Das Mordgesindel (German Edition)
einen Stoß und stellte sich neben Markus. Die Schrotflinte richtete sie immer noch auf mich.
Diana kam wankend auf mich zu, sie trug ein schwarzes Kleid, das mir bekannt vorkam. Hatte sie es nicht bei unserer Verabredung getragen? Ihre verquollenen Augen blickten mich an, die Mundwinkel zuckten und sie versuchte zu lächeln. Egal, was sie ihr alles angetan hatten oder wie zugedröhnt sie war, sie erkannte mich. Ich rannte ihr entgegen, fing sie auf, bevor sie zu Boden stürzte, und fiel mit ihr zusammen ins weiche Stroh. Die Berettas ließ ich achtlos fallen und strich ihr mit zitternden Fingern über das Haar. Sie reagierte auf meine Berührung und sah mich aus glasigen Augen an.
»Tomas«, flüsterte sie. Ich legte ihr meinen Zeigefinger auf die Lippen und brachte sie zum Schweigen. Sie musste ihre Kräfte schonen. Die Erinnerung katapultierte mich zurück zu dem Zeitpunkt, als sie im Keller des Kannibalen blutend vor mir lag und ich dachte, sie würde sterben. Und jetzt schien sie erneut dem Tod näher zu sein als dem Leben. Dieses Mal waren meine Chancen, sie zu retten, deutlich geringer als vor ein paar Wochen. Was sollte ich tun? Allein gegen die Irren antreten? Diana und ich würden so oder so das Zeitliche segnen, ob ich mich wehrte oder nicht.
Ich blickte zu Markus und Lady. Sie standen stumm da und beobachteten uns. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr, die ich erst nicht verstand. Ich wandte mich ab und sah zu Diana. Diesmal hielt sie sich den Zeigefinger vor den Mund und zwinkerte mir zu. Vielleicht war sie noch ein wenig benebelt, die komplett zugedröhnte Frau schien sie jedoch nur gespielt zu haben. Unsere Überlebenschance stieg um ein paar Prozent. Durch den Heuballen konnten unsere Gegner nur meinen Kopf sehen, nicht aber, was Diana und der Rest meines Körpers taten. Ich tastete blind nach den Berettas, während ich Markus und Lady im Blick behielt. Sie flüsterten einander etwas zu. Theos schreckgeweiteten Augen starrten mich an. Ich fand die Waffen und legte eine davon auf Dianas Bauch und behielt die andere.
Ich stand auf, achtete nicht weiter auf Diana und richtete die Mündung abwechselnd auf Markus und Lady.
»Lasst Theo gehen und verschwindet!«, forderte ich.
Sie amüsierten sich köstlich.
»Wovon träumst du nachts, Schätzchen?« Lady kam einen Schritt auf mich zu. »Wir werden euch jagen, dich und deine kleine Fotze, bis euch die Kotze aus dem Hals rauskommt, und wenn wir euch haben, reiß ich euch den Ars…« Markus schob Theo nach vorne und griff nach Lady.
»Schweig!«, fuhr er sie an.
»Aber ich …«
Markus warf ihr noch einen mahnenden Blick zu, ehe er sich an mich wandte. »Am anderen Ende des Bauernhofs ist eine Stahltür. Sie ist offen. Falls ihr sie erreicht, seid ihr frei.« Er grinste diabolisch.
»Wie soll ich das schaffen?«, wollte ich von ihnen wissen und die Frage, ob er mich anlog, brauchte ich ihm gar nicht erst zu stellen. »Wie soll ich mit Diana im Schlepptau vor zwei verfickten, durchgeknallten Missgeburten mit Knarren fliehen?« Ich stemmte die Hände in die Hüften und kam mir ziemlich dämlich vor, hier zu stehen und mit meinen Mördern zu diskutieren, wie ich zu sterben hatte.
Und das vor Livepublikum, Tomas, alter Freund …
Dann geschah etwas Unglaubliches. Theo holte seine Arme hinterm Rücken hervor und zog sich das Klebeband vom Mund.
»Erstens sind es drei gegen dich und deine zugedröhnte Schlampe und zweitens solltest du es unterlassen, meine Kinder derart zu beschimpfen.« Theo krempelte die Ärmel hoch und zog eine Pistole.
Die Zuschauer hatten wahrscheinlich ihren Spaß daran, mit anzusehen, wie mir meine Gesichtszüge entgleisten. Mir klappte die Kinnlade herunter und ich fühlte mich wie ein Trottel, den soeben ein ICE überfahren hatte.
»Deine was?« Ich zeigte mit der Beretta auf Markus und Lady. »Das sind was? Deine Kinder? Was wird hier gespielt?«
Theo seufzte und setzte sich auf eine Holztonne, die knapp hinter ihm stand. »Ich hasse es zwar, wenn die Verbrecher in Filmen ihren ganzen Plan herunterleiern, aber ich will mal nicht so sein.« Er nickte zu einer Holzbank links von mir. »Kannst Platz nehmen, könnte was dauern.«
»Nein, ich stehe lieber.« In den von Theo erwähnten Filmen kam immer Hilfe in letzter Sekunde, für Diana und mich machte ich mir keine großen Hoffnungen.
»Gut, wenn du es so willst.« Mit einer Handbewegung bedeutete er seinen Kindern, sich zu setzen. Sie gehorchten.
Da hast
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