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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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weichen. Stattdessen setzte er einen triumphierenden Blick auf und dozierte wie ein Professor in einer Vorlesung vor Erstsemesterstudenten: »Meine Herren, Sie liegen total falsch. Ich habe keine Ahnung, wie Sie überhaupt auf diesen Unsinn gekommen sind. Offenbar haben Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht und sind mit einem solchen Fall hoffnungslos überfordert. Das ist jetzt keine Beleidigung, sondern eine objektive Feststellung. Zumindest für Panzinis Tod habe ich ein wasserdichtes Alibi, das Sie persönlich überprüft haben, Commissario Bellini. Aber das scheinen Sie geflissentlich zu ignorieren, und das ist skandalös! Außerdem haben Sie den Mörder doch längst festgenommen, nämlich Salvatore Gemini. Wir wissen alle, er steckt hinter diesem Betrug, er hat die Morde begangen.«
    Mantingers Arroganz war unerträglich. Es schien unmöglich zu sein, ihn aus dem Konzept zu bringen. »Ob wir unsere Hausaufgaben mangelhaft gemacht haben, Signor Mantinger, wird sich noch zeigen. Aber wir sind gerade in der richtigen Stimmung, uns Märchen erzählen zu lassen. Woher wissen Sie eigentlich so sicher, dass es Gemini ist?«
    Mantinger verdrehte die Augen. »Woher? Er hat es mir selbst erzählt! Ich habe vor einiger Zeit entdeckt, dass Gemini Gelder veruntreut. Ein Krisenfonds zum Schutz von Steuergeldern – dass ich nicht lache. Damals habe ich ihn direkt damit konfrontiert, und er hat gar nicht erst versucht, es zu leugnen. Ihm war bewusst, dass er mich nicht täuschen konnte. Er hat mir frei heraus von seinem heimlichen Luxusleben in Saint Tropez erzählt und mir angeboten, sein Haus, sein Boot, all das jederzeit zu nutzen, wenn ich die Klappe halte. Mir war nicht daran gelegen, Gemini auffliegen zu lassen. Was hätte dann aus der SSP werden sollen? Und aus mir? Außerdem ging es doch nur um Geld. Bei Arthurs Tod bin ich von einem Herzinfarkt ausgegangen. Erst nach Ernestos Tod war mir klar, dass Gemini zu weit gegangen war. Aber da war es zu spät, zu Ihnen zu kommen. Zumal ich wusste, dass ich mich der Beihilfe schuldig gemacht hatte. Und als Sie mich heute abgeholt haben, habe ich damit gerechnet, dass Sie mir Beihilfe vorwerfen würden, weil ich über den Subventionsbetrug geschwiegen habe. Wie Sie darauf kommen, ich hätte irgendwas mit den Morden zu tun, ist mir schleierhaft.«
    Sie sahen sich entgeistert an. Mit einer solchen Unverfrorenheit hatten sie nicht gerechnet. »Nun, Signor Mantinger, dann haben Sie gewiss kein Problem damit, wenn wir das Verhör in Anwesenheit von Signor Gemini fortsetzen, oder?«
    Mantinger legte die Stirn in Falten. »Das ist mir, wie Sie sich sicherlich denken können, sehr unangenehm. Ihnen muss klar sein, dass er alles abstreiten wird. Aber da Sie ja über Beweise verfügen, wie Sie sagen, werden Sie ihn damit und mit meiner Aussage überführen können. Allerdings erwarte ich umgekehrt von Ihnen ein gewisses Entgegenkommen. Ich liefere Ihnen meine Aussage, Sie sichern mir im Gegenzug eine Minderung des Strafmaßes zu. Es tut mir aufrichtig leid, dass es so weit gekommen ist, glauben Sie mir. Ich hätte Gemini niemals einen Mord zugetraut, sonst wäre ich sofort zu Ihnen gekommen. Aber ich kann Geschehenes nicht rückgängig machen.«
    Auch in Geminis Gegenwart blieb Mantinger konsequent bei seiner Linie und wiederholte seine Aussagen nahezu wortgetreu. Er sah Gemini offen in die Augen, als er sagte: »Signor Gemini! Es tut mir leid, aber es hat keinen Zweck mehr. Geben Sie auf. Auch ich habe mein Gewissen erleichtert. Ich bereue es zutiefst, nicht früher zur Polizei gegangen zu sein, aber ich hätte Ihnen nie mehr zugetraut als diesen Betrug. Wir sind bei der SSP so ein perfektes Team, das wollte ich nicht gefährden. Aber jetzt ist es vorbei, das müssen Sie einsehen.«
    Salvatore Gemini geriet vollkommen aus der Fassung, nichts erinnerte mehr an den vornehmen Aristokraten. Er schrie Mantinger an: »Sie sind wahnsinnig, völlig durchgedreht! Mantinger, Sie sind krank, geisteskrank! Und ich habe all die Jahre nichts bemerkt, im Gegenteil, ich habe mich nach den Todesfällen schützend vor meine gesamte Mannschaft gestellt. Und jetzt das!« Mantinger lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schüttelte nur leicht den Kopf. Hilfesuchend wandte sich Gemini an Vincenzo und Marzoli: »Es ist doch offensichtlich, was hier gespielt wird, oder?«
    Vincenzo brach das Verhör ab. Er wusste, dass sie hier nicht mehr weiterkamen. Während Gemini in seine Zelle gebracht wurde, ging er mit

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