Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
Vom Netzwerk:
bin trotzdem erst so spät darauf gekommen.«
    Ich hatte zwar noch nie von diesem Ort gehört, aber es leuchtete mir ein, dass ein Schloss mit diesem Namen mit Sicherheit des Rätsels Lösung war.
    Mozart erklärte es mir: »Es ist das Schloss Leopoldskron, etwa eine Stunde entfernt von hier. Es wurde vor einigen Jahrzehnten erbaut. Wie ich glaube, gehört es dem Neffen des ehemaligen Erzbischofs Leopold.«
    Nun waren wir einen entscheidenden Schritt weiter. Wir würden gleich nach dem Mittagessen diesem Schloss einen Besuch abstatten. Vielleicht konnte uns der Geheimrat durch seine Freundschaft mit dem derzeitigen Erzbischof sogar freien Zugang verschaffen.
    Wir bezahlten den Kaffee und machten uns auf den Heimweg, beschwingt von unseren Fortschritten und etlichen Tassen des köstlichen Trankes. Therese empfing uns persönlich an der Tür; sie umarmte mich herzlich, war aber in Aufregung wegen des nahenden Besuches des Geheimrates. Obschon sie den Geheimrat meiner Meinung nach nicht als sehr angenehme Person empfinden konnte, so war er doch von Rang und Namen und in der Zukunft möglicherweise von Nutzen für ihre Familie.
    Ich teilte Therese noch beim Eintreten ins Haus unsere neuen Erkenntnisse mit. Sie war ebenso begeistert wie wir und bat darum, zum Schloss Leopoldskron mitkommen zu dürfen. Bis Wolfenstein eintraf, versuchten wir durch nähere Betrachtung des Kupferstiches neue Hinweise zu erhalten. Schließlich mussten wir jedoch passen.
    Pünktlich um fünf Minuten nach Zwölf (es gehörte zur Etikette, genau fünf Minuten später einzutreffen, als die Einladung verlangte) fand sich Wolfenstein bei uns ein und wir setzten uns zum Mittagsmahl zusammen.
    Wolfenstein begann schon während der Mahlzeit, nach unseren Neuigkeiten zu fragen, und wir berichteten ihm recht genau (wenn auch unter Auslassung des gefundenen Gesetzes der idealen Melodie) von unserem letzten Abenteuer am Illuminatenhügel. Er war sehr erstaunt über die gefährliche Konfrontation, zu der es dort gekommen war, und zeigte sich ehrlich erleichtert, dass wir unbeschadet und erfolgreich daraus hervorgegangen waren.
    Wir hofften darauf, uns den politischen Einfluss des Geheimrats auf den Erzbischof zunutze machen zu können, um das Schloss Leopoldskron besichtigen zu dürfen. Da das Schloss für den vorigen Erzbischof erbaut worden war, würde uns mit Sicherheit ein gutes Wort des derzeitigen Erzbischofs sehr dienlich sein.
    Wolfenstein bot uns willfährig seine Hilfe an: »Ja, selbstverständlich werde ich das ermöglichen! Der Erzbischof wird im Übrigen überhaupt nicht gebraucht in dieser Angelegenheit. Ich habe alle Vollmachten, die notwendig sind, um einen Salzburger Kleriker oder Edelmann zu überzeugen.«
    Er sagte dies, ohne weiter zu erläutern, von wem oder wofür er diese Vollmachten hatte.
    Ich war beruhigt, dass wir nicht auf große Hindernisse stoßen würden, hatte aber auch ein nicht weiter begründbares beklommenes Gefühl wegen Wolfensteins großem Einfluss, der offensichtlich weit über seinen normalen Wirkungskreis (denn er kam ja aus Leipzig) hinausging. Der Geheimrat fuhr fort: »Schön, meine Freunde, wir werden also zusammen zu dem Schloss fahren. Wie lautet das Rätsel?«
    Nun standen wir erneut vor einem Gewissenskonflikt: Macht und Einfluss des Geheimrates von Wolfenstein waren uns sehr hilfreich – doch durften wir ihm wirklich so vertrauen, dass wir ihm solche Dinge preisgaben? Was wäre, wenn gerade er, der ja wie Mizler aus Leipzig war, ein Intrigant war, der es auf Mizler selbst abgesehen hatte, so wie dieser es in seinem Brief erwähnt hatte? Leopold Mozart hatte mir mehr als einmal mitgeteilt, dass sowohl die adelige Obrigkeit als auch konservative Kräfte des Klerus der Societät kritisch gegenüberstanden, da Mizler in seinen Nachrichtenblättern vehement die Philosophie der Aufklärung vertrat. Ein weiterer Kritikpunkt an der Societät war erstaunlicherweise, dass Mizler in seinen Schriften ausführlich und in absolut unkritischer Weise die asiatische Kultur beschrieb, samt deren religiösem Hintergrund, die in der Tat die elementaren Grundfesten der christlichen Religion, wie zum Beispiel die Sintflut, nicht kannte. Obwohl die Gedanken der maßgeblichen Aufklärer, wie Leibniz und besonders Christian Wolff, im Grunde von vielen Herrschern geteilt und akzeptiert wurden, so konnte man mit dem entsprechenden Willen doch eine gewisse Tendenz zum Umsturz der alten Machtverhältnisse daraus lesen.
    Da wir aber

Weitere Kostenlose Bücher