Das Mordhaus (German Edition)
stellen. »Ich weiß, was jetzt kommt, ist überaus per sönlich. Aber ich muss es wissen, es ist für die Ermittlung wichtig.«
Er schniefte und sah mich aus verquollenen Augen an. »Was wol len Sie wissen?«
»War Ihre Frau im Genitalbereich rasiert?«
Alberichs Gesichtsfarbe wechselt von heulrot, zu wandfarben weiß. »Wie bitte?«
Ich kam nicht umhin, ihm doch ein paar Details zu nennen. »Ihrer Frau und Ihrer Tochter wurde das Haupthaar abrasiert. Bei Isabel konnten wir einen enthaarten Genitalbereich feststel len. Wir müssen wissen, ob es eine Art Ritual oder Markenzei chen des Mörders ist oder der Normalzustand.«
Er räusperte sich. Sein Blick huschte nervös von mir zu Diana. »Sie ... hat immer einen schmalen Strich Schamhaare stehen las sen, weil ich es ... sexy fand.«
Ich verstand, warum er nervös war, es war ihm unangenehm über derartige Sachen mit Fremden zu sprechen. Durchaus nachvollzieh bar.
Ich notierte mir diese Information auf meinem Notizblock. »Dan ke, Herr Alberich. Ich denke, das war alles.«
Er stand auf. »Wenn Sie den Täter geschnappt haben, sagen Sie mir Bescheid, oder?« Seine Augen zeigten die pure Hoffnungslosig keit.
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Sie sind einer der Ers ten, der es erfährt«, garantierte ich ihm und meinte es so, wie ich es sagte. »Wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf, holen Sie sich Hilfe. Rufen Sie Freunde an und gehen Sie zu einem Psychiater, blei ben Sie nicht allein, oder nehmen Sie unseren Seelsorger in An spruch. Ihnen steht eine schwere Zeit bevor.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wenn die Obduktion abgeschlossen ist, wird sich jemand mel den, damit Sie die beiden identifizieren. Es ist zwar sicher, dass es Isabel und Amy sind, aber es muss sein.« Dianas Stimme hatte eine Sanftmut angenommen, die ich mir immer an ihr wünschen würde.
Alberich seufzte. Er begleitete uns zur Tür, verabschiedete uns und versicherte mir, dass er sich Hilfe besorgen würde. Ich war da von nicht überzeugt. Irgendetwas an seinem Gesichtsausdruck ver riet mir, dass er an der Sache zerbrechen würde.
Ich blieb vorm Wagen stehen und zündete mir eine Zigarette an.
Diana wartete nicht lange, bis sie mich nervte. »Musst du jetzt un bedingt rauchen? Mir ist kalt, lass uns fahren.«
Ich warf ihr einen abschätzenden Blick zu und musterte sie von oben bis unten. »Wenn du dich der Jahreszeit entsprechend anzieh en würdest, müsstest du mir jetzt nicht die Ohren vollheu len.«
»Du kannst so ein Arschloch sein!« Wie ein Stier schnaubend, zeig te sie mir den Mittelfinger, stieg ins Auto und knallte die Tür derart laut zu, dass die ganze Nachbarschaft es hören musste. Ich ließ mich nicht beirren und rauchte genüsslich zu Ende.
Wir kamen am späten Nachmittag zurück zur Wache. Diana sprach kein Wort mehr mit mir. Das war einer der seltenen Momen te, wo mich meine neue Partnerin nicht störte. Unter diesen Umstän den war sie mir sehr sympathisch.
Wir schrieben unsere Berichte und Schroer schickte mich in den Feierabend. Meine Kollegen würden noch beinahe die ganze Nacht hindurch auf Hochtouren arbeiten. Ich wäre gern dabei ge wesen, aber Schroer hatte mich zur Seite genommen und mich gebeten, erst morgen früh um acht Uhr wieder einen Fuß in das Gebäude zu set zen. Das passte mir zwar nicht, allerdings hätte es nichts genutzt, mich gegen einen Befehl des Chefs zu widerset zen.
Ich fuhr nicht nach Hause, sondern nutzte den unfreiwilligen Fei erabend anderweitig. Vor einem Schnellimbiss stehend rief ich mei nen Psychiater und gleichzeitig besten Freund an. Ich bat ihn, mich in unserer Stammkneipe in Duisburg-Rheinhausen zu tref fen. Er willigte ein. Worum es ging, verriet ich ihm nicht.
Ich trank gerade ein Altbier, als Hermann Pfeffinger die Kneipen tür aufwarf und vom Regen durchweicht eintrat. Das Herbst wetter hatte unerbittlich zugeschlagen und meinen Freund in einen nassen Hund verwandelt. Ohne Begrüßung zog er seine Ja cke aus, warf sie fluchend über einen Stuhl an meinem Tisch und bestellte sich umge hend ein großes Glas Pils. Erst danach setzte er sich mir gegenüber hin.
»Ich hoffe, du hast einen guten Grund, mich bei dem Sauwetter vorm Fernseher wegzuholen.«
Ich schmunzelte, auch wenn mir im Moment nicht nach Späßen zumute war. Hermann hatte eine Art an sich, die einen selbst in der schwersten Zeit aufmuntern konnte. Was wahrscheinlich durch sein Aussehen und Auftreten entstand. Er war zwar von normaler Größe und
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