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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Gefallen auf Gegenseitigkeit ging. Der wollte schnell ganz nach oben, und auf diesem Weg braucht man Fürsprecher. Da war er nicht wählerisch.»
    «Woher weißt du das alles?»
    «Du solltest mal die Seiten wechseln. Ihr Bullen seid auf einem Ohr gern mal taub.»

24
    «Ihr solltet euch das mal anschauen», hatte Randstadt von der Spurensicherung über Funk an Heinlein und Kilian durchgegeben. Er bestellte sie zum Studentenwohnheim am Galgenberg. Dort hatte eine ausländische Bewohnerin am Vormittag einen Ballon oder etwas, was danach aussah, in ihrem Balkongeländer verkeilt gefunden. Der Hausmeister hatte daraufhin die Polizei verständigt, da er einen Brandsatz identifiziert haben wollte, der sich im Inneren des Ballons befand.
    «Kommt hier rüber», rief Randstadt Heinlein und Kilian zu, die sich zwischen den Wohnwürfeln zu orientieren suchten.
    «Was gibt es so Aufregendes», fragte Heinlein, «dass du uns hier hochbestellst?»
    «Fasst mal mit an. Dann seht ihr es.»
    Randstadt bückte sich über einen am Boden ausgebreiteten weißen Stoff und dirigierte die Kommissare zu den beiden anderen Enden. «Und jetzt hoch damit.»
    Kilian und Heinlein hoben an. Was anfänglich nach einer achtlos hingeworfenen Decke aussah, entpuppte sich als Gebilde mit Armen, einem Körper und einem Kopf – alles leidlich aus weißem Stoff zusammengeflickt.
    «Ein Faschingskostüm?», mutmaßte Kilian.
    «Könnte man auf den ersten Blick meinen», antwortete Randstadt. «Doch im Inneren dieses Konstrukts ging es heiß her.» Er zeigte auf zwei verkohlte Teller und gebrochene Holzstäbe zu seinen Füßen. «Dieser Ballon war mit Stäben ausgekleidet, damit er Halt und Form erhielt. In der Mittewaren zwei Teller angebracht. Der eine trug eine Wachsschale, der andere Magnesium.»
    «Magnesium?», fragte Heinlein. «Wozu das?»
    «Damit es weithin leuchten konnte. Ihr kennt Magnesium noch aus eurer Ausbildung. Es wird als Zusatz bei Blendgranaten eingesetzt. Mittlerweile lassen wir die Finger davon, weil man sich beim Entzünden meistens selbst blendet.»
    Kilian grinste. «Du meinst, unsere Weiße Frau ist nichts anderes als ein Partyscherz?»
    «Kann schon sein. Letzte Nacht sind zahlreiche Notrufe eingegangen. Sie berichteten von einer weißen Erscheinung, die am Himmel an ihnen vorüberzog. Manche dachten wohl, ihr letztes Stündchen habe geschlagen.»
    «Kein Wunder bei dem Mist, der überall verzapft wird», grollte Heinlein.
    Kilian ließ nicht locker. «Schorsch, jetzt gib’s halt schon zu. Deine Weiße Frau ist entzaubert. Da haben sich ein paar Kids einen Jux erlaubt. Hier ist der Beweis.»
    «Kann schon sein, aber zu früh würde ich mich nicht darauf festlegen.»
    «Allem Anschein nach», führte Randstadt weiter aus, «trieb der Ballon von der Stadt hier hoch. Nachdem das Wachs, also der Treibstoff, aufgebraucht war, ist er auf den Balkon dieser Studentin gestürzt.»
    «Hat sie eine Uhrzeit genannt?»
    «Sie ist von einer Grillfete spät nach Hause gekommen und hat sich gleich schlafen gelegt. Nach dem Aufstehen will sie die Entdeckung gemacht haben.»
    Kilian ließ sein Ende des Ballons fallen. «Damit dürfte die Sache geklärt sein. Danke, Randstadt, für diese aufschlussreiche Entschleierung sagenumwobener Frauenerscheinungen im einundzwanzigsten Jahrhundert.»
    «Gern geschehen.»
    «Nicht so schnell», widersprach Heinlein. «Wo bekommtman dieses Magnesium her? Ich vermute mal, man kriegt es nicht in der Apotheke.»
    «Richtig. Aber die Beschaffung ist so schwierig auch wieder nicht. Jedes Chemielabor hat darauf Zugriff, ebenso die Industrie. Zum Beispiel im Werkzeugbau. Oder denk an den Tauchsport. Die Fackeln, die unter Wasser brennen, basieren auf Magnesium.»
    «Ist es schwierig, ein Licht mit Magnesium zu erzeugen? Ich meine, brauche ich dafür eine Ausbildung?»
    «Entweder das, oder man ist ziemlich bescheuert. Magnesium gilt als leicht entzündlich. In manchen Fällen reagiert es bereits, wenn es der Luft ausgesetzt wird. Daher vermute ich, dass der Bastler wusste, was er tat, oder er hatte einfach Glück. Zur Sicherheit würde ich in den Krankenhäusern nachfragen, ob sie letzte Nacht einen Patienten mit Sehstörungen bekommen haben.»
    Heinlein nickte zufrieden und verabschiedete sich.
    «Du willst doch nicht im Ernst dieser Magnesium-Sache nachgehen?», fragte Kilian.
    «Wieso nicht? Irgendeine Erklärung muss es für diese rätselhaften Erscheinungen doch geben.»
    «Die hast du doch gerade

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