Das Mordgesindel (German Edition)
wunderbar geklappt. Sie hätte alles getan, damit wir sie freilassen und sie zu dir kann.«
»Muss Liebe schön sein«, warf Lady ein und verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
Lady hatte mit Sicherheit in ihrem Leben noch nie für jemanden Liebe, Freundschaft oder gar Mitgefühl empfunden. Wie hatte die Kindheit von ihr und ihrem Bruder ausgesehen? Ich erinnerte mich an das Video mit Markus, als er Theos Frau umbrachte, und stellte mir vor, dass die Kinder anstelle von Kuscheltieren Menschen zum Abschlachten zu Weihnachten geschenkt bekamen. Ganz abwegig konnte meine Theorie nicht sein. Wie wären sonst zwei dermaßen kalte und durchgeknallte Erwachsene aus ihnen geworden?
Eine kurze Zeit schwiegen wir alle. Markus spielte unruhig mit seiner Waffe, Lady starrte mich an und hielt sich kampfbereit. Ihr Vater sah in den Himmel und schien mit seinen Gedanken woanders zu sein.
»Entschuldige bitte meine Kinder«, fand Theo zurück in die Realität. »Sie sind nicht sehr feinfühlig.«
Du auch nicht, alter Mann …
Er fuhr fort: »Leben und sterben, all das interessiert sie nicht. Manchmal glaube ich, sie haben ihre Gefühle im Bauch ihrer Mutter vergessen. Aber naja …« Er machte eine abschätzige Handbewegung. »Ich bedauere es, euch beide gleich zu töten. Ihr seid gute Einnahmequellen und um ehrlich zu sein, haben mir die Pseudoermittlungen mit dir Spaß gemacht, Tomas.«
»Dann lass uns einfach gehen!«, schrie ich.
Theo schüttelte den Kopf, ich hatte mit nichts anderem gerechnet. »Das geht nicht, ihr würdet eure Leute zu uns führen.«
»Dann benutzt uns weiter für eure Shows, wir machen, was ihr wollt.« Mir wurde schlecht von meiner Arschkriecherei. Ich verabscheute mich, hier zu stehen und um mein Leben zu flehen, aber was blieb mir anderes übrig?
»Nein, das Spiel ist aus, meine Kinder haben den großen Showdown angekündigt, wir können unsere Zuschauer nicht enttäuschen, das verstehst du doch?«
Ich lachte und lachte und lachte. Ich legte den Kopf in den Nacken, Tränen liefen mir aus den Augen und ich stieß das widerwärtigste Lachen aus meiner Kehle, das je meinen Körper verlassen hatte.
»Klar versteh ich das, Theo. Kein Problem. Was sind schon zwei Menschenleben?« Ich sprang auf, trat ein paar Schritte zurück und machte mich bereit. Entweder sie oder wir, jetzt galt es. Das Kaffeekränzchen war vorbei, ich wollte es nicht länger hinauszögern. Wobei die Prognosen auf einen Sieg bei der einen Fraktion höher lagen als bei der anderen, und das waren Diana und ich.
Ich stieß mit meinem Fuß gegen den Heuhaufen und blieb stehen. Die irre Familie sah mich unbeeindruckt an, sie hielten ihre Waffen in den Händen und warteten ab, was ich als Nächstes tun würde. Ich wusste es selbst noch nicht genau …
»Fresst Scheiße!«, schrie ich, hob die Pistole, gab zwei Schüsse ab und hastete hinter das Stroh. Um ein Haar wäre ich auf Diana gelandet. Sie rollte sich weg, hockte sich hin und hatte die Beretta im Anschlag. Sie nickte mir zu. Ich glaubte in ihren Augen Hass, Angst und dennoch absolute Leere zu sehen.
Es sind ihre letzten Kraftreserven, Tomas, alter Freund, nutze sie gut.
Genauso sah Diana wahrhaftig aus: kurz vor einem Systemabsturz.
»Wir schaffen das«, flüsterte ich.
Sie lächelte, ganz schwach, aber es gab mir den Mut, den ich brauchte. Ich nahm das Handy und schaute auf das Display. Sie zeigten Diana und mich von der Seite. Ich erkannte unsere Waffen und sah sogar jede meiner Falten, so nahe zoomten sie an uns heran. Wenn Theo, Markus und Lady ebenfalls ein Handy bei sich trugen, konnten wir uns nicht vor ihnen verstecken.
Ein paar Minuten geschah nichts. Diana und ich verschanzten uns weiter hinter dem Heuhaufen. Von unseren Gegnern kam kein Lebenszeichen. Ich glaubte nicht, dass ich vorhin einen von ihnen getroffen hatte. Mit Sicherheit hatten sie sich gleich nach meinen Schüssen in Deckung begeben.
Ich kroch nach rechts, atmete tief durch und lugte um das Stroh herum. Dort, wo sie gerade noch gestanden hatten, war jetzt nichts mehr. Einerseits war das für uns gut und andererseits die ungünstigste Situation überhaupt. Wie sollten wir einen Feind bekämpfen, wenn wir nicht wussten, wo er sich versteckte?
Ich krabbelte zurück zu Diana. »Was nun?«
Sie sah auf die Beretta hinab. »Wir töten sie.« Sie biss sich auf die trockene Unterlippe.
»Das ist leichter gesagt als getan, was we…«
»Kommt schon! Zeigt euch!«, schallte
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