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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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der Zeitpunkt für ihre Offensive. Sie ging nach demselben Schema vor wie mittags bei Mantinger und konfrontierte ihn übergangslos mit ihrer Zeugenrolle. Gleichzeitig log sie ihm vor, sie wolle mit ihm zusammensein und die Gelegenheit nutzen, gemeinsam zu fliehen. Seine Reaktion stand in krassem Gegensatz zu Mantingers Verhalten.
    Er hatte sie nicht unterbrochen. Aber bereits nach wenigen Sätzen sah er sie an, als hätte er ein Gespenst erblickt. Seine Dauerbräune, die er vermutlich im Solarium aufrechterhielt, wich einer fast vornehmen Blässe. Als sie ihm wie zuvor Klaus die Hand auf den Arm legte, zog er ihn so ruckartig zurück, als wäre er von einer Hornisse gestochen worden, Millimeter an seinem mit irgendetwas sündhaft Teurem gefüllten Weinglas vorbei. Der Inhalt hätte seinen Designeranzug vermutlich gründlich ruiniert. Schade, diesen Anblick und seinen Gesichtsausdruck dazu hätte sie zu gerne erlebt.
    Auch nachdem Parlotti ihren Monolog beendet hatte, sagte er nichts, sondern starrte sie immer noch an. »Franz, du musst nicht geschockt sein. Ich bin erleichtert, dass Gemini endlich weg ist. Jetzt kannst du seinen Platz einnehmen, mit mir an deiner Seite.«
    Dann allerdings kehrte innerhalb weniger Sekunden die Farbe in sein Gesicht zurück, es war allerdings nun nicht mehr braun, sondern tiefrot. Sein Brustkorb hob und senkte sich, er holte noch einmal Luft, und dann entlud sich ein Wortgewitter, das die Gespräche an den anderen Tischen abrupt unterbrach. »Du blöde Kuh, hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Du behauptest, ich hätte drei Morde begangen? Und um mir das zu sagen, lässt du dich von mir in eines der nobelsten Restaurants von Bozen einladen? Was denkst du dir eigentlich? Das hätte ich nie von dir erwartet. Ich dachte wirklich, dass du zu den wenigen Frauen gehörst, die eine gewisse Klasse haben. Aber mit ein paar Sätzen hast du dich selbst zum Flittchen degradiert. Das hier ist kein Spiel! Wenn ich auf deinen Vorschlag eingegangen wäre, wärest du garantiert brav mit zu mir gekommen und hättest dich vögeln lassen!« Er fuchtelte mit erhobenem Zeigefinger wild vor ihrem Gesicht herum. »Bei so einem miesen Verhalten hört für mich jeglicher Spaß auf. Na warte, du wirst schon noch merken, was das für Folgen hat! Wenn ich erst mal etwas zu sagen habe, kannst du deinen Job bei der SSP vergessen! Wenn du den dann überhaupt noch brauchst!«
    Junghans stieß noch etliche unschöne Schimpfwörter aus, sprang auf, schmetterte einen Fünfhundert-Euro-Schein auf den Tisch und rannte aus dem Restaurant. Zurück blieb eine perplexe Sabrina Parlotti, auf der in diesem Moment die Blicke sämtlicher Gäste ruhten. Es war gespenstisch still im Restaurant.
    Ihre Hände zitterten, Tränen liefen über ihre Wangen. Was war schiefgelaufen? Nicht im Traum hätte sie mit derartigen Gefühlsausbrüchen gerechnet. Noch nie hatte sie Franz so erlebt. Ein Ober kam an ihren Tisch und fragte kühl: »Haben Sie noch einen Wunsch, Signora?«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Was? Wunsch? Nein, bitte bestellen Sie mir ein Taxi.« Warum hatte Junghans nur so heftig reagiert? Sollte sie ihn zu Unrecht verdächtigt haben? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Wahrscheinlich hatte er sich, während sie geredet hatte, eine geeignete Strategie zurechtgelegt. Und dann hatte er Empörung vorgetäuscht, um sie bloßzustellen. Aber ihr konnte er nichts vormachen. Sie würde ihn schon noch kriegen. Wut stieg in ihr auf. Hoffentlich erzählte er Klaus nichts davon. Der wäre bestimmt so enttäuscht, dass er ihr absagen würde.
    »Signora, Ihr Taxi ist da.«

30
     
    Freitag, 31. Juli
     
    Am nächsten Morgen beobachtete Junghans, wie Sabrina Parlotti die SSP betrat. Ihm entging keineswegs ihre Unsicherheit. Wahrscheinlich hatte sie die ganze Nacht kein Auge zugetan und war sich, alleine in ihrem Bett umherwälzend, der Konsequenzen ihres Auftritts bewusst geworden. Sie hatte begriffen, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte. In dieser Einschätzung würde er dieses Miststück nicht enttäuschen. Es schnürte ihm die Kehle zusammen, wenn er daran dachte, in welch dreister Weise sie ihn in aller Öffentlichkeit des mehrfachen Mordes bezichtigt hatte. Sich gehetzt umblickend, kam sie auf ihn zu, ohne ihn zu bemerken. Er malte sich aus, wie er sie sich schnappte und was er dann mit ihr anstellen würde. Diese elende Schlampe! Aber es gab bessere Wege, ihr zu zeigen, wie dumm ihr Verhalten war. Zunächst würde er

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