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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Tausendfüßerkonstruktion gedacht, dann aber der
praktischeren AGB-Lösung doch den Vorzug gegeben. Sie werden mir
darin unbedingt beipflichten.
Ich versuchte, Antäus darzulegen, daß die menschlichen Beine
eine krasse Fehlleistung der Natur seien. Ich demonstrierte ihm, wie
unbeholfen, geradezu linkisch unser Gehen ist, bewies ihm, daß
wir beim Schreiten nur von einem Bein aufs andere fallen und, wenn wir
eins verlieren, auf künstlichen Ersatz angewiesen sind oder
zeitlebens ein Krüppel bleiben.
Es gelang mir jedoch nicht, ihn zu überzeugen. Im Gegenteil, er
wurde unverschämt und nannte mich einen Ignoranten, einen
Pfuscher. Kurzerhand untersagte ich ihm, das Labor noch einmal zu
betreten. Wie töricht das war, erwies sich allzubald.
Neben der Produktion von Autogonen beschäftigte ich mich mit dem
Studium der Verhaltensweise von Antäus und seinen Artgenossen.
Mittlerweile gab es schon dreißig in Dementia. Sie können
sich denken, daß ich ausgelastet und nicht in der Lage war, jedem
meiner Geschöpfe volle Aufmerksamkeit zu widmen.
Natürlich vermied ich es, sie zu gängeln und durch Befehle
meinem Willen zu unterwerfen. Sie sollten sich selbst überlassen
bleiben. So allein konnte mein Versuch seinen Sinn bekommen.
Antäus erwies sich als der Gescheiteste von allen. Das war auch
durchaus verständlich. Er war der Älteste und hatte
infolgedessen die meisten Erfahrungen gesammelt. Irgendwelche Vorrechte
machte er nicht geltend. Der Lernprozeß nahm ihn noch ganz und
gar in Anspruch. Ebenso erging es den anderen. Sie beachteten einander
kaum, sondern unterzogen sich der ›Selbstoptimierung‹.
Ungeduldig wartete ich auf den Augenblick, wo sie das erste
Reifestadium erreicht haben würden. Nun, das geschah sehr schnell
und brachte mir gleich eine Überraschung.
Eines Morgens stellte ich fest, daß ein Sack Polysilit im
Lagerschuppen fehlte. Von böser Ahnung getrieben, eilte ich ins
Labor. Dort fand ich Antäus vor. Er hatte sich das Unterteil
abmontiert und zwei selbstgeformte Beine angesetzt.
Ich war empört. Da hatte ich es nun gut gemeint und ihm das
denkbar beste Fortbewegungssystem gegeben, aber nein, er mußte
sich aus reiner Nachäfferei zwei alberne Beine zulegen.
Am liebsten hätte ich ihn geohrfeigt. Ich zweifelte an der
Richtigkeit meiner Theorie, das gestehe ich offen ein. Konnten die
Autogonen wirklich die neuen Primaten auf Erden werden, wenn sie den
Menschen als Vorbild sahen? Oder hatte ich sie nicht genügend
durchkonstruiert?
Tagelang lief ich deprimiert umher und sah tatenlos zu, wie sich auch
die übrigen Autogonen Beine machten. Allmählich beruhigte ich
mich jedoch und verfertigte aus dem Rest meiner Vorräte weitere
Zylindertypen, diesmal allerdings gleich mit Beinen.
Die Lust zum Eigenbau wollte ich ihnen aber ein für allemal
austreiben. Deshalb forderte ich kein neues Material aus dem
Reservelager an. Gespannt sah ich dem entgegen, was folgen würde.
Zunächst geschah nichts Besonderes. Ich ließ die Autogonen
ungeschoren. Sie streiften durch die nähere und weitere Umgegend,
die sie inzwischen genau kannten. Alles war ihnen vertraut, nichts
überraschte sie mehr. Sie begannen sich zu langweilen und wurden
reizbar.
Um sie zu beschäftigen, ließ ich sie Bäume fällen,
Steine klopfen, hielt sie zur täglichen Gymnastik an und
exerzierte stundenlang mit ihnen auf dem Platz vor dem Labor. Leider
wurde nichts Rechtes daraus. Gleichschritt in geschlossener Formation
war ihnen beim besten Willen nicht beizubringen. Sie hatten kein
Gemeinschaftsgefühl. Wahrscheinlich kollidierte auch ihre Logik
mit dem Unsinn dieser Tätigkeit.
Mir fiel auf, daß sie immer häufiger im Schuppen und im
Labor herumstöberten. Natürlich fanden sie keine Handvoll
Polysilit mehr. Ich hatte diebischen Spaß daran, wenn mich das
heimliche Tun auch etwas kränkte. Es erschien mir der
künftigen Herren dieser Welt unwürdig. Sie sollten besser als
die Menschen sein. Sonst hätte die ganze Ablösung ja wenig
Sinn.
Als die Kramerei kein Ende nahm, stellte ich mich mal dumm und fragte
Antäus geradeheraus, was es zu suchen gäbe, da sie doch fix
und fertig seien, und wie er sich eigentlich die Zukunft denke.
Er durchbohrte mich mit seinen Elektronenaugen und erklärte, er
wolle sich weiterorganisieren. Dazu brauche er Material. Ich solle es
endlich herausrücken.
Das lehnte ich mit dem Hinweis ab, sein Speicher vertrage keine
stärkere Belastung, die bis jetzt gesammelten Erfahrungen
müsse er erst mal richtig

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