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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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Fuße des Berges das Pferd an einen Baum binden und die Kutsche festzurren. Ich beschloss, dass der Adlatus bei der Kutsche bleiben sollte, und schritt allein bergauf.
    Volles Laub in bunten Farben bedeckte die Bäume, die zum Teil sehr knorrig aussahen. Der Weg war überwiegend ein breiter Hohlweg, der steil aufwärts führte, links und rechts von Mauern gesäumt. Nach etwa 100 Fuß erblickte ich nach einer Linkskurve ein altes Haus, das über und über mit Efeu bewachsen war. Es stand hoch am Berghang, die Fenster waren dunkel und unbeleuchtet und schienen mich wie aus tiefen schwarzen Augenhöhlen anzustarren.
    Am Ende der Kurve erblickte ich ein großes, überdachtes Torgebäude mit kleinem Kabuff oberhalb des Weges, wie ein Stadttor aussehend, das einst einen Torwächter beheimatet haben mag. Der Durchgang stand offen. Das Tor wuchs gleichsam aus dem mit Bäumen und Gesträuch bewachsenen Berghang und wurde links und rechts von hohen, zinnenbewehrten Mauern begrenzt, die sich wie ein überdimensionaler Hahnenkamm über den Berg zogen.
    Ich musste hindurch, obwohl ich mich fürchtete. Es war mir, als ob mich in meinem Rücken Blicke verfolgten. Ich schritt voran. Ein Schrei kam aus dem Nichts. Vor mir stellten sich völlig unerwartet zwei Männer in Kampfausrüstung auf, mit eisernem Gesichtsschutz und Schwertern! Sie mussten hinter dem Tor gelauert haben: »Haalt!«
    Die raue Stimme des Mannes fuhr mir durch alle Glieder.
    Drohend fuhr er fort: »Wohin des Wegs?«
    Ich überwand meinen inneren Zwang, sofort Reißaus zu nehmen, und entgegnete: »Ich bin ein Besucher des Steinernen Theaters ohne schlechte Absichten!«
    »Das glaubt Ihr doch selbst nicht! Hier ist Euer Weg zu Ende!« Sie taten einen Schritt mir entgegen, wobei die Kettenhemden der Männer leise rasselten. Ich erkannte jetzt, dass sie darüber einen farbigen Umhang mit einem seltsamen Kreuz trugen. Dies waren keine üblichen Torwächter. Es mussten gedungene Schergen sein, die auf mich angesetzt worden waren.
    Dies würde wohl bedeuten, dass Leopold von nun an die Rätsel allein lösen musste, da die Überzahl und Bewaffnung der beiden Männer keinen Ausweg ließen. Als ich mein Ableben nahe wähnte, erfasste mich seltsamerweise Gleichgültigkeit. Ich spürte, dass das Schicksal nicht mehr beeinflussbar war und ich nichts mehr zu verlieren hatte, daher fragte ich frech: »Wer seid Ihr?«
    »Ha, ha, ha!« Einer der Männer lachte, sein Kettenhemd bebte geradezu, als das Gelächter aus ihm herausbrach. In diesem Moment hörte ich zwei klatschende, peitschende Geräusche und ehe ich mich versah, sanken beide Angreifer ächzend zu Boden. In jedem Helm steckte ein roter Pfeil, genau dort, wo die Augenöffnung ausgespart war.
    Ich fuhr herum, schaute zu den Fenstern des alten Hauses und zum Weg hinter mir: nichts, kein Mensch zu erblicken! Ich sprang zur Seite und drückte mich seitlich und flach an die Mauer, um nicht ebenfalls ein Ziel abzugeben.
    Es dämmerte mir, dass die Pfeile zeitgleich geflogen waren, es gab also zwei Schützen, die wohl auf meiner Seite waren und mir das Leben gerettet hatten. Es mussten also auch geheime Beschützer unterwegs sein, die meine und Mozarts Unternehmung absichern wollten. Trotzdem war die Situation beängstigend und es kostete mich große Überwindung, über die Toten zu steigen. Als ich durch das Tor hindurch war, begann ich zu rennen. Ich lief geradezu, als ob eine Meute wildgewordener Hunde hinter mir her wäre. Meine angespannten Nerven tobten sich aus.
    Mein Atem wurde langsam knapper, da eröffnete sich die Fläche des Steinernen Theaters vor mir: eine weite Ebene mit Platz für das Publikum; auf der linken Seite eine Felswand aus nahezu rohem Stein. Der Rand der Felswand war unbehauen, nur oben auf der Spitze war ein Wappen eingemeißelt. Die Mitte der Wand, die dem Publikum zugewandt war, war wie eine Grotte ausgehöhlt, die den Schauspielern oder Musikern gute Akustik und zugleich Wetterschutz bot. Vor der Felswand erstreckte sich zudem eine halbkreisförmige Bühne, die gegenüber dem Publikum um etwa drei Fuß erhöht war.
    Ich schaute mich um. Kein Mensch weit und breit. Zwei Skulpturen standen links und rechts der Bühne. Diese nahm ich als Erstes in Augenschein. Alles war fest und unbeweglich, kein Anzeichen für ein Versteck. Nachdem ich die Figuren mehr als gründlich abgesucht hatte, schwante mir Übles: Könnte etwa hinter dem Wappen, oben an der Felswand, das Versteck sein? Oder könnte das Wappen

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