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Das Molekular-Café

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Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Sie bitte auf
das Konto der ›General Atomic‹ bei der Lloyd Brothers
Bank überweisen. Wie bitte? Hat sich ausgeschaltet? Nein, ich
denke nicht daran, zu warten, bis Sie klarsehen, Mr. Mitsukawa. Das ist
Ihre Hochzeit. Sie haben selbst gesagt, Denschi-Boß kennt keine
Fehlleistung. Also können es nur die Atomkriegsgegner gewesen
sein.«
Die Stimme im Telefon wurde schärfer.
»Dann klage ich mir eben die fünfhunderttausend Dollar ein!« Wainwright warf den Hörer hin.
Doris sprang auf.
»Toll! Eine Sensation, Keith! Elektronenrichter spricht Recht in Sachen Elektronen-Boß!«
»Wird Amanoiwato denn den Prozeß führen?« fragte Wainwright entgeistert.
»Na, bestimmt!« ereiferte sich Doris. »Um so mehr,
als in den Fall ein zweiter Neuroid verwickelt ist. Und wissen Sie was,
Keith?« Ihr kam plötzlich die Idee. »Ich bin mit von der Partie. Sie brauchen doch einen Dolmetscher. Den mach’ ich, okay?«
    »Bitte, der Bevollmächtigte der General
Atomic!« Die monotone Stimme des Richters hallte über den
Köpfen einer großen Zuhörerschaft durch den
weißen Kuppelsaal. Das runde Podium in der Mitte, das etwas von
einem Boxring an sich hatte, schwebte gleichsam in der Luft. Vier
Personen standen darauf.
    »Hier, Euer Ehren«, meldete sich Wainwright mechanisch. »Saibantschoo«, flüsterte ihm Doris zu.
»Saibantschoo«, sprach Wainwright willig nach.
»Haben Sie Beweise, daß Sabotage vorliegt?«
»Jawohl, Saibantschoo.« Wainwright fiel das Sprechen
    schwer. Er konnte immer noch nicht fassen, daß er sich dem Urteilsspruch einer Maschine unterwerfen sollte.
    Aus einer großen Aktentasche zog er ein
Stück Papier und überreichte es dem Gerichtssekretär.
Der glättete es gründlich und führte es in den Schlitz
des Lesegeräts ein. Oben in der Kuppel erschien gestochen scharf
das Schriftbild eines Textes: das amtlich-nüchterne
Ermittlungsprotokoll der Bahnpolizei.
    Am 7. Juli, 13 Uhr 15, wurden
von einem Streifenfahrzeug Detonationsgeräusche, verbunden mit
Staubentwicklung, im Bereich des Rangierbahnhofs Taruegawa-eki
registriert. Kurz darauf wurde auf der verkehrsarmen Chaussee ein
Personenwagen gesichtet, der mit überhöhter Geschwindigkeit
vom Unglücksort fortstrebte. Im Verlauf der
Verfolgungsmaßnahmen entwickelte sich eine Schießerei, bei
der der Fahrer des PKW getötet wurde, während der
führerlose Wagen an den Leitplanken zerschellte. Bei dem Fahrer
handelt es sich um eine Person Anfang Dreißig, die keinerlei
Papiere bei sich trug. In der Jackentasche des Toten befand sich ein
Gerät.
    Wainwright hielt einen dunklen Gegenstand, der von
weitem aussah wie ein Kugelschreiber, vor den Eingabeschlitz. Über
dem Protokolltext, der sich schwarz vom Perlmuttweiß der Kuppel
abhob, tauchte das hundertfach vergrößerte Bild des
Gegenstandes auf, und alle nahmen klar und deutlich in seinem
Mittelteil einen eingravierten kleinen, karminroten Atompilz wahr.
    »Die Atomkriegsgegner!« raunte es durch
den Saal. »Wie dem Gutachten einer Expertengruppe zu entnehmen
ist« – eigenhändig steckte Wainwright ein zweites
Dokument in den Schlitz, und der Wortlaut erschien augenblicklich an
der Kuppeldecke –, »war dies Gerät für die
einmalige Abgabe eines verschlüsselten Funksignals vorgesehen. Es
ist naheliegend, daß mit dem Funksignal die falsche
Weichenstellung bewirkt wurde, die Inasuma entgleisen
    ließ.«
»Bitte, der Bevollmächtigte der Kyuukoo-Umpan!« ließ
sich die Stimme vernehmen.
»Hier, Saibantschoo«, antwortete Mitsukawa.
»Wie wird die Weiche bedient?«
»Fernsteuerung, Saibantschoo. Durch ein verschlüsseltes
Funksignal. Der Kode wird alle vierundzwanzig Stunden
gewechselt.«
»Bevollmächtigter der General Atomic, ist Ihnen der Kode
des vorgeführten Geräts bekannt?«
»Jawohl, Saibantschoo.«
Wainwright schob das Gutachten vollends in den
Leseschlitz. Der Text rutschte hoch und wurde von
Zahlenreihen verdrängt. Mitsukawa verfärbte sich.
»Bevollmächtigter der Kyuukoo-Umpan«, dröhnte die
Stimme. »Stimmt dieser Kode mit dem Kode der
Weichensteuerung am Tage der Katastrophe überein?« Ein Rauschen ging durch den Saal.
»Ja, Saibantschoo«, stieß Mitsukawa hervor.
Wainwright lachte sich ins Fäustchen. Die
Fünfhunderttausend hatte er also in der Tasche.
»Ich schätze, der Fall ist klar, Mr. Mitsukawa«, sagte er
leise. Ihre Blicke trafen sich. Mitsukawa wußte, der Gegner
holte erneut zum Schlag aus, aber diesmal, das wußte er auch,
würde er ins Leere treffen.
»Mitnichten, Mr.

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