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Das Mordgesindel (German Edition)

Das Mordgesindel (German Edition)

Titel: Das Mordgesindel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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nächsten Tür, nur um meine Theorie, es handelte sich nicht bloß um einen Zufall, zu bestätigen. Sie war verschlossen, wie ich vermutet hatte. Auch die folgenden zehn Türen, die ich ausprobierte, waren allesamt versperrt. Aber als ich auf einen neuen Gang stieß, wusste ich, dass es doch einen offenen Raum für mich gab. Ich roch es, bevor ich es sah. Ich schlich in das Zimmer, hielt mir den Handrücken vor den Mund und stolperte auf ihn zu. Snake. Er knisterte noch. Je näher ich ihm kam, desto unerträglicher wurde die Hitze, die von ihm ausging. Meine Gesichtshaut spannte sich, als ich mich über ihn beugte und ihm in die leeren Augen sah. Sie stierten zur Decke und würden nie wieder die Freuden der Welt betrachten können. Ob Snake in seinem Leben eher Schlechtes als Rechtes begangen hatte, interessierte mich nicht mehr. Er hatte es nicht verdient, so zu sterben. Niemand hatte das. Außer vielleicht Markus und Lady, diese durchgeknallten Maden.
    Ich sah mich um, fand in einer Ecke eine rote Wolldecke und legte sie über den pechschwarzen Leib. Mit gesenktem Kopf verließ ich den Raum. Hatte ich mir am Anfang unserer Reise noch nicht vorstellen können, mit Snake mehr als nur eine Zweckgemeinschaft zu führen, so würde ich ihn jetzt gerne aus dem Land der Toten zurückbringen und ordentlich einen mit ihm trinken gehen.
    Vergiss ihn, Tomas. Für ihn ist es zu spät. Konzentrier dich!
    Ich meinte zu spüren, wie das Teufelchen mich an der Nase voranzog. Meine Füße stolperten ständig übereinander. Ich schlurfte durch die Gänge, probierte eine geschlossene Tür nach der anderen aus, ehe ich mich entmutigt an der Wand herunterrutschen ließ und mich setzte. Die Berettas legte ich zur Seite, umschloss mit den Armen meine Beine und blieb bewegungslos sitzen. Nur die Gedanken kreisten in meinem Kopf. Ich wollte Diana retten, befreien aus der Hölle auf Erden, aber wie, wenn ich sie nicht fand? Meine Kräfte schwanden, viel war nicht mehr übrig nach der seelischen Folter, der mich Markus ausgesetzt hatte. Und die Stromschläge natürlich nicht zu vergessen. Mir fielen die Lider zu. Ich war müde, erschöpft, gebrochen. Markus hatte gewonnen.
    Ich schreckte auf. Etwas brummte und der Boden unter mir schien zu vibrieren. Was zum Teufel  …? Ich sprang auf, nahm die Berettas und drehte mich in alle Richtungen.
    Kommt schon, ihr Mistkerle, ich bin bereit!
    Sogar das eher leichte Gewicht der Waffen sorgte dafür, dass meine ausgestreckten Arme zitterten; lange konnte ich sie so nicht halten. Als nach ein paar Sekunden das Brummen erstarb, ließ ich die Knarren erleichtert sinken. Und erst dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das Vibrieren! Natürlich. Meinem ersten Gefühl folgend wollte ich mir mit der Hand gegen die Stirn schlagen, glücklicherweise machte ich das nicht, sonst hätte ich mich mit der Beretta selbst ausgeknockt. Ich steckte mir eine in den Hosenbund und holte mein Handy aus der Jeanstasche. Ich hatte ein neues Höchstmaß an nicht beantworteten Anrufen erreicht. Achtzig Stück in Abwesenheit und zwanzig SMS. Wirklich rekordverdächtig. Als ich nachsehen wollte, wer versucht hatte mich zu erreichen, brummte und vibrierte es erneut. Auf dem Display stand: Jürgen.
    Ich nahm hastig ab. »Ja? Jürgen? Bist du das?« Ich spürte, wie gehetzt ich klang, und erschreckte mich vor mir selbst.
    »Endlich … dich!«, rief er.
    »Jürgen? Jürgen? Ich versteh dich kaum!«, schrie ich. Mir war egal, ob mich jemand hörte. Ich war froh, eine bekannte Stimme zu vernehmen.
    »Verstehe … kaum. Schnell …« Die Verbindung brach kurzzeitig fast ganz ab. »Internetseite … gehackt. Du … live …«
    »Was sagst du?«
    »Halt den …! Hör … zu!« Ich lauschte. »Schicke dir … Link … ansehen.« Dann war er weg. Ich sah auf das Handy und hätte es am liebsten gegen die Wand geworfen. Das Display leuchtete auf und kündigte mir eine E-Mail an.
    Aus den Brocken unseres Gesprächs hatte ich rausgehört, dass Jürgen mir etwas schicken wollte. Glücklicherweise funktionierte die Internetverbindung einwandfrei und es dauerte nur ein paar Sekunden, bis die Nachricht sich öffnete. Ich berührte auf dem Touchscreen einen Link, der aus wild zusammengewürfelten Zahlen und Buchstaben bestand. Die Endung allerdings war: .de. Ich verstand nicht viel von derlei technischem Schnickschnack, aber ich vermutete, dass mich dieser Link über den Server des Polizeipräsidiums in Duisburg führen

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