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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Hand aus, stellte fest, dass der Wasserhahn so heiß war, dass man ihn kaum berühren konnte, und benutzte den Waschlappen, um ihn zuzudrehen. Dann setzte er den Gummistöpsel ein, ließ – vorsichtig! – ein wenig heißes Wasser einlaufen und fügte dann einen großzügigen Schuss kaltes hinzu. Der Ballen unter dem linken Daumen hatte sich ein wenig gerötet.
    Er machte das Medizinschränkchen auf und suchte darin herum, bis er die Flasche mit dem verschreibungspflichtigen Valium fand, auf deren Etikett sein eigener Name stand. Wenn dieses Zeug mit zunehmendem Alter besser wird, dann dürfte es jetzt großartig sein, dachte er. Immer noch fast voll. Nun, was hatte er erwartet? Was immer Bobbi genommen hatte, war verdammt sicher das Gegenteil von Valium gewesen.
    Gardener wollte es auch nicht. Er wollte das, was sich dahinter befand, wenn es immer noch …
    Ah! Erfolg!
    Er zog einen doppelseitigen Rasierer und ein Päckchen Klingen heraus. Er betrachtete ein wenig traurig die Staubschicht auf den Klingen – es war lange her, seit er sich bei
Bobbi zum letzten Mal morgens rasiert hatte –, dann wischte er sie ab. Wenigstens hat sie sie nicht weggeworfen, dachte er. Das wäre schlimmer gewesen als der Staub.
    Eine Rasur bewirkte, dass er sich besser fühlte. Er konzentrierte sich darauf und zog es etwas hin, während er seinen Gedanken laufen ließ.
    Als er fertig war, verstaute er das Rasierzeug wieder hinter dem Valium und machte sauber. Dann betrachtete er nachdenklich den Hahn mit dem H darauf und beschloss, in den Keller zu gehen, um nachzusehen, was für einen großartigen Boiler Bobbi hatte einbauen lassen. Ansonsten hätte er lediglich zusehen können, wie Bobbi schlief, und das machte sie auch allein recht gut.
    Er ging in die Küche und dachte, dass er sich wirklich gut fühlte, besonders jetzt, da die Schmerzen von der auf dem Schaukelstuhl verbrachten Nacht aus seinem Rücken und Nacken verschwanden. Du bist also derjenige, der nie im Sitzen schlafen konnte, ja? Spöttelte er über sich selbst. Auf Wellenbrechern zu pennen ist mehr deine Art, ja? Aber diese Spöttelei war etwas völlig anderes als die schroffe, unzusammenhängende Selbstverhöhnung von gestern. Was er immer wieder vergaß, wenn er sich in den Klauen eines Katers und der schrecklichen Depression nach einer Sauftour befand, war das Gefühl der Regeneration, das manchmal darauf folgte. Man konnte eines Morgens aufwachen und feststellen, dass man in der Nacht zuvor seinem Körper kein Gift zugeführt hatte … in der Woche zuvor … vielleicht im ganzen Monat zuvor … und dann fühlte man sich wirklich großartig.
    Und was er für den Beginn einer Grippe, vielleicht sogar einer Lungenentzündung gehalten hatte – auch das war fort. Keine Halsschmerzen. Keine verstopfte Nase. Kein Fieber. Weiß Gott, er wäre für jeden Virus das ideale
Opfer gewesen, nachdem er acht Tage getrunken und kaum geschlafen hatte und schließlich in strömendem Regen barfuß nach Maine zurückgetrampt war. Aber in der Nacht hatte er alles abgeschüttelt. Manchmal war Gott doch gnädig.
    In der Mitte der Küche blieb er stehen, und sein Lächeln verwandelte sich in einen Ausdruck der Verwirrung und leichter Beunruhigung. Ein Bruchstück seines Traums – oder seiner Träume – fiel ihm wieder ein
    (Radiowerbung in der Nacht … hat das etwas damit zu tun, dass es dir heute Morgen besser geht?)
    und verblasste wieder. Er schob es beiseite und war mit der Tatsache zufrieden, dass er sich wohlfühlte und Bobbi gut aussah – jedenfalls besser. Wenn Bobbi um zehn, spätestens halb elf nicht wach war, würde er sie wecken. Wenn es Bobbi dann besser ging und sie vernünftig redete, fein. Sie konnten sich darüber unterhalten, was mit ihr passiert war (ETWAS war es auf jeden Fall gewesen, dachte Gardener und fragte sich abwesend, ob sie vielleicht irgendeine schreckliche Nachricht von zu Hause erhalten hatte … eine Mitteilung, die ihr ganz zweifelsohne Schwester Anne amtlich zugestellt haben würde). Danach würde man weitersehen. Wenn sie dann immer noch, und sei es nur ein wenig, der ausgeflippten und wirklich gruseligen Bobbi Anderson glich, die ihn am vorigen Abend begrüßt hatte, dann würde Gardener einen Arzt rufen, ob es Bobbi recht war oder nicht.
    Er machte die Kellertür auf und tastete nach dem altmodischen Kippschalter an der Wand. Er fand ihn. Der Schalter war derselbe. Das Licht nicht. Anstatt der trüben Beleuchtung von zwei 60-Watt-Birnen –

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