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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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sie verunsichern, nervös machen. Und dann, wenn sie allmählich mürbe würde, kam das große Finale! Ihr Schicksal lag in seiner Hand!
    Sabrina Parlotti fühlte sich unbehaglich. Hatte Junghans irgendjemandem von dem gestrigen Abend erzählt? Würden sie alle komisch ansehen? Und was war mit Klaus? Würde er ihr gleich sagen, was er von ihr hielt, und absagen? Aber niemand schenkte ihr mehr Aufmerksamkeit als sonst. Als sie in den Korridor abbog, der zu den Büros führte, baute sich Junghans unvermittelt vor ihr auf. »Das hast du nicht umsonst gemacht, das schwöre ich dir. Das wird dich teuer zu stehen kommen.«
    Sie beachtete weder ihn noch sein gehässiges Lachen, sondern wartete, bis er verschwunden war, und klopfte dann an Mantingers Tür. Mit pochendem Herzen trat sie ein. Er lächelte sie sanft an und sagte: »Ah, meine Sabrina, komm, setz dich.«
    Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Franz hatte nichts erzählt. Wahrscheinlich schmiedete er gerade seinen nächsten Mordplan. Sie würde heute aufpassen müssen. Wie es der Commissario verlangt hatte, aber nicht wegen Klaus. Mantinger nahm ihre Hand. »Na, hast du dir wieder eine neue Phantasiegeschichte ausgedacht, mein Engel?« Seine Stimme war weich und zugleich männlich und tief.
    Wohlige Schauer liefen ihr über den Rücken. »Lass uns später darüber reden, Klaus. Bleibt es denn bei heute Abend?«
    Er lächelte und nickte leicht. »Ich höre wahnsinnig gerne Märchen. Ich werde den ganzen Tag nichts essen, um dich dann richtig zu schädigen.«
    »Ich freue mich riesig darauf, und auf dich!«
    Mantinger legte die andere Hand auf ihren Arm, sah ihr in die Augen und hauchte: »Und ich erst, mein Engel.«
    ***
     
    Quälend langsam war es Nachmittag geworden. Es war das erste Mal, dass Vincenzo den Ispettore an den Fingernägeln statt an seinen Cantuccini kauen sah. Er selbst verspürte nicht weniger Nervosität. Immer wieder stellte er sich die Frage, ob er nicht doch zu weit gegangen war. »Kommen Sie, Ispettore, holen wir Gemini in seiner Zelle ab. Vielleicht hat er inzwischen nachgedacht und legt ein Geständnis ab. Dann können wir die Aktion abblasen.« Im Grunde ging es nur darum, die Zeit totzuschlagen.
    Das gelang ihnen, denn das neuerliche Verhör endete erst eine Stunde vor Beginn der Aktion. Aber statt eines späten Geständnisses brachte es eine beunruhigende Überlegung seitens Salvatore Gemini. Denn Vincenzo stellte ihm eine letzte Frage: »Wie schätzen Sie Signora Parlotti ein?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was ist sie für ein Mensch? Ist sie selbstbewusst, durchsetzungsfähig, kann sie sich in kritischen Situationen behaupten?«
    »Warum wollen Sie das wissen?« Vincenzo konnte nicht sagen, warum er das wissen wollte. Gemini war zwar darüber im Bilde, dass ein Polizeieinsatz bevorstand, der ihn entlasten könnte, aber sie hatten ihm nicht erläutert, was sie genau planten.
    »Das spielt keine Rolle. Beantworten Sie bitte meine Frage.« Vincenzo hoffte, dass Gemini Sabrina Parlotti als stark und selbstbewusst genug einschätzte, um so einen Wahnsinn durchzuziehen. Aber diesen Gefallen tat ihm der Geschäftsführer nicht.
    »Wie Sie wissen, Commissario, gehört es zu meinen Grundprinzipien, die Privatsphäre meiner Mitarbeiter zu respektieren. Nichtsdestoweniger lernt man einen Menschen in so vielen Jahren durch die tägliche Zusammenarbeit auch persönlich kennen. Was nun Signora Parlotti angeht, würde ich sagen, dass sie nach außen so wirkt, wie Sie es formuliert haben: selbstbewusst und durchsetzungsfähig. Diesen Eindruck unterstreicht sie durch einen geschäftsmäßigen Modestil. Sie ist überdurchschnittlich intelligent, das belegt nicht nur ihr Harvard-Abschluss. Zugleich ist sie lebhaft, natürlich, fachlich versiert und bei unseren Kunden beliebt. Sie ist nach objektiven Maßstäben zweifelsohne attraktiv, dessen ist sie sich durchaus bewusst. Gleichwohl verbirgt sich dahinter, zumindest nach meiner Einschätzung, ein ängstliches, in gewisser Hinsicht unbedarftes Wesen. Es gibt immer wieder kritische Situationen, in denen sie unsicher oder hektisch reagiert. Es reicht schon, wenn ein Mandant ihr eine Fachfrage stellt, die sie nicht auf Anhieb beantworten kann. Sie mag sich einem Mann gegenüber selbstbewusst geben. Letztlich aber wird sie nie begreifen, was in ihrem Gegenüber wirklich vorgeht. Ich denke, wer ihr Böses will, wird leichtes Spiel haben. Warum fragen Sie mich das, Signori?«
    Vincenzo spürte ein flaues Gefühl in

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