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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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keineswegs um ein Geschenk, sondern um ein Darlehen. Der Unterschied zu einem klassischen Bankdarlehen besteht darin, dass die Zinsen wesentlich niedriger sind. Außerdem werden der Firma einige Jahre eingeräumt, in denen sie weder Tilgungen noch Zinsen leisten muss. Für unsere Ermittlungen ist das nicht von entscheidender Bedeutung. Uns interessiert allein, was mit diesen hunderttausend in Liechtenstein passiert ist.«
    Vincenzo schlug den Ordner zu und reichte Marzoli die Fotos von Farmers Observierung. »Ispettore, bitte gehen Sie damit zu Gemini. Zeigen Sie ihm die Schnappschüsse. Ich bin gespannt, was er uns dazu erzählen kann. Ich rufe derweil in Liechtenstein an. Heute Nachmittag werden wir unseren Mann dann in die Questura holen und in die Mangel nehmen.«
    Nachdem Marzoli mit den Fotos gegangen war, rief Vincenzo in Liechtenstein an. » Buongiorno , Signor Lamberger. Wie schön, Sie direkt am Apparat zu haben. Es ist eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    Vincenzo hatte in Lamberger endgültig einen Verbündeten gefunden. »Selbstverständlich, Commissario, ich habe Ihren Anruf erwartet. Der Antrag Ihrer Behörde auf Konteneinsicht liegt mir inzwischen vor, die offizielle Genehmigung dürfte höchstens eine Frage von Tagen sein.«
    Vincenzo wusste, dass er bei diesem Spiel die Regeln befolgen musste, so schwer es ihm auch fiel. »Wann, Signor Lamberger, kann ich damit rechnen, die Konten einzusehen? Meinen Sie, dass es noch in dieser Woche möglich sein könnte?«
    Man konnte förmlich spüren, dass Lamberger nur auf diesen Moment gewartet hatte, in dem er die frohe Botschaft säen und eine angemessene Dankbarkeit ernten konnte. »Ich bitte Sie, Commissario. Wir lassen fünfe gerade sein und pfeifen auf den offiziellen Dienstweg!« Derartig saloppe Formulierungen gehörten sicherlich nicht zum alltäglichen Sprachgebrauch eines Ignaz Lamberger, sondern sollten seine verschwörerische Nähe zu dem Südtiroler Commissario belegen. »Die Genehmigung wird ohnehin erteilt, ich sehe überhaupt kein Problem darin, Ihnen den Zugang sofort freizuschalten.«
    Vincenzo gelang es, eine gewisse Fassungslosigkeit zum Ausdruck zu bringen. »Sofort? Also quasi jetzt, Signore? Ich bin sprachlos! Also, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Das ist wahrlich mehr, als ich jemals hätte erwarten dürfen.«
    »Ich sehe es als meine selbstverständliche Pflicht an, Ihnen zu helfen, Commissario! Ich schalte Ihnen den Zugang augenblicklich frei.« Lamberger begann plötzlich zu flüstern, Vincenzo musste sich sehr konzentrieren, um ihn zu verstehen. »Bitte erzählen Sie das nur nicht herum, das darf niemand mitkriegen. Es ist ein kleiner Deal zwischen uns beiden, ja? Kommen Sie ins Internet?«
    Dieser Mann war ein Phänomen. Auch Vincenzo flüsterte jetzt: »Ich habe einen eigenen Zugang. Niemand kriegt was mit. Also, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, Signore. Ihr Verhalten ist vorbildlich. Hätten wir nur häufiger mit Menschen Ihres Schlages zu tun, wäre unsere Arbeit um einiges leichter. Und selbstverständlich bleibt das unter uns.«
    Sekunden später konnte Vincenzo auf seinem Monitor das Konto der IFS sehen. Der Kontostand betrug fünfhunderttausend Euro. Eingegangen waren im Laufe der Zeit 7,3 Millionen Euro. Die Differenz von rund 6,8 Millionen Euro war auf diverse Konten in Frankreich gegangen. Immobilienfonds »Frankreich04« stand dort, »Europäischer Mischfonds«, »Nestor France Fonds« und ähnliche Transferzwecke. Der Betrüger hatte also mehr als sieben Millionen Euro erschwindelt und einen Großteil davon auf irgendwelchen Konten verschwinden lassen, die sie jetzt auch noch überprüfen durften. Mancini hatte vermutlich seinen Anteil bekommen, aber wohl kaum im Sinne einer fairen Fifty-fifty-Regelung. Es war natürlich wichtig, alles zu retten, was noch zu retten war. Allerdings interessierten ihn in erster Linie die Morde, und zwar drei, das stand für ihn inzwischen außer Frage. Er verabschiedete sich mit etlichen Dankesbekundungen von Lamberger.
    Dann ging er zu Reiterer und hielt ihm Achatz’ Schließfachschlüssel entgegen. »Lieber Signor Reiterer, mit Rucksäcken kennen Sie sich nicht allzu gut aus, oder?«
    Endlich gelang es ihm auch einmal, den stets so souveränen Reiterer aus dem Konzept zu bringen, wenn auch nur für einen Moment. »Was ist das, Bellini? Woher haben Sie das, und was hat das mit Rucksäcken zu tun?«
    Vincenzo erzählte von dem kleinen

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