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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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schildern. Aber eine Frage zuvor: Haben Sie
zufällig etwas Eßbares bei sich?«
Ich lud ihn in unsere Kabine ein und tischte ihm auf, was die
Bordküche hergab. Er verschlang alles, ohne sich erst der
Mühe des Kauens zu unterziehen.
Geduldig schaute ich ihm zu. »Wie lange haben Sie nichts Ordentliches mehr gegessen, Demens?«
»Acht Tage.« Er wischte sich den Mund mit dem
Handrücken. »Und dann nur Eukalyptusrinde. Wird auf die
Dauer fad, wissen Sie. Zum Glück habe ich noch etwas
Trinkwasser.«
»Und wie sollte der grandiose Versuch für Sie ausgehen, wenn wir nicht gekommen wären?«
Demens funkelte mich an. »Sie wollen wieder streiten. Das ist unfair. Ich bin momentan nicht recht in Form.«
Seine Kaltblütigkeit war gespielt. Ich spürte deutlich,
daß ihm die Angst im Nacken saß, panische Angst, Todesangst.
»Machen wir uns nichts vor, Demens«, sagte ich. »Wie es um Sie steht, sieht man doch.«
Er schob die Reste der Mahlzeit beiseite. »Ach was! Ich bin zufrieden.«
»Zufrieden, daß Sie die Unabwendbarkeit Ihres Unterganges
als Iliphorus Demens im besonderen und als Homo sapiens im allgemeinen
bewiesen haben?«
»Wenn Sie so wollen, ja. Meine Autogonen haben mich matt gesetzt.
Wären Sie jetzt nicht hier, bliebe mir nur die Alternative, auf
diesem Felsen zu verhungern oder mich den Autogonen auf Gedeih und
Verderb zu unterwerfen. Sie haben mir jede Möglichkeit zu einem
dritten Weg genommen. Und wenn Sie Ihren wunderschönen Graviplan
erwischen, sitzen Sie genauso in der Falle wie ich.«
»Das verstehe ich nicht, da muß doch ein Schaltfehler vorliegen.«
»Schaltfehler!« Demens lachte höhnisch auf. »Sie
reden wie ein Dilettant, Human. Hier handelt es sich um eine
Kettenreaktion, die, einmal ausgelöst, nicht mehr aufzuhalten
ist.«
»Wie viele Autogonen haben Sie in Dementia?«
»Etwa vierzig.«
»Die genaue Anzahl müssen Sie doch wissen.«
»Ich habe den Überblick verloren. Sie reproduzieren sich
unglaublich schnell. Es ist schon die zweite Generation.«
»Was denn? Sie sind ja erst ein halbes Jahr in Dementia.«
»Trotzdem ist’s so. Ich kam mit dreißig
Servoautomaten an und ließ mir von ihnen das Labor bauen.«
»Die Ruine?«
»Jetzt ist es kurz und klein geschlagen, jawohl. Unmittelbar
daneben wurde das Materiallager angelegt. Ich hatte reichlich Rohstoff,
Einzel- und Ersatzteile mitgebracht. Weitere Mengen hielt ich in
Übersee bereit. Ob und wann ich diese Reserven benötigen
würde, wußte ich noch nicht. Mein Plan war elastisch, auf
alle Möglichkeiten abgestimmt.«
»Ich begreife nicht, warum Sie gerade diese Gegend wählten.«
»Es war gar nicht so einfach, ein Fleckchen Erde zu finden, das
so einsam war, wie ich es brauchte. Dieser Bergrücken entsprach am
ehesten meinen Anforderungen. Er ist vom Scrub umgeben, wo ein
Ausbrechen zumindest erschwert ist. Außerdem steigt ein Kybernat,
wie Sie wissen, Berge lieber hinauf als hinab. Und schließlich
ist das Meer weit genug von hier entfernt. Meine Autogonen sind
amphibisch. Ein großer Vorzug, aber wenn sie unter Wasser
entwischen, fängt sie kein Teufel mehr ein.
Ich machte mich sogleich an die Arbeit, und in einer Woche war der
erste Autogone fertig. Zylindertypus aus Polysilit. Hervorragendes
Material, hält eine Temperaturdifferenz von vierhundert Grad aus.
Kann ich Ihnen sehr empfehlen. Das Speicherwerk nahm das obere Drittel
des Zylinders ein. Ich hatte es zu Hause vorprogrammiert.
Kapazität zwanzig Milliarden bit!«
»Diese Anzahl Informationseinheiten entspricht etwa dem Wissen eines siebzehnjährigen Menschen.«
»Mein lieber Human, das menschliche Speicherwerk…«
»Gedächtnis!«
»Wie? Ach so. Das menschliche Gedächtnis ist an und für
sich ganz gut durchkonstruiert. Aber die Funktionstüchtigkeit! Ich
versichere Ihnen: dreistufige Kunsthirne sind auf die Dauer viel
zuverlässiger. Da wird nichts vergessen. Was wichtig ist, bleibt
drin.
Jedenfalls war ich auf meinen Autogonen sehr stolz. Antäus –
so nannte ich ihn – funktionierte tadellos. In den ersten Tagen
beschäftigte er sich damit, seine Umgebung zu studieren und
Erfahrungen zu sammeln. Besonderes Interesse zeigte er für mich
und meine Arbeit. Stundenlang stand er im Labor und sah zu, wie ich
Autogonen montierte.
Einmal kam er zu mir und fragte, warum ich Beine habe. Er hatte
nämlich keine, sondern schwebte nach dem AGBPrinzip. Die
Antigravitationsbalance ist meines Erachtens die ideale
Fortbewegungsart für Zylindertypen. Ursprünglich hatte ich an
die

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