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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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es nicht zum Spaß getan hast, sondern weil diese Idioten meinten, den Helden spielen zu müssen.«
    Mantinger sah sie wieder mit demselben merkwürdigen, undefinierbaren Blick an wie am Vortag. War es Mitleid? Oder Spott? Die Atmosphäre zwischen ihnen veränderte sich jedenfalls spürbar. Sie war nicht mehr harmonisch, kribbelnd, sondern bekam etwas Geschäftsmäßiges.
    »Sabrina, du weißt genauso gut wie ich, dass Gemini der Mörder ist. Du kannst mich also gar nicht bei Mancini gesehen haben. Ich glaube, du hast dir das alles ausgedacht. Mich würde interessieren, warum du so etwas tust.«
    »Und warum spaziert Gemini heute ins Büro, als wäre nichts geschehen? Und geht dann unbehelligt nach Hause? Ich habe dich gesehen, Klaus, dich, nicht Gemini.«
    Mit genießerischer Geste schwenkte Mantinger den Rotwein in seinem Glas und beobachtete einen Moment lang, wie er ölig an den Innenseiten des Glases hinunterlief. Es war beeindruckend, wie ruhig und unaufgeregt er angesichts der Tragweite der Beschuldigungen blieb. Schließlich sagte er, ohne den Blick von seinem Glas zu nehmen: »Ich glaube kaum, dass sie ihn haben laufen lassen, weil sie ihn für unschuldig halten, ich denke, sie wollen ihm eine Falle stellen. Nichts anderes hast du selbst mir noch vor ein paar Stunden erzählt. Du widersprichst dir also selbst. Egal, erzähl mir lieber noch mal, was du bei Mancini mitbekommen haben willst. Ich finde das sagenhaft spannend.«
    Sie schilderte dieselben Ereignisse wie am Vortag, nur detailreicher – genauso, wie Bellini ihr das vorgegeben hatte.
    Dabei sah Mantinger sie permanent mit jenem Blick an, der sie zu durchdringen schien und sie mehr und mehr verunsicherte. »Gut, Sabrina, angenommen, ich bin tatsächlich das personifizierte Böse, wie soll es dann deiner Meinung nach weitergehen?«
    Das personifizierte Böse? Sie musste aufpassen, dass sie sich nicht alle Chancen bei ihm verspielte. »Klaus, das weißt du doch: Ich will mit dir zusammen sein. Ich bin in dich verliebt, egal, was du getan hast. Deshalb möchte ich wissen, was genau du getan hast, damit ich weiß, woran ich bin.«
    Mantinger schwenkte erneut den Montevertine in seinem Glas, schnupperte daran, nahm einen großen Schluck, den er lange im Mund ließ, so als wollte er die Brombeer- und Kirschnoten einzeln herausschmecken. »Einsame Spitzenklasse! Einer meiner Lieblinge, ein Pergole Torte 2006. Ein reinrassiger Sangiovese. Eine solche Kostbarkeit teile ich nur mit wenigen. Du solltest dir das nicht entgehen lassen.« Er prostete ihr zu und nahm einen weiteren großen Schluck. »Wie gehen wir beide mit dieser blöden Situation um? Was willst du machen, wenn ich dabei bleibe, dass ich nichts damit zu tun habe? Zur Polizei gehen?«
    Nachdem ihr Mantinger zugeprostet hatte, setzte sie automatisch das Glas an ihre Lippen. Von den betörenden Aromen nahm sie nichts wahr, sie war nur noch von der Sorge getrieben, dass Mantinger ihr den Laufpass geben würde. »Ich will dich doch nicht erpressen, Klaus! Ich suche lediglich Gewissheit, sonst wird das ewig zwischen uns stehen.«
    »Das sehe ich ein.« Mantinger seufzte. Wieder schaute er lange in sein Glas, das er vor seinen Augen schwenkte, als fände er darin eine Antwort.
    Sabrina Parlotti wartete voll innerer Anspannung darauf, dass er sie endlich erlöste. Dass er ihr schwor, nichts mit diesen Verbrechen zu tun zu haben. Dass er sie aufforderte, ihm zu erklären, warum sie dieses falsche Spiel mit ihm spiele, ihr sagte, dass er zutiefst enttäuscht von ihr sei.
    Stattdessen sah er ihr erneut in die Augen und sagte: »Sabrina, lass uns für einen Augenblick die Rollen tauschen. Angenommen, du wärest ich und hättest drei Morde begangen, was würdest du dann mit der Frau machen, die dir auf den Kopf zusagt, dass sie das weiß und dich nach Belieben damit belasten kann?«
    Ihre Augen weiteten sich und wurden starr, sie spürte, wie sich die Erstarrung in ihrem ganzen Gesicht ausbreitete. Ihr war, als würden ihre Eingeweide von einer Eisschicht überzogen. Sie konnte nur noch stammeln: »Klaus, wie … wie meinst du das? Was sollte ich tun?«
    Mantinger entfuhr ein schnaubendes Lachen. »Sabrina, Sabrina, was soll ich bloß mit dir machen? Du bist auf so eine entzückende Weise unschuldig, fast ein bisschen naiv.«
    Eine bleierne Schwere erfasste sie, ungläubig sah sie ihn an. Was wollte er ihr eigentlich sagen? Dass er ein dreifacher Mörder war? War das tatsächlich ein Geständnis? Unmöglich,

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