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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wainwright«, sagte er seelenruhig
lächelnd. »Saibantschoo, es wäre noch zu beweisen, daß das
Gerät in Betrieb war.«
»Daran soll’s nicht fehlen.« Wainwright lächelte
nun auch. »Saibantschoo, ich beantrage die Anfertigung eines
Zusatzgutachtens.«
»Dafür besteht keine Notwendigkeit«, sagte Amanoiwato
ungerührt. »In einem der von Ihnen vorgelegten Gutachten
heißt es: Die Energie für die einmalige Abgabe des
Funksignals in Höhe von zwanzig Joule liefert ein
eingebauter Minikondensator. Bei der Anfertigung des
Gutachtens wurde der Kondensator entladen.«
»Und was dürfen wir daraus schließen, Saibantschoo?«
Wainwright sah den Fallstrick nicht.
»Der Kondensator war geladen, folglich ist das Gerät nicht
benutzt worden.«
Tumult sprang durch die Zuschauerreihen. Mitsukawas
sonst undurchdringliches Gesicht strahlte in andächtiger
Verzückung vor der Weisheit des Elektronenrichters. Wainwright stand in Gedanken und starrte mechanisch auf
Doris’ Hände, die in unwahrscheinlichem Tempo Stenografie
zauberten. Der vermaledeite Heckenschütze soll also mit der
Sache nichts zu tun gehabt haben? Was denn, hat er zum
puren Spaß mit dem Ding am Bahndamm gehockt? Kaum.
Da muß doch einer schneller gewesen sein. Eine andere
Erklärung gibt es nicht.
Wainwright warf sich in die Brust.
»Saibantschoo!« sagte er laut und vernehmlich. »Die Sache
ist eindeutig. Ich bezichtige Denschi-Boß, den
verantwortlichen Angestellten der Kyuukoo-Umpan,
vorsätzlich falscher Weichenstellung zwecks Vernichtung
von Eigentum der USA…«
Schlagartig verschwand die Unruhe im Saal, doch nur für
einen Augenblick.
»… sowie anschließenden Selbstmords aus Furcht vor der
Verantwortung«, setzte Wainwright hinzu und sah
triumphierend in die Runde.
»Wer ist Denschi-Boß?« fragte die Stimme.
»Ein Angestellter der genannten
Eisenbahntransportgesellschaft«, antwortete Mitsukawa, der
sich langsam von dem Schreck erholte. Der Gegner war
gewiefter als erwartet.
»Führen Sie den Angestellten vor!« ordnete die Stimme
an. »Das geht nicht, Saibantschoo. Denschi-Boß ist ein
ortsfester Neuroid.«
»Dann soll er seine Aussage schriftlich einreichen.«
»Geht leider auch nicht, Saibantschoo«, setzte Mitsukawa
höflich auseinander. »Er ist abgeschaltet.«
»Was soll das heißen?« wollte der Richter wissen. »Wer hat
ihn abgeschaltet?«
»Er sich selbst, Saibantschoo. Daher die falsche
Weichenstellung.«
Der Tumult hielt sich. In den hinteren Reihen kam Streit auf
um die Vermutung, Denschi-Boß stünde mit dem Bund der
Atomkriegsgegner in Verbindung. Ruhe und Ordnung
mußten von der Polizei wiederhergestellt werden.
»Angeklagter«, sagte die Stimme. »Wann hat sich
DenschiBoß ausgeschaltet, vor oder nach der Katastrophe? Und
haben Sie Beweise dafür?«
Stille. Mitsukawa verzögerte die Antwort. Er konzentrierte
sich. Das alte Judoprinzip »Mach dir die Stärke des Gegners
zunutze« hatte ihm im Geschäftsleben noch immer treue
Dienste geleistet. Der Sieg stand vor der Tür.
»Saibantschoo, uns stehen Fernsehaufnahmen zur
Verfügung, die von Inasuma bis zum Eintritt der Katastrophe
gesendet wurden. Wenn Sie gestatten, fügen wir den Film
dem Beweismaterial bei.« Er reichte dem Gerichtssekretär
eine runde Blechbüchse.
An der Kuppelwand erschien, gleich einer aufgestoßenen
Tür, ein helles Rechteck. Die Zuschauer hatten das Gefühl,
auf das Dach einer irrsinnig rasenden Lokomotive
hinauszutreten. Auf den Schienen ein toller Tanz hüpfender
und gleißender Sonnenreflexe. Links und rechts grüne
Bambuswände. Plötzlich, weit weg, das Hinüberplumpsen
eines kleinen Körpers über den Bahndamm. Gleich darauf
Abreißen des Bildes. Statt dessen helles Flimmern.
»Angeklagter«, donnerte Amanoiwato, »wie
erklären Sie
sich den Vorgang?«
»Saibantschoo, unsere Fernsehaufnahmen basieren auf
Zeitraffersystem. Um die Informationsdichte des
Filmstreifens zu vergrößern, werden nur wesentliche
Handlungsveränderungen in der Bildfolge
übertragen…« Die bunten Schatten auf dem Bildschirm
verloschen. »Ich erhebe Einspruch, Saibantschoo!«
Wainwright hob die
Hand. »Ich bin nicht hier, um mir populärwissenschaftliche
Vorträge anzuhören.«
»Dem Einspruch kann nicht stattgegeben werden«, sagte die
Stimme.
»… das in der Zentrale einlaufende Bildkonzentrat wird von
Denschi-Boß analysiert und zu normaler Bildfolge
aufgeschlüsselt.«
»Was sind das für faule Witze?« fauchte Wainwright.
»Nichts als Nonsens!«
Mitsukawa bewegte tonlos

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