Das Monstrum
das Schiff in der Erde zum ersten Mal berührt hatte, hatte sie gekniet. Gardener stand. Er hatte halb unbewusst registriert, was mit diesem Abhang geschehen war – unebenes, schlammiges Terrain, Bäume waren gefällt und beiseitegeschafft, Baumstümpfe wie verfaulte Zähne gezogen worden –, aber abgesehen von dieser Momentaufnahme hatte er nicht weiter darauf geachtet. Er hätte zweifellos genauer hingesehen, wenn Anderson ihm gesagt hätte, wie viel sie von diesem Hügel schlicht und einfach abgetragen hatte. Der Hügel hatte die Freilegung des Dinges erschwert … also hatte sie einfach den halben Hang entfernt, um sie einfacher zu machen.
Fliegende Untertasse, dachte Gardener benommen, und dann: Ich bin gesprungen. Dies ist eine Todes-Fantasie. Jeden Augenblick werde ich zu mir kommen und feststellen, dass ich Salzwasser einatme. Jeden Augenblick. Jeden Augenblick jetzt.
Aber nichts davon geschah oder würde geschehen, denn dies war die Wirklichkeit. Es war eine fliegende Untertasse.
Und irgendwie war das das Schlimmste. Nicht ein Raumschiff, nicht ein außerirdischer Flugkörper oder ein extraterrestrisches Vehikel. Es war eine fliegende Untertasse. Sie waren von der Air Force entlarvt worden, von denkenden Wissenschaftlern, von Psychologen. Kein Science-Fiction-Autor mit einem Funken Selbstachtung baute eine in seine Geschichten ein, und wenn er es tat, dann rührte kein Lektor mit einem Funken Selbstachtung die Geschichte auch
nur mit der Kneifzange an. Fliegende Untertassen waren ungefähr zur selben Zeit außer Mode gekommen wie Edgar Rice Burroughs und Otis Adelbert Kline. Sie waren der älteste Heuler in einem Buch. Fliegende Untertassen waren mehr als passé; allein schon die Vorstellung war ein Witz, und nur Wirrköpfe und religiöse Exzentriker räumten ihnen überhaupt noch Platz ein, und selbstverständlich die Regenbogenpresse, zu deren Standardrepertoire allwöchentlich mindestens eine Geschichte über fliegende Untertassen gehörte, etwa: SECHSJÄHRIGE VON AUSSERIRDI-SCHEM AUS FLIEGENDER UNTERTASSE GESCHWÄNGERT ENTHÜLLT MUTTER UNTER TRÄNEN.
Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen spielten diese Geschichten immer in Brasilien oder New Hampshire.
Und doch war hier so ein Ding – es war die ganze Zeit über da gewesen, während Jahrhunderte wie Minuten darüber hinweggingen. Plötzlich fiel ihm eine Zeile aus der Genesis ein und ließ ihn zittern, als wäre ein kalter Wind über ihn hinweg gestrichen: In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde.
Er wandte sich an Anderson, und seine Augen waren beinahe flehend.
»Ist es echt?« Er konnte nicht mehr als flüstern.
»Es ist echt. Fass es an.« Sie klopfte dagegen und erzeugte wieder dieses dumpfe Faust-auf-Mahagoni-Geräusch. Gardener streckte die Hand aus … dann zog er sie zurück.
Ein verärgerter Gesichtsausdruck huschte wie ein Schatten über Andersons Gesicht. »Ich habe dir doch gesagt, Gard – es wird dich nicht beißen.«
»Es wird mir nichts tun, das ich nicht will?«
»Auf gar keinen Fall.«
Gardener überlegte – soviel er in seinem momentanen Zustand tosender Verwirrung überlegen konnte –, dass er
das einst auch vom Alkohol geglaubt hatte. Nun, da er darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass er schon von vielen Leuten – die meisten von ihnen College-Studenten Anfang der Siebzigerjahre – über verschiedene Drogen dasselbe gehört hatte. Viele davon waren mit ernsthaften Koks-Problemen in Krankenhäusern oder Entzugskliniken gelandet.
Sag mir, Bobbi, wolltest du bis zum Umfallen arbeiten? Wolltest du so viel Gewicht verlieren, bis du wie eine Magersüchtige aussiehst? Ich glaube, eigentlich will ich nur eines wissen: Kam der Antrieb von dir, oder wurdest du dazu getrieben? Warum hast du über Peter gelogen? Warum höre ich in diesem Wald keine Vögel?
»Nur zu«, sagte Anderson geduldig. »Wir müssen miteinander reden und einige harte Entscheidungen fällen, und ich möchte nicht, dass du auf halbem Wege zusammenklappst und sagst, du seiest zu der Überzeugung gekommen, dass es sich bei allem nur um eine Halluzination aus der Schnapsflasche gehandelt hat.«
»Das ist eine fiese Ansage.«
»Wie die meisten Dinge, die Leute wirklich sagen müssen. Du hattest schon öfters Anfälle von Delirium Tremens. Du weißt das, und ich weiß es.«
Klar, aber die alte Bobbi hätte das niemals angesprochen – jedenfalls nicht auf diese Weise.
»Berühre es, dann wirst du es glauben. Mehr sage ich nicht dazu.«
»Klingt
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