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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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und ich müsste die Reisegruppe erst fragen. Aber da ist einer ausgefallen wegen Krankheit, insofern sind die vielleicht einverstanden, schon wegen der Kosten.«
    Theo überlegte einen Augenblick, dann sagte er, er sei dabei. Sie erklärte ihm, dass die Abreise schon in einer Woche sei, und morgen werde sie ihm sagen, ob es klappe. »Ich rufe Sie an«, sagte sie fröhlich, weil sie ungewöhnliche Aufgaben schätzte und vor allem ihre Lösungen.
    Als er am Abend beim Italiener auf Paula wartete, der Kellner hatte ihn begrüßt wie einen alten Bekannten, da wurde ihm fast ein wenig schwindlig wegen seines Wagemuts. Gut, er hatte noch Urlaub, Zwangsurlaub sogar, und es ging den Dienst eigentlich nichts an, wo er ihn verbrachte. Eigentlich. Natürlich wusste er, dass er die Moskaureise anmelden müsste, gerade wenn man die Umstände bedachte, unter denen er von dort zurückgekehrt war. Aber das war ein geringes Vergehen und würde schlimmstenfalls mit einer Abmahnung gerügt. Die größere Sorge bereitete ihm, was ihn in Moskau erwartete. Diesmal würde er nicht mit dem Diplomatenpass reisen können, er musste also seinen Reisepass an der Grenzkontrolle abgeben, und die würden ihn einscannen. Hatte die Grenzpolizei seinen Namen in irgendeiner Liste und würde ein System Alarm schlagen, wenn die gescannten Daten abgeglichen wurden? Wenn ja, wie lange würden sie brauchen, um es herauszufinden und sich auf seine Spur zu setzen? Das wäreleicht, da man sich in Hotels anmelden und seinen Pass abgeben musste. Ganz sowjetisch noch.
    »Tief vergraben, der Denker.« Sie stand plötzlich neben ihm, beugte sich hinunter und küsste ihn auf die Wange. Sie roch aufregend.
    Er nahm ihre Hand und hielt sie. »Hin und wieder denke ich nach. Ich verspreche, es passiert selten.«
    Sie lachte ihr umwerfendes Lachen, löste ihre Hand aus seiner und setzte sich.
    »Schlimm, dass ich auf der Arbeit angerufen habe?«
    Ihr Gesicht wurde ernst, ihre Augenbrauen schoben sich ein Stück zueinander. »Das Buch, das ich als Ausrede bestellt habe, musst du jetzt aber kaufen. Ist doch klar, oder?« Sie schaute ihn fast finster an.
    »Natürlich«, sagte er.
    »Es kostet aber dreihundert Euro, ist ein Bildband übers Jachtsegeln …«
    Er schluckte, dann sagte er tapfer: »Eine gerechte Strafe.«
    Sie prustete, trommelte kurz mit den Fäusten auf dem Tisch, und als der pseudoitalienische Kellner dieses pseudoitalienischen Restaurants erschien, sagte sie fröhlich: »Der Herr bezahlt nachher, vergiss das nicht. Jemand, der sich einen abgefuckten Bildband über die abgefuckteste Methode, sein Geld ins Wasser zu werfen, leisten kann, der kann auch die Nudeln bezahlen.« Sie grinste äußerst dreckig und fühlte sich pudelwohl. Dann bestellte sie zweimal Nudeln, ein Bier, ein Wasser.
    »Eigentlich kann ich mir eine Essenseinladung nicht mehr leisten, nachdem ich ein so teures Buch kaufen musste. Zumal ich eine weite Reise vor mir habe …«
    »Wohin?«
    »Nach Russland.«
    »Warum?« Sie kreuzte ihre Zeigefinger auf dem Tisch, schaute ihn aber währenddessen fordernd an.
    »Mit einer Reisegruppe«, sagte er und dachte: Hoffentlich klappt es auch.
    »Ach«, erwiderte sie nur. Dann: »Das ist ja aufregend.« Sie überlegte eine Weile. »Kann ich mit?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts lieber als das, aber es ist schon in einer Woche. Du glaubst gar nicht, wie lange es mit dem Visum dauert. Und die Reisegruppe steht auch schon, die nehmen da keinen mehr rein. Das ist wahnsinnig bürokratisch.«
    Hoffentlich nehmen sie mich mit.
    Sie kaute am Nagel wie ein kleines Mädchen. »Tja, dann musst du ohne mich auskommen. Du hast keine Ahnung, was du verpasst.«
    Er grinste. »Doch, den Hauch einer Ahnung habe ich schon.«
    »Und wie lange?«
    »Zwei Wochen.«

[Menü]
IX .

    Sie hatten ausgeschlafen am Sonntagmorgen. Er hatte ein Frühstück bereitet, wie er es fast immer tat, weil Angela morgens mit ihrem Kreislauf kämpfte oder dies zumindest erfolgreich vortäuschte. Nachdem sie gefrühstückt hatten, sagte sie: »Du bist irgendwie anders in letzter Zeit.« Sie schaute ihn an. »Ist irgendwas?«
    Er nickte.
    »Aber beruflich.«
    Er nickte wieder. Henri hatte unendlich schlecht geschlafen. Ihn quälten die Sorgen und Fragen, die Rachmanow und Eblow in ihn eingepflanzt hatten und die ihn nicht loslassen würden, bis er seine Antwort gefunden hatte.
    »Bestimmt.«
    »Ja.«
    »Gefährlich?«
    Er zögerte den Bruchteil einer Sekunde, weil dieser Gedanke ihn schon

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