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Das Mordhaus (German Edition)

Das Mordhaus (German Edition)

Titel: Das Mordhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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hatte Anke zu mir gesagt, als ich mich über das Verhalten meiner Tochter auf regte, be vor wir losfuhren.
    Ich entgegnete: »Aber auch nur, weil sie Bestechungsgeld dafür kassiert.«
    Sie strich mir zärtlich über die Wange, küsste mich und ver sprach mir, dass es heute ein schöner Tag werden würde.
    Während meine Frau Jenny aus ihrem Zimmer holte und sie regelr echt an den Haaren zum Auto zerrte, wünschte ich mir, mei ne Tochter wäre wieder ein süßes Baby. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und bereitete mich auf eine Shoppingtour mit zwei Hyä nen vor. Meine Frau war ebenfalls nicht ohne. Wenn sie und meine Tochter sich stritten, verzog ich mich schnell aus der Gefahrenzone.
    Wir fuhren also los. Ich saß in meinem Dienstwagen. Anke und Jenny in unserem Privaten. Ich fuhr hinter ihnen und konnte an ei ner Ampel beobachten, wie meine zwei Harpyien ihre Köpfe zuein ander drehten und mit den Händen gestikulierten. Wäh rend Anke bei Grün das Auto in Bewegung setzte, dachte ich mir noch: Konzen trier dich aufs Fahren . Und als wir auf siebzig km/h beschleunigt hat ten – wir befanden uns außerhalb geschlossener Ortschaften   – knall te es.
    Mein Mund wurde schlagartig trocken, als ich es sah: den Tanz ei nes tonnenschweren Autos, das über ein Feld schleuderte. Erst sah es so aus, als würde der Wagen zum Stehen kommen. Das tat er aber nicht. Er überschlug sich dreimal und ich konnte zwei kleine Punkte im Inneren ausmachen, welches die Köpfe meiner Frauen waren. Sie flogen hin und her, hämmerten aneinander und gegen die Fenster. Das Auto schleuderte weiter, als ich den Blick abwandte und auf die Bremse trat.
    Ich war unfähig zu handeln. Meine Kinnlade war herunterge klappt und ich saß stocksteif in den Sitz gepresst. Am Rande mei nes Sichtfeldes bekam ich mit, wie andere Leute anhielten, die Straße si cherten und zum Wagen liefen, in dem meine geliebte Familie so eben durchgeschüttelt wurde wie ein Cocktail.
    Ich nahm die Rufe eines Mannes wahr. Erst nur gedämpft, dann immer lauter. »Hey, Sie! Helfen Sie uns!«
    Ich schaute aus dem Fenster und sah einen jungen Kerl, der wild gestikulierend neben mir stand. Er meinte mich. Ich krab belte müh sam aus der Tiefe meiner Betäubung heraus, schüttelte kräftig mei nen Kopf und begriff endlich, was geschehen war.
    Meine Frau war in den Gegenverkehr geraten und mit einem Kleinbus zusammengestoßen. Wie in einem eingeübten Ballett stück hatten die Autos sich synchron voneinander entfernt und überschla gen. Bei beiden Unfallbeteiligten befand sich eine große Menge hel fender Hände. Manche telefonierten mit ihren Handys, andere ver suchten, Erste Hilfe zu leisten, weitere standen nur im Weg und schrien.
    Ich stieg aus. Meine Knie fühlten sich an wie Marshmallows, weich und matschig. Dennoch schaffte ich es, zu rennen. Ich rannte wie noch nie in meinem Leben. Mein ehemaliger Sportleh rer wäre stolz auf mich gewesen. Als ich am Auto ankam, schrie ich, dass es meine Frau und meine Tochter seien, und drängte mich durch die dichte Traube Helfer.
    Was ich sah, brannte sich in mein Gehirn, wie ein schlechtes Lied auf eine CD. Unlöschbar und grausam. Das Auto lag auf dem Dach. Der Kopf meiner Frau war durchs Seitenfenster ge schlagen – sie hing halb aus dem Fenster. Ihr Gesicht war zer quetscht und mit Blut beschmiert. Die Augen standen offen und waren in den Himmel ge richtet. Nur sah sie dort oben nichts. Sie war tot.
    Ich raste um den Wagen zur Beifahrerseite und richtete mich auf den Anblick meiner Tochter ein, aber da war nichts.
    Ich rief: »Wo ist meine Tochter? Wo ist Jenny?« Meine Verzweif lung stahl mir die Stimme. Meine Schreie erstarben in meinem Hals.
    Jemand fragte: »Saß sie im Wagen?«
    Ich nickte bloß.
    Sofort kam Unruhe in die Menge. Alle suchten das Auto ab. Ich bekam nicht mit, dass einer der Helfer sich vom Unfallort ent fernte.
    »Verfluchte Scheiße«, hörte ich. Dann erbrach sich jemand.
    Ich sah mich um und entdeckte einen Mann etwa fünfzehn Me ter weit weg von mir. Meine Beine trugen mich in Windeseile dorthin. Ich sah auf den Boden und ließ mich auf die Knie fallen. Meine Hän de berührten zitternd ihr Gesicht. Jenny war aus dem Auto ge schleudert worden.
    »Hast du dich wieder geweigert, den Gurt anzulegen?«, fragte ich sie. »Jenny? Hast du nicht auf deine Mutter gehört? Jenny!«
    Ich spürte, wie warme Hände mich an den Schultern packten und zudrückten. »Sie ist tot.«
    Als ich mich umdrehte, sah ich eine

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