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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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seit undenklichen Zeiten die einzige Lichtquelle in Bobbis Keller – erfüllte ein frischer weißer Glanz den Raum. Es war so hell wie in einem
Supermarkt. Gardener ging zögernd die Treppe hinab, seine Hand tastete nach dem baufälligen Geländer. Stattdessen fand er ein festes, stabiles neues. Es war mit neuen Messinglaschen sicher an der Wand befestigt. Auch einige der Treppenstufen, die wirklich übel gewesen waren, waren durch neue ersetzt worden.
    Gardener erreichte das untere Ende der Treppe und sah sich um, und nun grenzte seine Überraschung an ein weitaus stärkeres Gefühl – beinahe so etwas wie Schock. Auch der leicht modrige Erdkellergeruch war verschwunden.
    Kein Witz, sie sah aus wie eine Frau, die am Ende ist. Am letzten fransigen Ende. Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie viele Tage es her war, dass sie das letzte Mal geschlafen hatte. Kein Wunder. Ich habe schon von Heimwerkerarbeiten gehört, aber das hier ist ja geradezu albern. Sie kann das aber nicht alles selbst getan haben. Oder doch? Natürlich nicht.
    Aber Gardener vermutete, dass sie es irgendwie doch getan hatte.
    Wenn Gardener hier und nicht auf dem Wellenbrecher von Arcadia Beach aufgewacht wäre, ohne eine Spur von Erinnerung an die jüngste Vergangenheit, dann hätte er nicht gewusst, dass er sich in Bobbis Keller befand, obwohl er hier schon unzählige Male gewesen war. Jetzt war er sich seiner Sache einzig und allein deshalb sicher, weil er von Bobbis Küche aus heruntergekommen war.
    Der wurzelige Geruch war nicht völlig verschwunden, aber er war gedämpft. Der Erdboden des Kellers war ordentlich geharkt worden, nein, nicht nur geharkt, wie Gardener sah. Nach einer Weile wurde Kellererde alt und sauer; man musste etwas dagegen tun, wenn man vorhatte, viel Zeit unten zu verbringen. Anderson hatte offenbar eine frische Ladung Erdboden hereingebracht und trocknen
lassen, bevor sie ihn glatt harkte. Gardener vermutete, dass das die Luft im Keller verbessert hatte.
    An der Decke waren Reihen von Leuchtstofflampen angebracht, die alle an Ketten und Messinghalterungen von den alten Balken herabhingen. Sie verbreiteten ein gleichmäßiges weißes Licht. Alle Lampen enthielten eine Röhre, nur die über dem Arbeitstisch enthielten zwei, und dort war es demzufolge so hell, dass Gardener sich an einen Operationssaal erinnert fühlte. Er ging zu Bobbis Arbeitsplatz. Ihrem neuen Arbeitsplatz.
    Früher hatte Anderson einen mit schmutziger Abdeckpappe verkleideten, ganz gewöhnlichen Küchentisch gehabt. Er war von einer Schreibtischlampe mit Schwenkarm erhellt worden, und darauf hatten ein paar Werkzeuge herumgelegen, die meisten nicht in sonderlich gutem Zustand, sowie ein paar Plastikschachteln mit Nägeln, Schrauben und dergleichen. Es war der Arbeitstisch für Kleinreparaturen einer Frau gewesen, die sich nicht sonderlich für Kleinreparaturen interessiert und auch nicht besonders gut darin ist.
    Der alte Küchentisch war verschwunden und durch drei lange, leichte Tische von der Art ersetzt worden, auf denen bei Kirchenbasaren die selbst gebackenen Kuchen ausgestellt werden. Sie waren an der linken Seite des Kellers so nebeneinandergestellt worden, dass sie eine einzige lange Fläche bildeten. Sie waren vollgekramt mit Werkzeug, Geräten, Spulen, mit dünnem und dickem Isolierdraht, Kaffeedosen voll Nägeln, Klammern und Haken … und Dutzenden weiteren Dingen. Oder Hunderten.
    Dann waren da die Batterien.
    Unter dem Tisch stand ein ganzer Karton davon, eine gewaltige Sammlung von langlebigen Batterien, die noch in ihre Plastikverpackung eingeschweißt waren: Monozellen,
Babyzellen, Mignonzellen, Mikrozellen, 9-Volt-Blöcke. Da muss ein Wert von zweihundert Dollar drin liegen, dachte Gardener, und auf dem Tisch liegen noch mehr herum. Was in aller Welt …?
    Er ging benommen am Tisch entlang wie jemand, der Waren begutachtet und sich zu entscheiden versucht, ob er sie kaufen soll oder nicht. Es sah aus, als arbeitete Bobbi an mehreren verschiedenen Dingen gleichzeitig … und Gardener hatte keine Ahnung, was irgendetwas davon war. Hier, ungefähr in der Mitte des Tisches, stand ein großer quadratischer Kasten. Seine Vorderseite war so weit aufgeschoben, dass achtzehn verschiedene Knöpfe zu sehen waren. Neben jedem Knopf stand der Titel eines bekannten Songs – »Raindrops Keep Fallin’ on My Head«, »New York, New York«, »Laras Lied«, und so weiter. Daneben befand sich eine ordentlich an den Tisch geheftete

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