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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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Innenfach, nicht, ohne dabei permanent zu grinsen. Aber Reiterer wäre nicht Reiterer gewesen, hätte er sich diesem kleinen Angriff nicht gewachsen gezeigt. »Nun, ich könnte das Gespräch wieder auf das Analysegerät lenken, um das Sie sich bis jetzt scheinbar nicht im Mindesten bemüht haben. Ich will Ihnen gegenüber aber offen sein. Selbstverständlich habe ich das Fach entdeckt, logisch, alles andere wäre abwegig. Aber ich wollte doch herausfinden, ob ein Commissario intelligent genug ist, selbst darauf zu kommen. Bravissimo , Bellini, Test bestanden!«
    Vincenzo mochte Reiterer, auch die gelegentlichen Wortgefechte machten ihm Spaß. Er gönnte ihm das letzte Wort, zumal ihm Reiterer ohnehin nicht die Gelegenheit zu einem Konter einräumte. »Keine Sorge, Bellini, bei Mancini verzichte ich auf weitere Tests. Es sah zunächst nach Selbstmord aus, es gab keine Hinweise auf Fremdverschulden. Aber wieder passten einige Dinge nicht. Die vermutete Menge des am Tatort getrunkenen Alkohols korreliert nicht mit den noch nachweisbaren Resten in Mancinis Organismus. Er hat also höchstwahrscheinlich nicht alleine getrunken. Merkwürdig waren auch die Fingerabdrücke auf der Waffe. Sie stammen zwar ausschließlich von Mancini, aber die Art, wie er die Waffe gehalten hat, war unnatürlich. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, Commissario, dass jemand Mancini die Waffe in die Hand gedrückt, sie zum Kopf geführt und dann abgedrückt hat. Sehen Sie? So, genau so.«
    Wie man es von ihm gewohnt war, unterstrich Reiterer seine Ausführungen mit einer oscarverdächtigen Schauspieleinlage. In diesem Fall wurde Vincenzo die unfreiwillige Rolle des armen Mancini zugedacht, der in diesem Moment von Reiterer in der Rolle des Täters erschossen wurde. »Ich sage nicht, dass es so abgelaufen sein muss, es kann aber.«
    »Hätte sich Mancini denn nicht gewehrt? Wir haben keinerlei Hinweise auf einen Kampf gefunden«, fragte Vincenzo, der Reiterers Attacke unversehrt überstanden hatte.
    »Er hatte zum Todeszeitpunkt ungefähr zweieinhalb Promille. Es ist nicht schwierig, jemanden in diesem Zustand auf diese Weise zu ermorden.«
    Damit war der Fall geklärt. Alles passte hundertprozentig zu Vincenzos Überlegungen. Der Täter hatte jahrelangen Subventionsbetrug begangen und versucht, der Entdeckung durch drei Morde zu entkommen. Vincenzo war gespannt, wie Gemini auf die Enthüllung reagiert hatte. Er ging zu Marzolis Büro, blieb im Türrahmen stehen und erkundigte sich bei seinem Kollegen nach den Ergebnissen des Verhörs.
    »Er wirkte ebenso überrascht wie zuvor, als wir ihm Mancinis Abschiedsbrief gezeigt haben. Er behauptete, nichts von einem Boot zu wissen, und gab sich empört, dass dieser zuverlässige Kollege allen Ernstes ein Mörder sein soll.«
    »Gut, Marzoli, ich denke, das reicht. Holen wir ihn ab.«
    ***
     
    Mancini zu beseitigen, war ein Kinderspiel. Der Hohlkopf hatte sich völlig arglos in seiner Gegenwart besoffen und damit seinem Schicksal ergeben. Er hatte sich nicht einmal sonderlich anstrengen müssen. Ein bisschen geheuchelte Freundschaft, Verständnis, Vertrauen, gemeinsame Pläne – schon war der Wicht blindlings in die Falle getappt. Und dann hatte er ihm auch noch die ideale Tatwaffe geliefert. Doch es war anders gewesen als bei Achatz und Panzini. Wie der Kopf zur Seite flog und das Blut herausschoss. Bei einem so kleinen Kaliber. Er hatte sich das unspektakulärer vorgestellt. Sollten sich ihm weitere Hindernisse in den Weg stellen, würde er wieder einen sauberen Weg wählen. Außerdem war diese Methode viel zu einfallslos, zu primitiv, fast schon vulgär.
    Leider war sein Handlungsspielraum inzwischen entscheidend eingeengt. Sie waren weiter gekommen, als er es ihnen zugetraut hatte. Und sie waren penetrant in ihrer Aufdringlichkeit. Es war klar, dass die Signori Bellini und Marzoli nur ein einziges Ziel verfolgten: Sie wollten ihn mürbe machen, so lange, bis er von selbst auspackte. Darauf konnten sie ewig warten. Nichts konnten sie ihm nachweisen, rein gar nichts. Sie hatten vielleicht ein paar lächerliche Indizien, die ihnen jeder Richter sofort um die Ohren schlagen würde. Diese selbstgerechten Beamten hatten einfach nicht begriffen, dass sie es mit einem Genie zu tun hatten! Was für eine Ignoranz. Dafür würden sie büßen!
    Allerdings bereiteten ihm die drei Millionen auf seinen Frankreichkonten Sorgen. An die konnte er im Moment nicht ran, das wäre viel zu auffällig. Die

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