Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean

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vielleicht zwei Sekunden abgespielt hat. Sie waren kaum aus der Hütte gerannt, da hat die alte Frau auch schon auf die, die so geschrien hat, geschossen. Einfach so.«
    Der Inspector hörte erneut auf zu schreiben und nahm sich einen Moment Zeit, bevor er fragte: »Und was ist passiert, nachdem die alte Dame die andere Frau erschossen hatte?«
    »Ich bin zu ihnen gerannt, um zu versuchen, die alte Frau aufzuhalten.«
    »Aber sie hatte die andere doch bereits erschossen.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich dachte, wenn sie mich sieht, wird sie sicher nicht zögern, mich auch zu erschießen. Ich war schließlich ein Zeuge.«
    »Dann haben Sie also nicht versucht, wegzulaufen?«
    »Warum? Dann hätte sie mir doch nur in den Rücken geschossen. Ich dachte, meine Chancen stehen am besten, wenn ich die alte Frau erreiche, bevor sie die Möglichkeit hat, auf mich zu schießen.«
    »Und Sie sind nicht auf den Gedanken gekommen, dass die jüngere Frau vielleicht irgendwie kriminell war und die alte Frau sich nur selbst schützen wollte?«
    »Nein. Warum sollte ich das? Wenn irgendwo oben in den Bergen in den frühen Morgenstunden zwei Personen aus einer Hütte gerannt kommen und wenn eine von ihnen der anderen in ihren verdammten Kopf schießt, was würden Sie denn da denken? Dass der Schütze eigentlich unschuldig ist und keineswegs vorhat, Sie auch zu töten?«
    »Okay«, sagte der Inspector. »Ich sage ja auch gar nicht, dass das, was Sie getan haben, falsch war. Ich versuche nur, sämtliche Fakten zu sammeln.«
    »Tut mir leid«, sagte Wayne. »Ich bin einfach noch ziemlich aufgewühlt. Ich hab vorher noch nie gesehen, wie ein Mensch getötet wurde.«
    »Das verstehe ich«, versicherte der Inspector. »Sie haben also versucht, ihr die Waffe abzunehmen, richtig?«
    »Ja. Ich war ohnehin nur etwa vier Meter von ihr weg, es war also sowieso keine besonders große Entfernung. Aber trotzdem hat die Frau es in dieser kurzen Zeit geschafft, auf mich zu schießen. Wo sie mich getroffen hat, wissen Sie ja.« Wayne schnaubte.
    »Wo? Fürs Protokoll, John.«
    »Oh, ja, Entschuldigung. Ich wurde in die linke Schulter getroffen.«
    »Okay, und was ist dann passiert?«
    »Ich war natürlich geschockt, um es milde auszudrücken. Aber ich bin trotzdem weiter auf sie zugerannt und bevor sie erneut die Chance hatte, auf mich zu schießen, hab ich sie gepackt und es geschafft, ihr die Waffe zu entreißen. Na ja, also, sie hat dann mit mir gerungen, nachdem ich mir die Waffe genommen hatte, und während wir gekämpft haben, hat sich plötzlich ein Schuss gelöst. Und dann ist sie auf den Boden gefallen.«
    »Dann hatten Sie also gar nicht vor, die alte Dame zu erschießen? Es war nur ein Unfall?«
    »Richtig. Ich hatte noch nie im Leben eine Waffe in der Hand. Ich schätze, ich hab einfach vergessen, dass ich meine Finger besser vom Abzug fernhalten sollte. Vertrauen Sie mir, es war für mich ein mindestens ebenso großer Schock wie für sie, als sich der Schuss gelöst hat.«
    »Das bezweifle ich«, murmelte der Inspector.
    »Und das war’s eigentlich auch schon«, beendete Wayne. »Ich glaube, ich hab die Waffe sofort fallen lassen, nachdem ich sie erschossen hatte.«
    »Glauben Sie?«
    »Genau. Ich erinnere mich nicht wirklich daran, die Waffe fallen gelassen zu haben. Ich hab wirklich keine Ahnung, wie lange ich da gestanden habe. Unter Schock, vermute ich. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich die Sirenen gehört habe, und dann seid ihr Jungs aufgetaucht.«
    »Das ist also die ganze Geschichte? Sonst können Sie sich an keine Einzelheiten erinnern?«
    »Das ist alles. Es ist alles so furchtbar schnell passiert. Ich fahr da hoch, um zu sehen, ob ich irgendwie helfen kann, und im nächsten Moment hab ich eine Frau in den Kopf geschossen und wurde selbst von einer Kugel getroffen.«
    Der Inspector steckte das Notizbuch und den Bleistift wieder ein. »Ich danke Ihnen, John.«
    »War das dann alles?«
    »Für den Moment, ja.«
    »Okay. Es tut mir leid, Inspector, aber ich bin wirklich sehr müde. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich ein wenig ausruhe?«
    Der Inspector nickte. »Sicher.« Er erhob sich. »Wissen Sie noch, wie Sie sagten, diese alte Dame, die Sie erschossen haben, sei völlig durchgedreht und habe die andere Frau einfach umgebracht?«
    »Natürlich«, seufzte Wayne.
    »Sie war eine Freundin von mir. Ich kenne sie schon seit ungefähr 30 Jahren. Sie war die Frau eines ehemaligen Polizisten.«
    »Und?«,