Das Mordgesindel (German Edition)
du ja richtig toll erzogene Blagen, Theo, du Arschloch …
»Wo fang ich am besten an?« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf.
Ich lachte kurz und trocken auf. »Wie wär’s am Anfang?«
»Gute Idee.« Der alte Mann lächelte und ich wünschte mir, ich könnte seine Visage unter eine der Feldmaschinen legen und sie beim Drüberfahren genüsslich zu einer breiigen Masse verarbeiten. Bis vor ein paar Minuten dachte ich, wir würden auf derselben Seite stehen. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben in einem Menschen derart getäuscht wie in ihm.
Er streichelte seine Pistole. »Weißt du, Tomas, wenn mein Sohn nicht auf dein Mädchen getroffen wäre, säßen wir nicht in dieser für euch prekären Lage, das kannst du dir ja sicherlich denken.« Ich nickte und er sprach weiter. »Markus geht ab und an selbst auf die Jagd, normalerweise haben wir unsere Männer und Frauen dafür, aber manchmal braucht er den Kick, die Abwechslung, die Bestätigung, verstehst du?«
Ich blieb stumm und verschränkte die Arme vor der Brust. Was wollte er von mir hören? Etwas wie: »Ach so, natürlich, warum läuft meine Partnerin auch deinem bekloppten Sohn ins Netz. Jetzt versteh ich’s! Sie ist schuld, dass ihr uns töten wollt, sag das doch gleich!« Sollte er dergleichen erwarten, war er noch dümmer, als ich dachte.
Als ich nicht reagierte, fuhr Theo fort: »Jedenfalls ist er nach Deutschland gefahren und auf die Suche gegangen. Als er dein Mädchen sah, musste er sie unbedingt haben, passte sie doch genau in mein Beuteschema.«
In sein Beuteschema? Was hatte das zu bedeuten?
Er schien meinen fragenden Ausdruck zu bemerkten und lachte. »Ich erkläre es dir in Ruhe, so viel Zeit muss sein. Markus zog los, um mir ein Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Eine rothaarige, hübsche Frau. Er entschied sich für eine Deutsche und lass dir gesagt sein, Tomas, wenn es nicht Diana gewesen wäre, dann eine andere. Als Markus herausfand, dass sie eine Kriminalbeamtin ist …«, er verdrehte schmachtend die Augen, »war ihm klar, dass sie die Richtige ist, und hat sich an sie rangehängt. Gut, man muss dazu sagen: Normalerweise gehen unsere Talentscouts ein wenig sorgfältiger mit der Ware um, mein Sohn ist etwas impulsiv.« Theo sah zu Markus und dieser senkte den Blick. »Eigentlich überreden unsere Leute die Ware, mit ihnen in den Urlaub zu fliegen, wo sie auf unerklärliche Weise verschwinden. Noch niemand konnte die Vermissten zu uns verfolgen. Aber da mein Sohn«, wieder schaute er zu Markus, »sich nicht im Zaum halten konnte, verprügelte er Diana, weil er dachte, du wärst sein Nebenbuhler, was ja bekanntermaßen der Wahrheit entspricht. Und als er im Krankenhaus auf dich traf, brannten seine Sicherungen durch, und was dann passiert ist, weißt du ja, Tomas. Er handelte überstürzt und entführte Diana, weil er sie um keinen Preis aufgeben wollte.«
Und ob ich wusste, was passiert war. Mir kam es vor wie gestern, als Markus’ Pranke mein Gesicht zu Matsch geschlagen hatte und er mit Diana abgehauen war. Allerdings wusste ich jetzt auch etwas anderes: Wenn es so gelaufen wäre, wie es bei ihnen normalerweise gang und gäbe war, hätte ich keinen Anhaltspunkt gehabt, wohin meine Partnerin verschwunden sein könnte. Allein Markus hatte ich es zu verdanken, dass ich nun vor ihnen stand.
Als Theo nicht weitersprach, gab ich ihm einen kleinen Stups. Einerseits, weil ich wissen wollte, was hier gespielt wurde, und andererseits, um Zeit zu schinden – vielleicht geschah ja doch ein Wunder.
»Und weiter?«, forderte ich ihn auf. »Wo sind wir und was soll das alles?«
»Du bist wohl ein bisschen begriffsstutzig, was?« Lady kicherte, hörte aber sofort auf, als sie eine Standpauke ihres Vaters zu hören bekam.
»Sprich nicht so über ihn, Kind.« Theo bedachte mich mit einem Lächeln, das dem eines Großvaters ähnelte, der seinen Enkel lange nicht mehr gesehen hatte. »Ich hatte viel Spaß mit ihm und die Zuschauer ebenfalls. Er ist ein guter Polizist, wenn auch nicht perfekt.«
»Red nicht um den heißen Brei herum, sondern raus mit der Sprache!« Langsam schlug meine lähmende Angst vor dem Tod wieder in Hass um. Mein Herz hämmerte schneller und Adrenalin belebte meinen Körper.
Mach weiter, Ratz, vielleicht kannst du ihnen was entgegensetzen, bevor sie dir eine Kugel in den Kopf jagen …
»Als meine Kinder erfuhren – ich wusste bis dato nichts von meinem Geburtstagsgeschenk, sollte schließlich eine Überraschung
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