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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gewöhnlichen Wandschalter, wie man ihn für wenig Geld in jedem Hardware Store kaufen konnte. Gardener sah sich diesen Schalter drücken, und plötzlich stieg alles auf dem Tisch – Chips, Rohkost, der Drehteller mit den fünf verschiedenen Dips, die Überreste der kalten Platten und die Karkasse des Hähnchens, die Aschenbecher, die Drinks – zwei Handbreit in die Höhe, blieb dort und warf malerische Schatten auf das Tischtuch darunter. Ted der Strom-Mann sah sich das einen Augenblick leicht verärgert an. Dann riss er die Vorrichtung vom Tisch. Die Drähte rissen. Batterien rollten hin und her. Alles fiel polternd auf den Tisch zurück, Gläser vergossen ihren Inhalt, Aschenbecher stürzten und verstreuten Kippen. Ted zog sein Sportjackett aus und bedeckte damit die Überreste der Erfindung, so wie man den Kadaver eines überfahrenen Tieres bedecken mochte. Nachdem er das getan hatte, wandte er sich wieder an sein kleines aufmerksames Publikum und sprach weiter. Diese Leute denken, sie könnten ihren Kuchen aufessen und trotzdem behalten. Diese Leute denken, es gäbe immer eine sichere Alternative. Sie irren sich. Es gibt keine sichere Alternative. Es ist simpel: entweder Kernenergie oder keine Energie. Gardener hörte sich selbst in einer Wut schreien, welche zur Abwechslung einmal ganz nüchtern war: Was ist mit dem Ding, das Sie gerade kaputt gemacht haben? Was ist damit? Ted beugte sich hinab und hob sein Jackett mit der Anmut eines Zauberers, der vor einem staunenden Publikum den Mantel schwingt. Darunter war nichts, außer ein paar Kartoffelchips. Keine Spur von dem Instrument. Überhaupt keine
Spur. Was ist mit welchem Ding?, fragte Ted der Strom-Mann und betrachtete Gardener unverwandt mit einem Ausdruck des Mitleids, in das sich eine angemessene Dosis Verachtung mischte. Er wandte sich an sein Publikum: Kann irgendjemand hier etwas sehen? … Nein, antworteten sie einstimmig, wie rezitierende Kinder: Arberg, Patricia McCardle, alle anderen; sogar der junge Barkeeper und Ron Cummings rezitierten mit. Nein, wir sehen nichts, wir sehen überhaupt nichts, Ted, ganz und gar nichts, Sie haben völlig recht, Ted, entweder Kernenergie oder keine Energie. Ted lächelte. Als Nächstes wird er uns den alten Heuler von der Pille auftischen, die man in den Tank wirft und mit der man dann den ganzen Tag Auto fahren kann. Ted der Strom-Mann fing an zu lachen. Alle anderen stimmten ein. Alle miteinander lachten ihn aus.
    Gardener hob den Kopf und sah Bobbi Anderson mit schmerzerfüllten Augen an. »Was meinst du …? Dass sie alles zur Geheimsache erklären würden?«
    »Du nicht?« Nach einem Augenblick drängte Anderson mit sehr sanfter Stimme: »Gard?«
    »Ja«, sagte Gardener nach langer Zeit, und einen Augenblick war er dicht davor, in Tränen auszubrechen, »Ja, sicher. Sicher würden sie.«
    10
    Er saß jetzt auf einem Klotz in Bobbis Hof und hatte nicht die geringste Ahnung, dass eine geladene Schrotflinte auf seinen Kopf gerichtet war.
    Er saß und dachte an die geistige Wiederholung der Party. Sie war so erschreckend und so verdammt offensichtlich,
dass man ihm wohl verzeihen konnte, dass er so lange gebraucht hatte, um zu begreifen und darauf zu kommen. Mit dem Schiff in der Erde konnte man sich nicht einfach auf der Grundlage von Bobbis Wohlergehen oder Havens Wohlergehen beschäftigen. Einerlei, was es war oder welchen Einfluss es auf Bobbi oder sonst wen in der näheren Umgebung hatte, die endgültige Entscheidung über das Schiff in der Erde musste das Wohlergehen der ganzen Welt berücksichtigen. Gardener hatte Dutzenden von Komitees angehört, deren Ziele vom Möglichen bis zum völlig Verrückten gereicht hatten. Er hatte an Protestmärschen teilgenommen. Er hatte mehr gespendet, als er sich leisten konnte, um Anzeigen in Zeitungen zu platzieren, die zwei erfolglosen Versuchen gedient hatten, Maine Yankee durch Volksabstimmung dichtzumachen; als Student am College war er gegen die Einmischung der USA in Vietnam marschiert; er war Mitglied von Greenpeace; er unterstützte NARAL. Er hatte sich auf ein Halbdutzend verschwommener Arten des Wohlergehens der Welt angenommen, war mit seinen Bemühungen, obwohl ihnen individuelles Denken zugrunde lag, stets Teil einer Gruppe gewesen. Jetzt …
    Es liegt bei dir, Gard-alter-Gard. Nur bei dir. Er seufzte. Es war wie ein Schluchzen. Bewirk diese tollen Veränderungen, weißer Junge … Aber frage dich vorher, wer überhaupt will, dass sich die Welt verändert?

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