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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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der Magengegend. »Das erzähle ich Ihnen vielleicht ein anderes Mal. Kommen Sie, wir bringen Sie jetzt wie besprochen zur SSP. Dort erzählen Sie genau das, was wir besprochen haben. Danach fahren Sie nach Hause, ein Beamter in Zivil folgt Ihnen und begleitet Sie ins Haus.«
    Auf dem Rückweg sah Vincenzo seinen Kollegen von der Seite an. »Was glauben Sie, Ispettore? Machen wir einen großen Fehler? Wenn wir ehrlich sind, haben wir Signora Parlotti auch so eingeschätzt.«
    Marzoli presste die Lippen aufeinander. »Ich weiß es nicht. Aber einen Rückzieher können wir ohnehin nicht mehr machen. Wie war das? Der Fisch ist an der Angel? Wenn Mantinger unser Fisch ist, wird er sowieso versuchen, sich loszureißen, egal ob heute Abend oder bei der nächsten Gelegenheit.«
    »Sie haben recht, Marzoli. Wir müssen es hinter uns bringen, schon alleine, um die Signora zu schützen.« Er sah auf seine Uhr. »Maximal eine halbe Stunde, kommen Sie, wir kauen alles ein letztes Mal durch und holen dann Baroncini ab.«
    ***
     
    Als Gemini auftauchte, als wäre nichts geschehen und eine Dringlichkeitssitzung einberief, herrschte allgemeine Ratlosigkeit. Niemand hatte damit gerechnet, dass er jemals wieder aus dem Gefängnis entlassen würde. Mantinger sah ihn an, als wäre er ein Gespenst. Beide vermieden jeglichen direkten Blickkontakt.
    Gemini teilte seinen Mitarbeitern mit, dass er trotz einer neuen Zeugin aus der U-Haft entlassen worden sei und lediglich Bozen bis auf Weiteres nicht verlassen dürfe. Sein Anwalt, auf den er nicht länger verzichten wollte, habe das durchgesetzt, weil der Polizei bei seiner Verhaftung einige Formfehler unterlaufen seien. »Ich fahre jetzt nach Hause, ich bin hundemüde. In dieser Zelle habe ich kaum ein Auge zugetan, es war fürchterlich. Ich hoffe, dass es jetzt vorbei ist und sie den wahren Täter endlich fassen. Am Montag setzen wir uns um neun Uhr zusammen und planen, wie es weitergeht.«
    Die Mitarbeiter der SSP waren fassungslos. Gerade erst hatte ihnen die Polizei erzählt, dass Gemini ein dreifacher Mörder sei; jetzt stand er in der Tür und verkündete, man habe ihn entlassen. Das passte nicht zusammen. Alle redeten wild durcheinander, niemand dachte mehr ans Arbeiten. Lediglich Mantinger war still und sah die ganze Zeit zu Sabrina Parlotti hinüber.
    Sie verließ die SSP um vier Uhr, kurz nach Gemini. Zuvor war sie absprachegemäß noch einmal zu Mantinger gegangen und hatte ihm gesagt, dass die Polizei Gemini eine Falle stellen wolle. Selbst der beste Anwalt hätte ihn sonst nicht aus der Haft holen können. Sie selbst sei Bestandteil des Plans. Wie von Bellini gewünscht, achtete sie darauf, dass sie die SSP vor Mantinger verließ, auch wenn sie das für überflüssig hielt. Junghans war nach ihrer Begegnung am Morgen nicht mehr in der SSP erschienen, das beunruhigte sie viel mehr. Was hatte er vor? Sollte sie vielleicht doch Bellini anrufen, ihm von ihrem Verdacht und dem desaströsen Abendessen erzählen? Ihr war mulmig zumute. Die Art, wie Franz innerhalb einer Sekunde explodiert war, machte ihr zunehmend Angst.
    Sie fuhr zu Seibstock Delikatessen. Nachdem sie ihre Einkaufstaschen auf der Rückbank verstaut und sich wieder in den fließenden Verkehr eingefädelt hatte, hatte sie sofort den Eindruck, sie würde verfolgt. Mehrmals blickte sie forschend in den Rückspiegel. Kein Zweifel, ihr folgte jemand! Leider kannte sie sich mit Autos nicht gut aus. Was fuhr Franz noch gleich? Einen silbernen Sportwagen? Der Wagen hinter ihr war ein Kombi, aber er hielt stets den gleichen Abstand. Vielleicht hatte Bellini ihr einen Aufpasser geschickt? Eine rote Ampel! Jetzt würde sie ihren Verfolger sehen können. Rasch verriegelte sie den Wagen. Sie schaute erneut in den Rückspiegel. Keine Chance, viel zu dreckige Scheiben.
    Sie bog in ihre Straße ein. Die meisten Parkplätze waren besetzt, wie immer freitags um diese Zeit. Auf der Straße war niemand. Wenn sie jemand in ihren Hauseingang drängte, würde es keiner mitkriegen. Sie war rund fünfzig Meter weit an ihrer Haustür vorbeigefahren, als sie auf ihrer Straßenseite einen freien Parkplatz erspähte. Sie drehte sich um, um rückwärts einzuparken. Gerade als sie zum zweiten Mal achtern korrigieren wollte, bog ihr Verfolger um die Ecke. Binnen weniger Sekunden würde er auf ihrer Höhe sein. Aus der Parklücke fahren konnte sie nicht mehr. Die Türen waren verriegelt, wenigstens das. Blieb die Hoffnung, dass Junghans nicht

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