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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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jetzt, in der Abflughalle und mit einem Ticket nach London in der Tasche, empfand er eine merkwürdige Mischung aus Furcht und der Entschlossenheit, Caroline zu beweisen, dass er genug Mut hatte.
    Es war alles so schnell gegangen. Nur wenige Minuten nach ihrem Gespräch war Caroline online und suchte bei den Billiganbietern einen Flug für ihn. Als er versucht hatte, sie zu fragen, was sie vorhätte, hatte sie ihn ungeduldig zum Schweigen gebracht. »Wir reden gleich darüber, Jake. Jetzt lass mich das hier erledigen.«
    Lange Minuten verstrichen, bevor sie rief: »Perfekt.« Sie klickte noch zweimal mit ihrer Maus und lehnte sich dann mit einem zufriedenen Lächeln zurück. »Hier, Jake«, sagte sie und drehte ihm den Bildschirm zu. Offenbar war er jetzt für einen Flug von Chania nach Athen mit Anschluss nach Heathrow gebucht. Für den nächsten Tag. »Du kommst nicht mit?«
    Caroline warf ihm einen konsternierten Blick zu. »Aber das ist doch deine Show, Jake. Ich wäre dir bei deinem Arbeitsstil nur hinderlich. Du glaubst doch bestimmt nicht, dass Jane begeistert wäre, mich an deinem Arm zu sehen?« »Ich verstehe nicht, was du von mir willst, Caroline.« Er versuchte, lässig zu klingen, aber er klang eher gereizt. »Sehr einfach. Du hast gerade den Zugang zu einem faszinierenden und wertvollen Fund ermöglicht. Ich will, dass du ihn aufspürst. Und wenn du es nicht selbst schaffst, möchte ich, dass du der Person auf den Fersen bleibst, die ihn findet.«
    Er strich sich mit einer frustrierten Geste das Haar aus der Stirn. »Aber, Caroline, wir haben keinen Beweis, dass das verdammte Ding überhaupt existiert.«
    »Nach deiner eigenen Aussage scheint Jane aber daran zu glauben«, sagte sie mit glasklarer Logik. »Es ist doch nur eine verrückte Theorie.« »Glaub mir, ich habe aufgrund von viel konfuseren Unternehmungen große Entdeckungen gemacht. Betrachte die Sache doch so: Jane ist in einer einzigartigen Lage. Sie ist Wordsworth-Expertin. Und sie kommt aus Fellhead. Also, nach meiner Erfahrung regen sich ernsthafte Forscher nicht weiter über solche Dinge auf, außer wenn sie einen guten Grund dafür haben. Vergiss nicht, Jane hat dir vielleicht nicht alles gesagt, was sie weiß.«
    Zweifel und dann Erstaunen huschten über Jakes gut aussehendes Gesicht. »Warum sollte sie etwas für sich behalten? Willst du damit sagen, dass sie mir nicht vertraut?« Caroline lachte leise. »Wenn Wissenschaftler etwas zu haben glauben, das ihnen einen Vorsprung verschaffen könnte, trauen sie niemandem. Mein Lieber, egal, wie sehr Jane dich liebte, du kannst deinen letzten Dollar darauf verwetten, dass sie Kenntnisse, die ihr den Weg zu beruflichem Ruhm ebnen könnten, für sich behalten hätte. Und diese Leiche im Moor könnte der Auslöser dafür werden, dass die Dinge schneller in Bewegung geraten.« »Das ist ja verrückt«, sagte Jake.
    »Nein, Jake, hier geht's ums Geschäft. Wenn du im Ernst darauf eine Karriere aufbauen willst, wirst du bereit sein müssen, deine Kontakte zu nutzen. Und wenn sich etwas Gutes zeigt, musst du Mittel und Wege finden, demjenigen auf den Fersen zu bleiben, der seine gierigen Hände danach ausstreckt.«
    »Das begreife ich schon«, sagte er und fühlte sich überheblich und herabsetzend behandelt, sah aber keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. »Mir ist nicht klar, was ich eigentlich tun soll. Praktisch gesehen.« Caroline blies eine dünne Rauchwolke in die Luft. »Geh Jane besuchen. Versuche, so viele der Sprünge zu kitten wie nötig, damit du an ihrer Seite bleiben kannst. Gib dich zerknirscht. Sag ihr, du hättest den Artikel in der Zeitung gelesen und das hätte dich darauf gebracht, dass du zu Unrecht ihre Theorien nicht ernst genommen hättest. Überzeuge sie, dass sie der einzige Mensch ist, der dieses verdammte Manuskript aufspüren kann, und lass sie es tun. Das verlange ich von dir.« Sie wandte den Kopf und sah auf die Bucht hinaus, gereizter, als er sie je gesehen hatte. »Ich glaube nicht, dass sie sehr erfreut sein wird, mich zu sehen«, murmelte er.
    »Natürlich nicht. Du hast sie ja verlassen. Aber du wirst alles tun, was nötig ist, damit du bei ihr wieder gut angeschrieben bist, Jake.«
    »Was meinst du damit, ›alles, was nötig ist‹?« »Muss ich dir das ausdrücklich im Einzelnen erklären? Sag ihr, du willst dieses Manuskript finden, um mir eins auszuwischen, wenn das dabei hilft.« Sie lächelte gelassen. »Das überlasse ich dir.« »Es wird nicht

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