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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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führte sie ins Wohnzimmer. Er wies ihnen einen Platz auf der Ledercouch zu, von der man auf den Main blicken konnte. «Möchten Sie etwas trinken?»
    Heinlein lehnte ab. «Danke, nein. Es wird nicht lange dauern.»
    «Wie Sie wollen. Womit kann ich Ihnen helfen?»
    «Wir untersuchen den Tod von Richter Zinnhobel und Staatsanwalt Mangel», sagte Kilian. «Ich nehme an, Sie haben davon gehört.»
    «Ja», antwortete Wilde. «Eine schreckliche Sache. Was habe ich damit zu tun?»
    «Nichts», beruhigte ihn Heinlein. «Da der Tod der beiden in einem Zusammenhang stehen könnte, ermitteln wir auch im Umfeld der Verfahren, die die zwei Männer betreut haben.»
    «Ach so, jetzt verstehe ich. Aber ich dachte, der Unfall meiner Frau sei hinreichend geklärt.»
    «Das ist er auch. Wir interessieren uns für den Verlauf der Verhandlung und das Urteil. Wie ist das aus Ihrer Sicht gelaufen?»
    Wilde steckte sich eine Zigarette an, inhalierte und antwortete überlegt und ruhig. «Ich denke, es ging alles seinen korrekten Weg.»
    Heinlein und Kilian merkten auf. Diese Antwort hatten sie nicht erwartet. «Sie waren also zufrieden mit der Forderung des Staatsanwalts Mangel, auf eine Gefängnisstrafe für den Fahrer des Lkw zu verzichten und stattdessen eine Geldstrafe zu verhängen?»
    Wilde blieb gelassen. «Ja, was hätte es mir denn genützt, wenn dieser Mann ins Gefängnis geht? Dadurch würde Rosie auch nicht wieder lebendig. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände.»
    «Verstehe», sagte Kilian. «Dass die Lenkzeiten überschritten worden waren, hat Sie auch nicht weiter gestört?»
    «Sicher, auf jeden Fall. Das müsste viel schärfer geahndet werden. Tagtäglich passieren Unfälle auf unseren Straßen, die durch übermüdete Fahrer verursacht werden. Auf der anderen Seite bringe ich auch Verständnis für die Lkw-Fahrer auf. Ich bin als Bauingenieur tätig, und ich weiß, unter welchem Druck diese Menschen stehen. Wenn nicht punktgenau geliefert wird, steht der gesamte Bau still. Das kostet Tausende pro Tag.»
    «Betreuen Sie Bauvorhaben in unserer Gegend?», fragte Heinlein.
    «Ja, meistens Großprojekte. Zurzeit arbeite ich an der Uni. Dort entstehen Erweiterungsbauten, für deren pünktliche Fertigstellung ich verantwortlich bin.»
    «Wahrscheinlich ein nervenaufreibender Job», sagte Kilian.
    «Darauf können Sie wetten. Der Unipräsident und der Freistaat sitzen mir im Nacken, Handwerker und Zulieferer müssen gemanagt werden. Das geht an die Substanz.»
    «Wie schaffen Sie das, Entschuldigung, wenn ich so direkt frage, ohne eine Frau, die Ihre beiden Kinder betreut?» Kilian blickte in die Akte. «Francesca und Lucca sind jetzt acht und sieben Jahre alt.»
    «Ich habe eine neue Frau kennengelernt. Sie kümmert sichrührend um die beiden. Wir wechseln uns bei der Kindererziehung ab, da sie ebenfalls berufstätig ist. Bisher klappt das hervorragend.»
    «Das freut mich zu hören», antwortete Kilian. Wieder schaute er in die Akte. «Ihrer Frau Rosie wurde eine Teilschuld zugesprochen, da sie mit abgefahrenen Bremsen unterwegs war.»
    Wilde seufzte. «Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich sie mit dieser alten Klapperkiste habe fahren lassen. Aber sie war wie vernarrt in diesen Wagen. Nur Blech im Motorraum, sonst nichts, was einen Aufprall hätte mildern können. Am Tag vor dem Unfall hatte sie einen Termin in der Werkstatt, um die Bremsen nachsehen zu lassen. Ich habe ihr da blind vertraut.»
    «Das heißt, sie hat den Termin nicht wahrgenommen?»
    «Irgendetwas war ihr dazwischengekommen. Sie wollte es am folgenden Tag nachholen. Leider zu spät. Das war ein tödlicher Fehler. Ich hätte besser aufpassen müssen.»
    «Laut den Zeugenaussagen», sagte Heinlein, «sei der Lkw-Fahrer von der Autobahn kommend auf die B13 eingebogen, ohne Rücksicht auf die Verkehrslage zu nehmen.»
    «Ja, das hat mich auch gewundert, dass das nicht mehr Gewicht in der Verhandlung erhalten hat. Aber an diesem Morgen war es sehr neblig, und die sich teils widersprechenden Aussagen der Zeugen konnten Richter Zinnhobel nicht vollends überzeugen.»
    «Hat der Beschuldigte jemals Kontakt zu Ihnen aufgenommen?»
    Wilde verneinte. «Er stammt aus dem rheinischen Raum. Solange er mich nicht täglich sieht, glaubt er wohl, dass er das nicht nötig hat.»
    «Hätten Sie einer Kontaktaufnahme zugestimmt?»
    «Ich weiß es nicht. Außerdem muss ich zugeben, dass mir die Kinder über diese schreckliche Zeit sehr geholfen haben.»Wilde lächelte

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