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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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abrollte, Human. Zum Schluß war das Schlachtfeld
mit Trümmern bedeckt. Überall lagen Gedächtnisse herum.
Die Überlebenden sammelten sie hastig ein, um sie sich
einzuverleiben. Zum Glück waren genügend vorhanden, sonst
wäre der Kampf sicherlich von neuem entbrannt.
Die Erregung hatte sich mir derart auf den Magen geschlagen, daß
ich an diesem Abend keinen Bissen hinunterbekam. Human, was hier
geschehen war, ließ keinen Zweifel mehr aufkommen. Das war die
Evolution, die wahre Auslese! Meine Autogonen hatten sich in den
großen Entwicklungsprozeß eingegliedert. Mein Werk war vor
der Natur legitim geworden.
Ich begann meine Sachen zu packen. In spätestens drei Tagen wollte
ich Dementia verlassen, um in aller Öffentlichkeit zu
verkünden, daß sich meine Theorie als richtig erwiesen habe
und die Ablösung der Menschheit durch die Autogonen unabwendbar
sei. Was nun zu tun bleibe – so sollte mein Appell ausklingen
–, könne nichts weiter sein, als dem Schicksal mit
würdigem Ernst ins Auge zu blicken und in stolzem Verzicht die
menschliche Ära zu beenden.
Aufs tiefste bewegt, sprach ich meine Gedanken sogleich auf Band. Es
war herrlich still nach dem Schlachtgetümmel. Die Sieger waren
abgezogen. Darunter auch der junge Autogone, der Antäus
tödlich demoliert hatte. Ich gab ihm in memoriam den Namen
Antäus der Zweite.
In aller Frühe weckte mich höllischer Lärm. Vom Scrub
her rückten grölend die Autogonen an. Wie eine Horde
Betrunkener. Aber so etwas gab es doch nicht mehr. Was hatten sie
bloß?
Als sie näher kamen, waren Stimmen zu unterscheiden: ›Er
ist auch so ein Lump! – Den Hals umdrehen! – Wozu braucht
der ein Speicherwerk?‹
Mir schlugen in diesem Augenblick die Zähne nur so aufeinander,
denn ich vermutete gleich richtig, daß die abscheulichen Rufe mir
galten. Mit fliegenden Händen raffte ich das Notwendigste
zusammen, vor allem Konserven und einen Wasserkanister. Zum Flugzeug zu
gelangen, war es bereits zu spät. Meine einzige
Rettungsmöglichkeit lag darin, diesen steilen Felsen zu erklimmen.
Ich wußte, daß die Autogonen Kletterpartien scheuten wie
weiland der Teufel das Weihwasser.
Schweißüberströmt gelangte ich auf das Plateau. Keine
Minute zu früh! Von allen Seiten eilten sie herbei. Zuerst
zertrampelten sie meinen Helikopter, dann rissen sie das Haus und den
Schuppen nieder.
Ihre Wut über mein Verschwinden war grenzenlos. Ich kannte sie
nicht wieder. Wahrscheinlich waren sie bei ihrem Streifzug auf Menschen
gestoßen, die sie angegriffen hatten.
Das wäre das Ende! Nichts konnte furchtbarer sein als ein Autogone, der sich bedroht fühlt.
Antäus der Zweite bemerkte mich zuerst in der luftigen Höhe.
Wie ich erwartet hatte, machte er gar nicht den Versuch
hinaufzusteigen. Er blieb mit den anderen am Fuße des Felsens
stehen und rief mir zu: ›Bist du mein Schöpfer?‹
›Natürlich‹, antwortete ich. ›Und ich bitte mir mehr Respekt aus!‹
Erbost schrie er: ›Lüge! Antäus hat mich gemacht. Du
bist ein ganz gewöhnlicher Schmarotzer in der Maschinenwelt! Die
dummen Servoautomaten von den Gruben haben recht. Ihr Menschen seid zu
nichts nutze und lebt auf unsereKosten.
    Nun reichte es mir. ›Sieh mal an‹,
tobte ich los, ›aber Hirnraub begehen, das ist erlaubt, wie?
Dazu sind die dummen Servos gerade gut genug! Du bist ein Schmarotzer, ein Nichtsnutz bist du, ein…‹
    Weiter kam ich nicht. Mir ging die Luft aus, und der Lärm unten wurde ohrenbetäubend.
Die Autogonen reckten mir ihre Pranken entgegen. ›Elender
Menschenwurm! Hinterhältiger Schuft! Deine Zeit ist um!‹
Derartige Ausdrücke konnten sie tatsächlich nur von wenig
qualifizierten Automaten haben. Bitter enttäuscht wandte ich mich
ab und vertiefte mich in Betrachtungen über mein bedauernswertes
Schicksal.
Unter ständigen Schmährufen verschwanden die Autogonen
schließlich. Oh, sie wußten genau, daß ich mich nicht
von feuchtem Sand ernähren kann und nur die Wahl habe, mich ihnen
auszuliefern oder in diesem verfluchten Adlerhorst meine Knochen
bleichen zu lassen. Der Gedanke, daß ich Hilfe finden
könnte, war ihnen nicht gekommen. Sie helfen einander ja auch
nicht.
So, Human, das ist mein Bericht.«
Demens lehnte sich zurück und blickte mich abwartend an, bereit,
mögliche Gegenargumente sofort von meinem Munde weg zu zerfetzen.
»Welches Grundprogramm haben Sie Ihren Autogonen eingegeben?« fragte ich.
»Das Prinzip der Selbstbehauptung.«
»Sonst nichts?«
»Nein.«
Ich schaute

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