Das Mondlexikon
oder moonstruck ) zu sein, galt nicht als negativ, sondern bezeichnete jemanden, der „von der Göttin erwählt“ war. Bei den Griechen bedeutet menos sowohl Mond wie auch Macht. Plutarch (um 50-120) überliefert uns, dass die Römer die Wirkungen des Mondes denen von Vernunft und Weisheit gleichsetzten, die Kräfte der Sonne dagegen denen von Körperkraft und Gewalt.
Das älteste Wort im Sanskrit
Im Sanskrit kennt man mami – „ich messe“. Sprachforscher wissen: Alle Wörter mit der Bedeutung Mond in den indoeuropäischen Sprachen gehen auf diese Sprachwurzeln zurück. Das älteste dieser Wörter, das sich auf den Himmel und seine Gestirne bezieht, heißt me – und es bezeichnet den Mond. Beim Volk der Ashanti gab es für alle Gottheiten nur ein einziges Wort: boshun – „Mondin“. In der baskischen Sprache waren die Bezeichnungen für Gottheit und Mond identisch; die Sioux-Indianer nannten den Mond „die alte Frau, die niemals stirbt“; in Eritrea hatten alle Herrscher den Namen der Göttin „Mond“. Die Zeit und damit der Kalender wurden immer von Mondgöttern regiert. Im alten Ägypten war es Thot, bei den Griechen verehrte man Ariadne und Artemis, bei den Römern Selene und Diana. Und alle wurden mit Festen gefeiert.
Der Regent der Nacht: Garant für dunkle Kräfte?
Mit Magie und Zauberkunst wurde schon immer der Mond verbunden: Denn der Mond ist der Regent der Nacht – jener Zeit also, in der die Hexen ihr Unwesen treiben. Viele Gestalten des Dunklen sind unheimlich: Geister und Vampire tauchen nur in der Nacht auf; bei Vollmond – so glaubte man – verwandeln sich harmlose Menschen plötzlich in Werwölfe. Die Hexen versammeln sich stets in Vollmondnächten: Die Kraft des Mondes ist jetzt am größten und überträgt sich am besten. Aus Urzeiten überliefert finden die acht großen Hexenfeste immer zum selben Zeitpunkt statt. Als besonders großer Hexensabbat galten Beltane (30. April), Halloween (31. Oktober) und Candlemas (1. Februar).
Die dunklen Kräfte des Mondes sind den Menschen immer suspekt gewesen. Denn bei weitem nicht alle Mondgötter zeigten positive Kräfte – manche waren, wie Kali bei den Hindus, die Zerstörerin und Verschlingerin der Toten. Man weiß heute ziemlich sicher: Die ersten, alten Religionen haben sich am Matriarchat orientiert. Schon sehr früh wurden daher Frauen auch eng in Zusammenhang mit den dunklen Kräften des Mondes gesehen: Der Menstruationszyklus richtet sich am uralten Mondkalender aus. Die Urkräfte des Mondes – also Intuition und Gefühl – gelten als weiblich. Sicher mit ein Grund, warum sie den männlichen Priestern des Christentums, aber auch früheren, patriarchalischen Religionen nicht so ganz geheuer waren.
Die Vernichtung des alten Wissens
Das Wissen der Frauen und ihr religiöser Einfluss wurden nicht erst im Christentum zurück gedrängt. Die alten Überlieferungen, Rezepte und Heilmittel haben zwar überlebt, wurden aber oft nur heimlich weiter gegeben. Dabei mussten die weisen Frauen von Anfang an keine magischen Kräfte einsetzen, wenn sie den Menschen helfen wollten: Eine genaue Beobachtung der Natur, das Wissen um die Heilkräfte von Pflanzen und Kräutern, aber auch um ihre Gifte reichten völlig aus, um die „Kräuterhexe“ im alltäglichen Leben unentbehrlich zu machen.
An Hexen hat man zu allen Zeiten und überall auf der Welt geglaubt: Sie waren die Einzigen, die Macht über Dämonen besaßen, sie wirkten mit ihren geheimnisvollen Kräften auf Mensch und Tier, auf Pflanzen und sogar auf Himmel und Erde ein. Hexen konnten mit bestimmten Zaubersprüchen Unheil oder Heil herauf beschwören; sie bannten böse Geister – aber sie brachten in Notzeiten und bei Krankheit auch Hilfe und Heilung.
Kräuterkunst und Zauberspruch
Bis ins 15. Jahrhundert hinein waren die Zaubersprüche und Beschwörungen der weisen Frauen beinahe die einzige Quelle praktischer Medizin. Männer befassten sich nicht damit: Denn Krankheit galt als „dämonische Besessenheit“ – und das einzige offiziell zulässige Heilmittel dagegen war der Exorzismus. Auch in vorchristlicher Zeit lag die Heilkunst meist in der Hand von Frauen – vor allem in Skandinavien und in Gallien. Männliche Ärzte waren sogar viel später noch einzig und allein den Reichen vorbehalten. Die Armen – also der weitaus größte Teil der Bevölkerung – gingen zur Dorfhexe: meist eine weise Frau, die aus der Überlieferung von Generationen nicht nur Heilkünste, sondern
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