Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
Vom Netzwerk:
Gesicht und Hände, die eingefallen und fast nur noch aus Knochen bestanden, aber von brauner Haut bedeckt waren. Auf dem Kopf befand sich eine Art Mütze, bereits verwittert und von undefinierbarer Farbe. Die Beine waren aufgrund der Enge der Nische angezogen. Der Körper war in ein verziertes Gewand gehüllt, das noch immer glitzerte und einst sehr teuer gewesen sein musste.
    Ich befürchtete, dass Mizler und Lucchesini gerade so einen Ort als Versteck bevorzugen würden, da sie Mozart auf vielfältige Art prüfen wollten. Es wurde mir klar, dass kein Weg daran vorbeiführte, den Leichnam zu untersuchen.
    Ich übergab Therese die Fackel, worauf sie mich fragend und ängstlich anblickte, bevor sie mich fragte: »Du wirst doch nicht …?«
    Es blieb mir keine andere Wahl und ich trat an den Leichnam, um vorsichtig das Gewand zu durchsuchen. Bei der ersten Berührung fiel ein Stück des Tuches herab und ich zog panisch meine Hände zurück. Ich raffte mich auf und suchte weiter. Das Gewand, dessen Jacke ich öffnen konnte, verbarg keine Dokumente, darunter war nur der braune, mumifizierte Körper, der erstaunlich stabil war.
    Die Kleidung war so dünn, dass weder für eine Pergamentrolle noch ein Buch darin Platz wäre. Ich hatte keine andere Wahl, obwohl ich mich davor fürchtete: Als Letztes musste ich den Körper anheben, um dahinter zu schauen. Therese stöhnte angewidert bei meinem grausigen Tun auf, als ich mit beiden Armen unter den Rücken der Mumie fasste und sie vorsichtig anhob. Der Körper gab nach und schien sich in meinen Armen zu bewegen. Ich schrie auf! Blitzartig sprangen zwei oder drei Mäuse aus der Kleidung der Mumie hervor und verschwanden in der Dunkelheit. Erleichtert wurde mir klar, dass die Bewegung des Toten nur eine Täuschung und durch die krabbelnden Nagetiere verursacht worden war.
    Nichts war hinter dem Körper in der Nische, nur Staub und Spinnweben. Ich setzte den Leichnam ab und versuchte, den Schmutz abzuschütteln.
    Weiter hinten im Tunnel erkannte ich jetzt eine Nische an der gleichen Wandseite, in der ein Sarkophag stand. Da in einer solchen Hülle weit eher ein Buch gelagert werden konnte, zog ich die zitternde Therese rasch an den weiteren Mumien vorbei hin zu dieser Nische. Es war ein schlichter Sarkophag aus Ton, der zahlreiche Kerben an den Kanten hatte. Ich hielt die Fackel näher an den steinernen Sarg und suchte nach Hinweisen. Es war ein lateinischer Schriftzug in die Vorderseite geritzt, jedoch teilweise verwittert und nicht vollständig leserlich:
    ›Sere… graec… hic requiescat‹.
    Darunter war leicht umrissen ein Fisch eingeritzt. Ich schob langsam den nicht allzu schweren Deckel zur Seite. Im Behälter war ein Skelett, das sehr alt und kalkweiß war, es schien vollständig zu sein und von einer sehr kleinen, aber – wegen der kräftigen Knochen – erwachsenen Person zu stammen. Eindeutig war auch, dass keinerlei Grabbeigaben oder versteckte Schriften im Sarkophag lagen.
    Enttäuscht, aber ehrfürchtig schob ich den Deckel zurück und ging zusammen mit Therese weiter. Der Gang verlief nun aufwärts nach links. Hinter uns hörte ich in einiger Entfernung Schritte. Ich war froh, denn dies musste Mozart sein. Wir beschlossen zurückzugehen, um ihn in Empfang zu nehmen. Als wir etwa die Hälfte des Weges hinter uns hatten, blies plötzlich ein heftiger Windstoß durch den Gang. Unser Fackel fing an zu flackern, kurz darauf erlosch sie vollends.
    Wir standen nun in völliger Finsternis. Ich rief Mozarts Namen, damit er uns zu Hilfe kommen konnte, denn wir hatten keine Möglichkeit, die Fackel wieder zu entzünden.
    Ich erhielt keine Antwort. Entweder war er wieder hinausgegangen, aus Gründen, die mir unklar waren, oder die Geräusche waren von jemand anders verursacht worden. Ich hoffte, dass diese Person uns nichts Übles wollte. Wir blieben stehen und harrten der Ereignisse. Aus der Richtung, in die wir ursprünglich hatten gehen wollten, sahen wir plötzlich einen schwachen, flackernden Lichtschein. Ich rief erneut, erhielt aber wieder keine Antwort. Der Lichtschein wurde immer heller, musste sich also nähern, unerwartet erlosch er aber.
    Ich meinte, leise Schritte in unserer Nähe zu vernehmen, konnte jedoch niemanden ausmachen, obwohl ich intensiv ins Dunkle starrte.
    Plötzlich spürte ich einen harten Schlag auf meinen Kopf. Ich kann nicht mehr sagen, aus welcher Richtung er kam, aber ich meine, es wäre von hinten gewesen. Meine Erinnerung reißt an dieser

Weitere Kostenlose Bücher