Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
Vom Netzwerk:
auf, nur bedrohliche Gesichter waren zu sehen, die von den flackernden, lodernden Fackeln erhellt wurden. Das Porträt vor mir war mir völlig unbekannt, es schien jedoch das eines hohen Würdenträgers zu sein, denn die Züge strahlten Erhabenheit, sogar Hochmut aus. Ich ging weiter zur nächsten Nische. Es war Lucchesinis Antlitz! Ich erschrak wegen der lebensechten Darstellung dieses undurchsichtigen Mannes.
    Schlagartig erwachte sein Haupt zum Leben und brach in schallendes Gelächter aus. Ich fiel rücklings auf den Boden und sah, wie der Kopf mit aufgerissenem Mund boshaft erbebte! Unvermittelt war der Spuk vorüber und nichts erinnerte an die Erscheinung, ja, es war eindeutig wieder nur eine Gipsbüste, die völlig leblos war!
    Langsam und vorsichtig erhob ich mich, ohne die Augen von dem Schädel abzuwenden. Ich bewegte mich seitwärts weiter, in die Richtung, in der ich am ehesten den Ausgang wähnte. Nur mit Mühe riss ich mich von der Gipsbüste Lucchesinis los und schaute das nächste Porträt an: Thereses Vater, der gestrenge Herr von Malfatti, war hier dargestellt. Unbeweglich stand der Kopf da, aber mit einem leisen, maliziösen Lächeln ausgestattet, das durch die bewegte Flamme des Lichtes mit Leben erfüllt schien. Rasch glitt ich weiter, halb kriechend, halb gehend und verkrampft vor Furcht.
    In meinem Rücken erschallte plötzlich mein Name! Ich warf mich herum und sah eine Gipsbüste, die zum Leben erwacht war: der froschäugige Juwelenhändler, der Therese bezirzt hatte! Angstvoll blickten mich seine großen Augen an, die in zwei Richtungen zu sehen schienen.
    Er rief: »Daaavid! Achtung!«
    Ich rannte davon, gehetzt und voll Todesangst. Immer schneller und atemloser lief ich, die Büsten links und rechts an mir vorbeigleitend. Ohne Ende war der Gang, ohne Ende die Reihe der Büsten … Ich musste stehen bleiben und Luft holen, die Seiten stachen schmerzhaft. Während ich verzweifelt nach Luft rang, hörte ich ein säuselndes Rufen: »Schöner Junge! Hallo, schöner Junge!«
    Ich wagte kaum aufzusehen, voller Angst, dass ich vor einem gefährlichen Medusenhaupt oder einer betörenden Sirene zu stehen gekommen war.
    »Hallo …«, sprach die zarte Frauenstimme wieder. »Hab keine Angst …«
    Der Klang war so lieblich, dass mir warm und wohlig wurde und mein Kopf sich wie von weichen Händen geführt anhob. In einer Nische, die nur von einer Reihe Kerzen erhellt wurde, stand das Brustbild einer edlen Schönheit, die mir zulächelte, mit leicht zur Seite geneigtem Haupt. Sie verstummte wieder und schien regungslos.
    »Haaa!«, schrie hinter mir eine tiefe Männerstimme mit grauenhaftem Klang!
    Aus einer Nische in meinem Rücken stieg eine Gestalt in altertümlicher Rüstung, mit beiden Händen ein langes Schwert haltend. Die Nische schien nur dazu geschaffen, als Versteck für Krieger zu dienen. Das Gesicht dieser Gestalt war verzerrt von Grausamkeit und blickte mich an, als ob es mir das Haupt abschlagen wollte.
    Ich erschrak und rannte erneut um mein Leben. Ohne Pause immer weiter und weiter. Licht! Ich sah das Ende des Korridors.
    Schweißgebadet und atemlos erreichte ich den Ausgang und wurde von gleißendem Tageslicht umfangen.
    Therese stand da, mit geöffneten Armen und rief mir etwas zu. Ich konnte sie nicht verstehen. Sie rief etwas, aber keine Stimme erklang! War ich taub geworden? Ich erkannte den Ausdruck von Angst in ihrem Gesicht, als ob sie mein Anblick erschreckt hätte. Ich sah an mir herunter und stellte fest, dass mein Körper und meine Kleidung weiß wie Gips waren. Meine Bewegungen wurden immer langsamer, als ob die Zeit allmählich stehen blieb. Ich konnte mich nicht mehr rühren! Therese schlug die Hände vors Gesicht und ich sah Tränen von ihren Wangen tropfen, alles ohne Geräusch und Klang. Nebel kam auf und hüllte uns ein. Es überkam mich trotz der Unbeweglichkeit ein Gefühl von Leichtigkeit, als ob ich schweben würde. Therese konnte ich nur noch in Umrissen erkennen. Aufkommende Helligkeit blendete mich.
    Ich schlug die Augen auf. Licht strömte in mein Zimmer und riss mich ins Hier und Jetzt zurück. Das Fenster musste durch einen Windstoß aufgerissen worden sein. Ich schloss es wieder und streckte ich mich ausgiebig. Ich freute mich unglaublich auf den heißen Kaffee zum Frühstück.
     
    22. Oktober
     
    12 Tage blieben uns für die restlichen Rätsel, dieses mit eingerechnet, wenn Mozart die Prüfung der Gesellschaft bestehen wollte. Eigentlich ein fast

Weitere Kostenlose Bücher