Das Moskau-Spiel
russische Behörde hat Scheffer ermordet und dann versucht, es zu vertuschen, was würdest du dazu sagen?«
»Wahrscheinlich war es so.« Sie war jetzt ganz kühl, fast gelassen.
»Und wenn ich sage, dass eine russische Behörde Scheffer getötet hat, weil der etwas aufgedeckt hat, das nicht aufgedeckt werden soll …«
»Woher soll ich das wissen?«
»Ach ja, und wer hat angeordnet, die Leiche zu verbrennen?«
»Die Staatsanwaltschaft.«
»Schriftlich?«
Sie lächelte über seine Dummheit. »Telefonisch.«
Er trank einen Schluck Bier und überlegte, was er erfahren hatte. Eigentlich nichts Neues, nur die Bestätigung dessen, was er sich zusammengereimt hatte. Aber er hatte keinen einzigen Beweis. Er konnte auf merkwürdige Zusammenhänge verweisen, vor allem die Tatsache, dass Scheffers Leiche verbrannt worden war, aber das war es schon.
»Ich brauche schriftliche Beweise oder Fotos oder Zeugenaussagen«, sagte er. »Irgendetwas, das meine Thesen stützt.«
»Ich habe dir nichts gesagt. Du hast mir aufgelauert, dann hast du versucht, mich zu überreden, dir irgendeinen Unsinn zu erzählen, den du dann der Westpresse stecken kannst, um Russland zu diskreditieren.« Sie biss herzhaft in ihr Lachssandwich, kaute ruhig und wischte sich bedächtig den hübschen Mund ab.
Sie hatte ja recht.
»Aber«, sagte sie, »damit du siehst, dass ich es ehrlich meine. Es gibt eine Möglichkeit, in die Gerichtsmedizin einzubrechen, in meinem Büro. Ich habe das den Sicherheitsleuten schon gemeldet, aber die schlampen so lange, bis was passiert. Dann passiert jetzt eben was, sind sie selbst schuld.« Sie erläuterte ihm, wie er sich diesem Kellerfenster nähern konnte, ohne erwischt zu werden. Es gab eine Streife, zwei Mann, nicht mehr. Deren Schicht begann genau um Mitternacht, sie würden etwa fünf bis zehn Minuten brauchen, um am Fenster vorbeizukommen, und würden dann einen weiten Bogen um das gesamte Areal machen. »Wenn du um elf Uhr zwanzig einsteigst, sieht dich keiner, außer durch einen saublöden Zufall oder eigenes Ungeschick. Schlag das Fenster ein, es ist eine einfache Scheibe, man glaubt es nicht. Dann kannst du durchgreifen und das Fenster öffnen. Aber mach keinen Krach, einen Lappen um den Stein oder so. Dann kannst du dich umsehen, und du findest bestimmt etwas, das dir weiterhilft. Es gibt noch Fotos, die Scheffers Leiche zeigen, bevor sie präpariert wurde. Die sind vermutlich im Raum neben meinem Büro. Da werden Akten und so weiter gelagert. Aber ich will damit nichts mehr zu tun haben.«
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XII .
Mavick ließ seine Finger auf der Tischplatte tanzen. Sie saßen zu zweit im abhörsicheren Raum der Moskauer US – Botschaft, und es ging um sowjetische Jagdflugzeuge und einen Haufen Geld.
»Schön, dass wir nun doch zusammenarbeiten.«
Henri erwiderte nichts auf diese kaum versteckte Kritik. Er hatte den Wunsch der Amerikaner, Ziele in Moskau zu verifizieren – um im gewiss nie eintreten den Ernstfall unnötige Opfer zu vermeiden, so ein Quatsch wurde einem von der bewunderungssüchtigen Führungsmacht vorgesetzt –, stillschweigend ignoriert und nicht einmal einen Rüffel aus Bonn dafür bekommen, was hieß, dass die Bundesregierung sich diesem Wunsch der Reagan-Leute nur verbal beugte, ihn aber in Wahrheit für einen ausgemachten Blödsinn hielt.
»Sie wissen, dass wir Ihnen dankbar sein müssen für dieses Angebot. Seit dem Koreakrieg sammeln wir russische Jets. Und seit wir ihnen ihre Geheimnisse gestohlen haben, sind unsere Jagdflugzeuge ihren haushoch überlegen. Wir wissen, was sie können, und wir wissen, was sie nicht können. Vor allem wissen wir, wie wir unsere Jäger bauen müssen, damit sie mit ihren fertigwerden. Denn was die Russen bauen, ist nicht schlecht. Ich denke nur an die alte MiG-15, die uns einen Haufen Flugzeuge über Korea gekostet hat. Seitdem setzen wir Belohnungen aus für russische Kampfflugzeuge. Zehn Millionen, das wäre allerdings die höchste Belohnung, die wir je bezahlt haben. Mit Abstand.«
»Dafür kriegen Sie was Exklusives«, sagte Henri in dem Bestreben, so wenig Worte wie möglich an Mavick zu verschwenden.
Mavick nickte bedächtig. »Oder die zehn Millionen landen in der Kaffeekasse des KGB .«
Henri zuckte nur mit den Achseln.
»Und Ihre Russen verlangen die zehn Millionen in einem Rutsch?«
Henri nickte.
»Eigentlich ist ja Ratenzahlung üblich. Fünf Millionen gleich, der Rest, wenn geliefert wurde.«
Henri zuckte wieder mit den
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