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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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verschlossener Türen. Er wäre natürlich nicht bei mir in Anstellung, wenn er dies unrechtmäßig anwenden würde, aber er hat eine Schlosserausbildung genossen und kennt die Konstruktion von Türschlössern in- und auswendig. Ich bin sicher, er würde ausnahmsweise auch ohne rechtmäßige Erlaubnis ein oder zwei Türen für uns öffnen, wenn es einer guten Sache dient. Auch ist er kräftig und mag als Beschützer hilfreich sein.«
    Ich ahnte, um wen es sich handelte; es fröstelte mich bei dem Gedanken.
    Therese ließ ihn sogleich kommen: Es war der trunksüchtige Kutscher, der auf dem Jahrmarkt seine Schützenkenntnisse unter Beweis gestellt hatte. Bevor ich Zeit hatte, etwas einzuwenden, hatte Therese ihm die Sachlage erklärt. Er erklärte sich überaus willig bereit, uns zu helfen. Zunächst mussten wir einen Plan entwerfen. Wir legten dem Burschen alles dar und versuchten, bei der Beschreibung nichts auszulassen, sodass er sich die Räumlichkeiten vorstellen konnte. Er sah danach kein größeres Problem und war guter Dinge.
    Wir verabredeten, erst um 23 Uhr aufzubrechen, um möglichst wenigen Personen zu begegnen. Der Schlosserbursche sollte bis dahin die nötigen Werkzeuge auftreiben, die er zum Teil von seinem früheren Meister leihen wollte. Er besaß zudem eine Glas schneidende Messerklinge. Wir waren uns einig, dass Therese zu Hause bleiben sollte, um nicht einer unverantwortbaren Gefahr ausgesetzt zu werden, und beschlossen, einige Stunden auszuruhen. Ich konnte jedoch kein Auge zumachen. Mit Erleichterung merkte ich, dass es endlich Zeit, war aufzubrechen. Das Nichtstun und Abwarten war unerträglich gewesen.
    Draußen herrschte tiefe Dunkelheit. Der Bursche stand unten im Flur, beladen mit einem kleinen Rucksack, dessen Inhalt beim Bewegen metallische Geräusche von sich gab.
    Therese herzte mich zum Abschied und war sichtlich besorgt. Eine Träne rollte verstohlen wie ein kleiner Tautropfen über ihr hübsches Gesicht. Sie hieß den Burschen, gut auf uns aufzupassen. Dieser, der kein sehr gesprächiger Geselle war, äußerte nur kurze, brummelnde Laute, die wohl seine Zustimmung ausdrücken sollten.
    Wir beschlossen, keine Kutsche zu nehmen, sondern zu reiten, damit uns die ratternden Räder nicht schon von Ferne ankündigte. Als wir die Tore der Stadt verließen, umfing uns dichter Nebel. Obwohl wir wegen der Dunkelheit ohnehin nur langsam reiten konnten, so waren wir froh, so einen zusätzlichen Schutz zu erhalten.
    Da die umliegende Landschaft in Dunkelheit und Nebelschwaden getaucht und unsichtbar war, konnten wir zu keiner Zeit abschätzen, wie weit wir bereits geritten waren. Die Straße verlief, Gott sei Dank, gerade und ohne gefährliche Passagen, sodass wir einfach langsam vorwärts trabten, jedoch zu jeder Zeit die Ohren und Augen wachsam, um herannahende Menschen frühzeitig zu bemerken. Um keine Aufmerksamkeit in der stillen Nacht zu erregen, unterhielten wir uns nur flüsternd. Damit wir die Weggabelung vor dem Schloss Leopoldskron nicht verpassten, beschloss der Bursche, an unserer Spitze zu reiten und eine kleine Fackel zu entzünden, die er in der Hand hielt. Der Lichtschein war gering und durchdrang den Nebel nur wenige Fuß weit, etwa eine halbe Manneslänge, dahinter sahen wir nur eine grauschwarze Wand. Allmählich wurden wir unsicher, ob wir die Gabelung verpasst hatten, und fingen an, im Flüsterton zu streiten, ob wir umdrehen sollten.
    Urplötzlich sahen wir den Ansatz des abbiegenden Weges zu unserer Rechten. Wir hielten an und besprachen das weitere Vorgehen.
    Ich vermutete im Hauptsaal des Schlosses das Versteck – denn ich hatte eine Kleinigkeit erkannt, die mit großer Sicherheit ein Hinweis war. Allerdings standen uns zwei Türen im Wege, die um diese Zeit wahrscheinlich verschlossen waren. Die äußere Tür wurde vermutlich durch Wachen gesichert. Wir waren nicht sicher, wie die Schlösser der Türen beschaffen waren und ob innen ein schwerer Riegel vorgeschoben war, der von außen nicht zu überwinden war, und beschlossen nach längerem Abwägen, doch durch ein Fenster des Saales einzusteigen, denn der Saal erstreckte sich bis zur Vorderfront des Schlosses, mit einer Reihe von fünf Fenstern.
    Da Mozart und ich wohl die beste Kenntnis von der Denkweise Mizlers hatten, würden nur wir beide einsteigen und das Versteck suchen, der Bursche hingegen sollte draußen warten, hinter einer der Zypressen, die vor der Vorderfront zur Zierde gepflanzt waren. Falls eine Wache

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