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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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in der blau-braunen Uniform der Schnellrestaurantkette. Sie bestellten schnell etwas von der Karte, er Soljanka und alkoholfreies Bier, sie einen Sandwich mit Lachs und ein Wasser. Sie schlug die Augen nieder, dann schaute sie ihn an. »Was willst du wissen? Du weißt doch schon alles, die Dinge sind klar, oder etwa nicht?«
    »Ja und nein. Das Foto von Scheffers Leiche ist echt, das war der Trick, nicht?«
    Sie nickte.
    »Und du solltest mich auf die Fährte führen, dass es gefälscht ist. Das ist dir gelungen, und damit haben sichalle Anschuldigungen gegen die russischen Behörden erledigt. Wenn einer ihnen was unterstellt, brauchen sie nur müde auf die Lügen hinzuweisen, die ich verbreitet habe. Nicht ungeschickt, das muss ich anerkennen. Aber wir beide wissen, dass nicht das Foto gefälscht ist, sondern dass die Leiche präpariert wurde. Und das hat man getan, weil Scheffer keines natürlichen Todes starb. Hätte er einen Herzinfarkt erlitten, dann hätte die Gerichtsmedizin uns erklärt, der Herr sei bedauerlicherweise an einem Herzinfarkt gestorben. Ist er aber nicht, er wurde umgebracht. Es geht um Mord, wenigstens um Totschlag, und bis vor einiger Zeit glaubte ich, das seien auch in Russland Verbrechen.«
    Sie hörte ihm unbewegt zu, die Farbe war wieder ins Gesicht zurückgekehrt, sie schien ihre Lage kalkuliert zu haben und sich wenig Sorgen zu machen. Es beunruhigte Theo. Vermutlich heckte sie wieder eine Teufelei aus. Würde er aufs Klo gehen, wäre sie entweder weg oder würde die Miliz rufen.
    »Du hast recht«, sagte sie endlich. »Wir haben die Leiche präpariert. Scheffer wurde gewürgt, da gab es eindeutige Würgemale, und er wurde erstochen, das ist die Todesursache.«
    »Du hast ihn obduziert?«
    »Niemand hat ihn obduziert. Die Leiche wurde angeliefert, die Todesursache war offenkundig, was natürlich innere Verletzungen nicht ausschließt, er hat wohl auch ein paar Hiebe abbekommen.«
    »Und warum erzählst du mir das jetzt?« Er schaute ihr in die Augen.
    »Weil es egal ist, du kannst damit doch nichts anfangen, dir glaubt niemand mehr. Ich habe nie mit dir darüber gesprochen, und wenn du das Gegenteil behauptest, na und?«, sagte sie. »Ich will, dass du mich in Ruhe lässt. Gut, ich habe dich hereingelegt, aber jetzt sage ich dir, was du wissen willst, damit sind wir quitt. Um auf deine unverschämte Ausgangsfrage zurückzukommen,ich habe eine Ehre. So etwas Altmodisches gilt bei uns in Russland noch. Aber es gibt für mich keine Ehre ohne Vaterlandsliebe. Für Russland tue ich nicht alles, aber sehr viel. Allein schon deswegen, weil ihr im Westen glaubt, ihr hättet es mit einem halb zivilisierten Polizeistaat zu tun, dem ihr Lektionen erteilen müsst.«
    »Warum musste Scheffer sterben, und wer hat ihn umgebracht?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie ohne Zögern. »Die haben die Leiche bei uns abgeliefert …«
    »Die?«
    »Es war ein Leichenwagen und ein Auto von der Miliz.«
    »Und das FSB ?«
    »Was weiß ich.«
    Die Kellnerin erschien tatsächlich nach weniger als zehn Minuten. Sie stellte die Speisen und Getränke schnell ab und verzog sich. Arbeiten im Laufschritt.
    »Und was ist mit dem Leiter der Gerichtsmedizin?« Jetzt hatte Theo den Impuls, Protossow zu schützen. »Weiß der was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der war an diesem Tag nicht da. Dienstreise, glaube ich. Oder Krankheit … was haben sie dir erzählt?«
    Er winkte ab. »Warum fehlte er gerade an diesem Tag?«
    »Weil eins und eins zwei sind.«
    »Sicher?«
    Sie musste lächeln, aber es fiel ihr schwer. »Beweisen kann ich es nicht. Aber Protossow steht nicht im Ruf, besonders zuverlässig zu sein. Da hat es in der Vergangenheit einige Vorfälle gegeben …«
    »Aber du stehst im Ruf, zuverlässig zu sein.«
    »Sie haben mich in der Hand«, sagte sie zögerlich.
    »Womit?«
    »Das geht dich nichts an. Nachher verkaufst du das einer Zeitung.«
    »Vielleicht kann ich helfen?«
    »Du? Um Himmels willen.« Sie blickte tatsächlich an die Decke. »Vergiss es. Vergiss mich.«
    »Wer hat dafür gesorgt, dass du meine Ansprechpartnerin wurdest?«
    »Die Staatsanwaltschaft. Da kam ein Telefonanruf …«
    »Was hat die als Grund genannt?«
    »Dass ich Deutsch spreche.«
    »Und du hast dir keine Gedanken darüber gemacht, dass man ein Mordopfer bei der Gerichtsmedizin anliefert und dann dieses Theaterstück inszeniert.«
    »Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Nur, was hilft’s?«
    »Wenn ich jetzt sage, eine

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