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Das Mond-Monster

Das Mond-Monster

Titel: Das Mond-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr.
    Aber sie wurde wach.
    Zuerst spürte sie, dass sie auf dem Boden lag. Gegen ihren Rücken drückte die harte Unterlage. Sie fühlte sich wie gerädert, Kopfschmerzen hinterließen einen Druck. Die Luft war schlecht, als wäre sie in einen alten Kanal gesperrt worden.
    Die Vergangenheit war ihr näher als die Gegenwart, denn mit dem Erwachen kehrte auch die Erinnerung zurück.
    Sie sah das Monster vor sich. Das berüchtigte Mond-Monster. Die unheimliche Gestalt, der es gelungen war, sie zu stellen. Ein schreckliches Wesen, aus dessen Kopf Licht geströmt war. Bewaffnet mit einer Sichel, die gegen ihre Stirn geschlagen worden war. Danach war für sie das Licht erloschen.
    Jetzt lag sie hier.
    Aber wo?
    Helen öffnete die Augen. Der Druck hinter der Stirn ließ sich ertragen. Schlimmer war der Durst, und es quälte sie noch mehr die Frage, wo man sie hingeschleppt hatte.
    Eine Antwort fiel ihr ein, auch wenn diese schrecklich für sie war: Ich liege in einem Grab. Man hat mich in ein großes Grab gesteckt, in dem ich allmählich vermodere und verwese.
    Die Vorstellung war so schrecklich für sie, dass sie durchdrehte. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sie riss den Mund weit auf und atmete völlig unregelmäßig. Etwas geriet bei ihr durcheinander und sie wusste nicht mal, ob sie tatsächlich schrie oder sich die Schreie nur einbildete. Helen bekam sich nicht mehr in den Griff. Plötzlich wurde alles anders und sie sackte wieder weg, denn sie verlor den Bezug zur Realität, und eine erneute Bewusstlosigkeit erwischte sie, die ihr normales Ich einfach wegschwemmte.
    Irgendwann erwachte Helen Cross zum zweiten Mal. Es war ähnlich wie zuvor, nur war jetzt noch mehr Zeit vergangen. Außerdem hatte sich ihr Durst verstärkt und es gab keine Stelle an ihrem Körper, die nicht schweißbedeckt war.
    Diesmal lag sie nicht auf dem Rücken, sondern auf der Seite. Aber der harte Boden war nicht verschwunden und die Dunkelheit hielt sie ebenfalls umfangen.
    Nur der Druck in ihrem Kopf war nicht mehr so stark und auch die Panik hielt sich in Grenzen. Helen hoffte, dass sie nicht mehr durchdrehte und sich mehr mit ihrem Schicksal abfand, um dann zu versuchen, dagegen anzugehen.
    Sie drehte sich wieder auf den Rücken und schloss die Augen. Zunächst wollte sie gar nicht wissen, wo sie sich befand. Erst musste sie eine innere Stärke wiederfinden und sich danach um die neuen Gegebenheiten kümmern.
    Ich bin doch kein Kind mehr!, dachte sie. Ich habe Kurse zur Stressbewältigung gebucht, um mit den Gegebenheiten des harten Jobs klarzukommen. Es ist alles okay mit mir gewesen, auch wenn mein Job verbrannt ist. Trotzdem bin ich die Gleiche geblieben. Es gibt einfach keine andere Möglichkeit, als sich so aufzubauen. Ich will mir keinen Stress machen. Ich muss cool und ruhig bleiben. Erst wenn ich das geschafft habe, kann ich handeln.
    Helen hatte die alten Regeln nicht vergessen und sie merkte, dass es klappte. Zwar verlor sie ihre Furcht nicht völlig, aber sie wurde entspannter. Auch die Dunkelheit machte ihr nicht mehr so viel aus. Sie schaffte es sogar, sie als neutral anzusehen und nicht als einen Feind.
    Ein Durchdrehen kam nicht mehr in Frage. Helen wunderte sich über sich selbst. Nur ein großer Wunsch bemächtigte sich ihrer. Sie hätte für ihr Leben gern einen Schluck Wasser getrunken, denn so hatte sie das Gefühl, im Mund völlig trocken zu sein.
    Ich werde Wasser bekommen! Ich werde auch hier rauskommen. Ich werde alles daransetzen…
    Immer und immer wieder baute sie sich auf diese Art und Weise auf und sie hatte Erfolg damit. Es kehrte in ihr die große Ruhe zurück, die nicht mit einer Lethargie zu verwechseln war. Denn Ruhe bedeutete für Helen zugleich auch Kraft.
    Genau die benötigte sie für ihre erste Bewegung, um vom Boden hochzukommen und sich hinzusetzen.
    Sie saß da mit durchgedrücktem Rücken, steif, die Arme etwas angewinkelt und die Hände, die sie zu Fäusten geballt hatte, nach vom gestreckt.
    Bisher hatte sich Helen aus verständlichen Gründen nur mit sich selbst beschäftigt. Das wurde nun anders, denn sie wollte etwas von der Umgebung mitbekommen. Nach dem ersten und auch nach dem zweiten Erwachen hatte sie diese nur als eine tiefe Dunkelheit erlebt. Jetzt aber stellte sie fest, dass dem nicht so war, denn sie sah schon das Licht, das sich in ihrer Umgebung verteilte. Es wurde von keinen Strahlern geschickt, sondern stammte aus schwachen und weich wirkenden Quellen, sodass

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