Das Monstrum
schwarz.
»Es wird sie zerlegen, verlassen Sie sich darauf«, dröhnt Arglebargle weiter. »Zerlegen.«
Jetzt weint er vor Entsetzen, wie er geweint hat, nachdem er auf seine Frau geschossen hatte, nachdem er den unglaublichen
Widerhall der Waffe gehört und gesehen hatte, wie sie rückwärts gegen die Arbeitsplatte stolperte, eine Hand an die Wange gepresst gleich einer Frau, die ein entsetztes »Mein Gott! NIEMALS!« ausgestoßen hat. Dann war das Blut zwischen ihren Fingern hervorgequollen, und sein Verstand hatte einen letzten verzweifelten Versuch unternommen, alles zu leugnen, und hatte gedacht: Ketchup, beruhige dich, das ist nur Ketchup. Und dann hatte er zu weinen begonnen, so wie jetzt.
»Was euch anbelangt, so endet eure Verantwortung bei der Steckdose an der Wand.« Eiter läuft und tropft von Teds Gesicht. Sein Haar ist ausgefallen. Die Geschwüre überziehen seine Kopfhaut. Sein Mund öffnet sich zu einem Grinsen, das ebenso halbmondförmig ist wie das von Arberg. Im letzten und äußersten Ausmaß seines Entsetzens wird Gardener klar, dass er von zwei Toten flankiert ohne jede Kontrolle den Straight Arrow hinabrast. »Aber Sie werden uns niemals aufhalten, wissen Sie? Niemand kann das. Der Reaktor ist außer Kontrolle. Das ist er seit … oh, etwa 1939, würde ich sagen. Um 1965 haben wir die kritische Masse erreicht. Er ist außer Kontrolle. Die Explosion kann jeden Augenblick erfolgen.«
»Nein … nein …«
»Hochmut kommt vor dem Fall, aber wer sich selbst am meisten erhöht, fällt am tiefsten«, dröhnt Arberg. »Mord an einem Gastgeber ist der allerschändlichste Mord. Es wird sie zerlegen … zerlegen … zerlegen!«
Wie wahr! Er versucht abzudrehen, aber seine Skier bleiben störrisch auf ihrem Kurs. Jetzt kann er die knorrige alte Kiefer sehen. Arglebargle und Ted der Strom-Mann sind fort, und er denkt: Waren sie Tommyknockers, Bobbi?
Er kann einen Streifen roter Farbe um den knorrigen Stamm der Kiefer erkennen … und dann beginnt er zu
splittern und sich zu spalten. Während er hilflos auf den Baum zurast, stellt er fest, dass dieser zum Leben erwacht ist, dass er sich gespalten hat, um ihn zu verschlingen. Der klaffende Baum wächst und schwillt an, scheint auf ihn zuzurasen, lässt sich Fangarme wachsen, und in seinem Zentrum ist eine schreckliche, faulige Schwärze und um sie herum rote Farbe, wie der Lippenstift einer finsteren Hure, und er kann dunkle Winde in diesem schwarzen, wuselnden Maul hören, und
4
er wacht nicht auf, so sehr es auch den Anschein haben mag – jeder weiß, dass selbst die bizarrsten Träume Wirklichkeit zu sein scheinen, dass sie sogar ihre eigene fadenscheinige Logik haben können, aber dies ist nicht die Wirklichkeit, das kann nicht sein. Er hat lediglich einen Traum gegen einen anderen ausgetauscht. Kommt ständig vor.
In diesem Traum hat er von seinem alten Skiunfall geträumt – zum zweiten Mal an diesem Tag, ist das zu glauben? Aber diesmal hat der Baum, gegen den er geprallt ist, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte, einen fauligen Mund bekommen, wie ein sich windendes Astloch. Er schreckt auf, wird wach und findet sich in Bobbis Schaukelstuhl, und er ist so erleichtert darüber, aufgewacht zu sein, dass es ihm einerlei ist, ob er am ganzen Körper verkrampft und steif ist und sein Hals sich mittlerweile anfühlt, als wäre er mit Stacheldraht ausgekleidet.
Er denkt: Ich werde aufstehen und mir eine Kanne Kaffee machen und Aspirin dazu nehmen. Wollte ich das nicht vorhin schon tun? Er will aufstehen, und in diesem Augenblick
öffnet Bobbi die Augen. In diesem Moment weiß er auch, dass er träumt, dass er träumen muss, denn grüne Strahlen schießen aus Bobbis Augen – Gardener fühlt sich an Supermans Röntgenblick in den Comics erinnert, wie ihn die Künstler immer als limonengrünen Strahl zeichnen. Aber das Licht, das aus Bobbis Augen kommt, hat etwas Sumpfiges und irgendwie Grässliches … es hat etwas Verwestes an sich, wie das wogende Leuchten von Elmsfeuer über einem Sumpf in einer warmen Nacht.
Bobbi richtet sich langsam auf und sieht sich um … sieht zu Gardener. Er versucht zu sagen, nein … bitte lass dieses Licht nicht auf mich fallen.
Aber er bringt kein Wort heraus, und als das grüne Licht auf ihn fällt, sieht er, dass Bobbis Augen von seinem Leuchten erfüllt sind – dort, wo es herkommt, ist es so grün wie Smaragde und so gleißend wie Sonnenfeuer. Er kann es nicht anschauen, muss den Blick abwenden. Er
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