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Das Mond-Monster

Das Mond-Monster

Titel: Das Mond-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist, verstehen Sie? Ich glaube, dass wir etwas Gemeinsames haben. Es ist nicht zu erklären und auch nicht zu beweisen. Ich kann es nur spüren. Es ist so verdammt heftig und es peitscht mich immer mehr auf.«
    »Du fühlst dich ihm verwandt?«
    Mike schaute mich starr an. Dann nickte er. »Ja, so kann man es sagen.«
    »Okay. Bei allem, was recht ist, Mike, das Mond-Monster ist kein Vampir. Es läuft nicht durch die Nacht und saugt das Blut der anderen. Oder sollte ich mich da geirrt haben, wie auch die Zeugen?«
    »Nein, das hast du nicht. Du hast dich nicht geirrt. Es hat kein Blut gesaugt, glaube ich.«
    »Was macht es dann?«
    »Es holt sich die Frauen.«
    »Ja, das weiß ich. Aber warum holt es sich die Frauen? Was hat es mit ihnen vor? Um sie zu töten? Um sie zu opfern? Oder um seinen eigenen Trieb zu stillen? Es gibt doch viele Motive, Mike.«
    Jetzt las ich die Verzweiflung in seinen Augen, als er mich ansprach, und ich war überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. »Ich weiß es doch nicht. Ich habe keine Ahnung, warum er die Frauen geraubt hat. Das tut mir wirklich Leid. Dabei hätte ich dir gern geholfen…«
    »Kennst du sein Versteck?«
    »Nein!«
    Ich schwieg und tat es auch deshalb, weil ich enttäuscht war. Mike Derek wusste so viel, aber das, worauf es ankam, war ihm unbekannt. Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern fragte ihn, der noch immer zusammengesunken auf der Pritsche saß: »Du hast ihn also in der vergangenen Nacht gesehen?«
    »Stimmt.«
    »Da ist Helen Cross verschwunden.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Und die anderen vier haben wir ebenfalls nicht gefunden. Wenn er sie nicht getötet hat, muss es ein Versteck geben, in dem er und die fünf Frauen sich aufhalten. Ob tot oder lebendig, will ich mal dahingestellt sein lassen. Dieses Versteck will ich finden, hast du verstanden?«
    »Ja, aber ich kenne es nicht.«
    »Hast du denn eine Vermutung?«
    »Nein.«
    Ich ließ nicht locker. »Du kennst dich hier aus. Wo könnte er die Frauen hingeschafft haben?«
    Der Halbvampir senkte den Kopf. »Die Bullen haben alles abgesucht. Sie konnten nichts finden. Sie waren überall und ich bin auch nicht besser als sie.«
    »Aber du hast das Mond-Monster gesehen, das möchte ich festhalten. Du kannst es auch beschreiben.«
    »Das kann ich.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Die Zeugen hatten Recht«, flüsterte er. »Aus… aus… seinem Kopf strahlt das Licht. Es ist kein richtiger Menschenkopf. Er sieht ganz anders aus. Wie ein Halloween-Schädel, der vom drei Öffnungen hat. Aus ihnen dringt das Mondlicht. Er ist auch nur bei Vollmond unterwegs, wie ich. Wir beide sind uns irgendwie gleich, und vielleicht ist er am Tag ja auch normal.«
    »Kann sein«, sagte ich. »Weißt du sonst noch etwas? Oder fällt dir was ein?«
    »Nein, nichts mehr.«
    Ich wusste, dass er mich nicht anlog. Mir fiel im Moment auch nichts ein. Ich wusste jetzt einiges mehr, aber ich konnte die Erfahrungen nicht in einen Zusammenhang bringen, um daraus die Konsequenzen zu ziehen. Es fehlte einfach die Spur zum Mond-Monster. Vielleicht fehlte auch das sechste Opfer, aber das würde es sich – wenn überhaupt – erst in der folgenden Mondphase holen.
    »Okay«, sagte ich zu Mike Derek. »Wir werden gemeinsam zurückkehren. Okay?«
    Er fürchtete sich und fragte: »Und dann? Was geschieht dann mit mir?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wir werden die Dunkelheit abwarten müssen und zuschauen, wie du dich in einen Vampir verwandelst. Es ist dein Fluch. Es ist deine Bestimmung und…«
    »Neiiinnn…« Er heulte plötzlich auf. »Das will ich nicht. Das will ich nicht. Du kennst den Drang nach Blut nicht. Ich würde euch anfallen, ich würde euch…«
    »Keine Sorge, Mike. Wir kennen uns aus. Wir wissen, wie es in einem Vampir aussieht.«
    »Wieso?«
    »Erfahrungen.« Ich streckte ihm die Hand entgegen. »Komm, die beiden anderen warten schon.«
    »Auf was? Auf wen?«
    »Auf dich, auf mich, und letztendlich auf die Dunkelheit, in der sich alles entscheiden kann.«
    Wenige Sekunden sagte er nichts. Er schlug nur die Hände vor sein Gesicht und begann zu weinen. Es war keine Schauspielerei. Dieser Mann haderte mit seinem Schicksal…
    ***
    Irgendwann hatte Helen Cross das Gefühl für Zeit verloren. Sie war abgetaucht, weg gewesen und sie wusste nicht, was in dieser Zeit mit ihr geschehen war. Ihre Erinnerungen waren zusammengebrochen, als sie von dem Monster gepackt worden war. Was danach gekommen war, daran hatte sie keine Erinnerungen

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