. Ihr bevorzugter
Tummelplatz wurde das Labor. Tag und Nacht wirtschafteten sie dort
herum. Ruhe brauchten sie nicht, und als Aufbaustoff genügte ihnen
eine Handvoll feuchten Sandes und etwas Kalk.
Human, es verschlug mir die Sprache, als ich das Geheimnis ihrer
Werkelei entdeckte! Sie hatten doch tatsächlich auch ihre eigenen
Produktionsformeln ausgetüftelt. Wozu ich Jahre benötigt
hatte, war ihnen in Tagen gelungen. Für die Herstellung des
Polysilits hatten sie sogar eine neue, viel einfachere Lösung
gefunden.
Es war ihnen jetzt möglich, ohne menschliche Hilfe und an jedem
beliebigen Ort ihresgleichen herzustellen. Die erforderlichen
Speicherwerke und gewisse elektronische Elemente entnahmen sie
vorläufig noch geraubten Automaten. Nach allem, was ich sah, stand
für mich jedoch fest, daß sie auch diese letzte
Schwierigkeit überwinden und kurz über lang neuartige
Speicher für unbegrenzte Selbstprogrammierung aushecken
würden.
Ich, ihr Schöpfer und Meister, war abgetan. Sie brauchten mich
nicht mehr. Weder Antäus, der mir so lernbegierig zugeschaut
hatte, noch die anderen, die nach ihm gekommen waren.
Inmitten ihrer Welt lebte ich fortan wie auf einem fremden Stern, sinn-
und zwecklos, nicht mehr als fossiler Rest einer vergangenen Epoche.
Ich war nahe daran, Dementia zu verlassen, der bedrückenden
Vereinsamung zu entfliehen. Mein Helikopter stand bereit. In wenigen
Minuten hätte ich wieder unter Menschen sein können. Ich
blieb aber.
Die Autogonen vervollkommneten sich fortgesetzt. Hatte ihr Kopf infolge
der wiederholten Hirnaufstockung schließlich mehr als zwei
Drittel des gesamten Körpers beansprucht, so zeigten sich jetzt
Ansätze einer nicht für möglich gehaltenen Adaption:
Anpassung an die menschliche Gestalt! Sie verformten sich ständig,
was beim plasteartigen Polysilit nicht allzu schwierig war.
Diese Entwicklungstendenz widersprach gänzlich meiner Theorie von
der Ablösung des Menschen als überlebte Form der Materie.
Zudem vollzog sich die Umwandlung in unglaublich raschem Tempo. Wohin
soll das führen? fragte ich mich. Hatte ich einen Kreislauf in
Gang gesetzt, und stand am Ende wieder der Mensch, nicht der heutige,
ein anderer, künftiger, aber ein Mensch? Mein armer Kopf, Human!
Ein Widerspruch machte mir besonders zu schaffen. Mit zunehmender
Vermenschlichung wuchsen die Ansprüche und Bedürfnisse der
Autogonen rapide. Logischerweise hätten sie sich nun zusammentun
müssen, um eine optimale Befriedigung ihrer Wünsche zu
erzielen. Das fiel jedoch keinem von ihnen ein. Jeder stützte sich
auf seine Superintelligenz und wählte den Alleingang. Die einzige
Folge davon konnte nur sein, daß aus den gleichen Interessen
Steine des Anstoßes werden.
So geschah es auch. Der eine begehrte, was der andere wollte. Keiner
lenkte ein, denn es gab keinen Klügeren, Solche Plänkeleien
waren das reine Tauziehen. Zufälligkeiten entschieden über
den Ausgang.
Einmal wollte ich einen Streit schlichten. Es ging um ein Kugelgelenk.
Irgendwo fand ich ein zweites. Ich gab es ihnen in der Hoffnung,
daß nun Frieden sei. Weit gefehlt! Der eine wie der andere wollte
absolut das erstere haben. Maschinenlogik!
Die Auseinandersetzungen mehrten sich von Tag zu Tag. Ich dachte lange
und gründlich über die tiefere Ursache nach. Ohne Zweifel
bahnte sich etwas an. Es lag wie Gewitter in der Luft. Als ich
Antäus deswegen zur Rede stellte, knurrte er nur böse und
ließ mich stehen wie ein Kind, das nach dem Klapperstorch gefragt
hat.
Und dann kam es zur Schlacht zwischen den Autogonen. Jawohl, zu einer
regelrechten Schlacht. Wie zu Zeiten des Barbarentums. Ich
flüchtete auf einen Eukalyptus und sah dem Gemetzel aus der
Vogelperspektive zu.
Alle kämpften gegen alle. Brüllend warfen sie sich
aufeinander. Wer ihnen das Gebrüll beigebracht hatte, war mir
unerfindlich. Weder von mir noch von sonst einem Menschen konnten sie
es gelernt haben, und Raubtiere gab es in dieser Gegend nicht.
Jedenfalls war es ganz schrecklich. Sie rissen sich gegenseitig Arme
und Beine aus, zertrümmerten sich die Schädel, entwendeten
einander die Speicherwerke. Es ging zu wie im griechischen Lager vor
Troja.
Antäus stolperte über seine Beine und stürzte.
Hätte der Idiot meine bewährte Antigravitationsbalance
behalten, wäre ihm das nicht passiert. Ein junger Autogone
zerstampfte ihn. Mir zerriß es das Herz. Antäus, mein
erster, dahin!
Ich will Sie nicht länger mit dem grausigen Bild quälen, das
vor meinen Augen

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