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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mach schon, mein Sohn! Mach schon!
    Gardener stand am Transformator und hielt einen der Kopfhörer in der Hand. Er wollte ihn nicht ins Ohr stecken. Er fühlte sich wie jemand, der von einer Schalterplatte einen heftigen Stromschlag bekommen hat und nun gezwungen ist, dieselbe Schalterplatte noch einmal zu berühren.
    Muss ich dieses Scheißding denn wirklich einstecken? Ich habe den Bildschirm schon einmal durch bloßes Denken verändert.
    Ja, und mehr kannst du auch nicht. Du musst ihn einstecken, mein Sohn, tut mir leid.
    Unglaublicherweise wurden Gardeners Lider wieder schwer. Er musste sie krampfhaft offen halten.
    Ich habe Angst, dass es mich umbringt, dachte er zu dem alten Mann und wartete dann in der Hoffnung, der alte Mann würde ihm widersprechen. Aber es kam nichts – nur
das gequälte Auge sah ihn an, und die Maschine machte trübe slisscchh-slisscchh-slisscchh.
    Ja, es könnte mich umbringen, und er weiß es auch.
    Draußen konnte er undeutlich das Prasseln von Feuer hören. Das wuselnde Gefühl auf der Oberfläche seines Gehirns hörte auf.
    Widerwillig steckte Gardener den Stöpsel ins Ohr.
    18
    Kyle und Hazel entspannten sich. Sie sahen einander an. Ihre Augen hatten einen identischen – und sehr menschlichen – Ausdruck. Den Ausdruck von Leuten, die etwas herausgefunden haben, das zu schön ist, um wahr zu sein.
    David Brown?, dachte Kyle ungläubig zu Hazel. Empfängst du
    empfängst ja er versucht den Jungen zu retten ihn
    zurückzubringen
    von Altair-4 zurückzubringen
    Dann ertönte plötzlich Dick Allisons aufgeregte und von saurem Triumph erfüllte Stimme:
    GOTTVERDAMMT! ICH WUSSTE, dass uns der Junge noch einmal nützlich werden würde!
    19
    Einen Augenblick spürte Gardener überhaupt nichts. Er begann sich zu entspannen und war beinahe im Begriff, wieder einzudösen. Dann krachte der Schmerz mit einem
einzigen grässlichen Schlag in ihn ein, ein zerstörerischer Rammbock, der seinen Kopf zertrümmern würde.
    »Nein!« , schrie er. Seine Hände flogen zu den Schläfen und hämmerten dagegen. »Nein, mein Gott, es tut zu weh, Jesus, nein!«
    Bleib dran, mein Sohn, versuche dranzubleiben!.
    »Ich kann nicht ich kann nicht O MEIN GOTT ES SOLL AUFHÖREN!«
    Im Vergleich dazu fühlte sich sein zertrümmerter Knöchel wie ein Moskitostich an. Er registrierte am Rande, dass seine Nase blutete und sein Mund voll Blut war.
    BLEIB DRAN, MEIN SOHN!
    Die Schmerzen ließen ein wenig nach. An ihre Stelle trat ein anderes Gefühl. Dieses neue Gefühl war schrecklich, schrecklich und entsetzlich.
    Einmal, am College, hatte er an etwas teilgenommen, das das Große McDonald’s-Leerfressen genannt wurde. Fünf Studentenvereinigungen schickten »Ess-Champions« ins Rennen. Gard war der »Champion« von Delta Tau Delta gewesen. Er war gerade bei seinem sechsten Big Mac – was der Gesamtmenge des Gewinners nicht einmal nahe kam – und stellte plötzlich fest, dass er einer völligen körperlichen Überlastung ziemlich nahe war. In seinem ganzen Leben hatte er so etwas noch nicht erlebt. Auf eine widerliche Weise war es fast interessant gewesen. Das Essen donnerte in seinem Rumpf. Ihm war nicht zum Kotzen; Übelkeit beschrieb eigentlich nicht richtig, wie es gewesen war. Er sah seinen Magen als riesiges Luftschiff, das aufgebläht und reglos in seiner Leibesmitte in der Luft schwebte. Er glaubte sehen zu können, wie in einer Art von geistigem Kontrollzentrum allerorten rote Warnlichter aufleuchteten, während sämtliche Systeme versuchten, mit dieser unsinnigen Flut von Fleisch, Brot und Soße fertigzuwerden. Er
übergab sich nicht. Er spazierte es weg. Er spazierte es sehr langsam weg. Stundenlang hatte er sich wie die Zeichnungen von Tweedledee und Tweedledum gefühlt, sein Magen straff und glatt gespannt und dem Platzen nahe.
    Jetzt war es sein Geist, der sich so fühlte, und Jim Gardener erkannte so kalt und nüchtern wie ein Trapezkünstler, der ohne Netz arbeitet, dass sein Leben auf Messers Schneide stand. Aber da war noch ein anderes Gefühl, eines, das mit nichts vergleichbar war, und mit einem Mal begriff er, was die Tommyknockers waren – was sie motivierte, was sie antrieb.
    Trotz der Schmerzen, die nur nachgelassen hatten, aber nicht verschwunden waren, und trotz des schrecklichen straffen Gefühls, so vollgestopft wie eine Python zu sein, die ein ganzes Kind verspeist hatte, genoss es ein Teil von ihm. Es war wie eine Droge – eine unglaublich starke Droge. Sein Gehirn fühlte sich an wie

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