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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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den Ereignissen. Erstaunt war ich jedoch, dass er von meinen Erzählungen nur wenig verblüfft schien, als ob er bereits alles wüsste. Wir machten uns also auf zum Schloss Hellbrunn, da es erst Mittag war und wir genügend Zeit für einen Versuch hatten. Ich hatte Franz auch von Lucchesinis Befehl berichtet, die Grotte des großen Solari aufzusuchen.
    »Herr David, wissen Sie, wer der Baumeister des Salzburger Domes war?«
    Es war mir wohlbekannt, dass der berühmte Solari dafür verpflichtet worden war, denn wir hatten bereits ein Rätsel im von ihm erbauten Dom zu lösen gehabt.
    Franz fuhr leicht schmunzelnd fort: »Nun, dann wird es Sie freuen zu erfahren, dass Solari auch andere herausragende Bauwerke erschaffen hat, nicht zuletzt das Schloss Hellbrunn mit den Wassergrotten.«
    Konnte die Lösung so umständlich sein? Das nächste Versteck müsste dann Schloss Hellbrunn selbst sein! Dort gab es Grotten mit Wasserspielen und das Schloss war daher – wie der Dom – erschaffen vom Baumeister Santino Solari, also konnte ich, wie im Rätsel formuliert, im übertragenen Sinne in Hellbrunn Solaris Grotte finden.
    Innerlich getragen von vager Entdeckerfreude, konnte ich kaum erwarten, das Schloss zu erreichen. Da es dem Erzbischof gehörte und damit nicht öffentlich zugänglich war, mussten wir uns am Tor melden und auf Einlass hoffen. Die Wache nahm unser Gesuch entgegen, wobei ich vorgab, als Durchreisender die sehenswürdige Gartenanlage besichtigen zu wollen. Erst nach langen Minuten kehrte jemand zurück und hieß uns, einzutreten.
    Ich bat Franz, mitzukommen; so fühlte ich mich sicherer. Vom Hauptgebäude kam jetzt eine weitere Wache mit Lanze und gesellte sich zu uns. Der Wachmann forderte uns auf, ganz nach unserem Belieben den Park zu genießen, folgte uns jedoch auf dem Fuße.
    Es würde also unmöglich sein, unbeaufsichtigt die Grotten zu untersuchen. Wir schlenderten auffallend fröhlich umher, uns über die schönen Teiche und Bepflanzungen unterhaltend. Es war mir aber sofort klar, dass das Versteck nur an einem bestimmten Orte sein konnte, denn in der Mitte des Parkes erhob sich eine Steinwand, die auf der Innenseite als Grotte ausgehöhlt und mit Wasser angefüllt war, vermutlich aus demselben porösen Gestein wie das Steinerne Theater. Die Grotte enthielt unzählige kleine Steinfiguren, mehrere davon mit Musikinstrumenten! Ich lenkte unsere Schritte darauf zu und deutete Franz mit stummer Geste an, dass dies der besagte Ort sein müsse. Ich konnte nicht sicher sagen, ob der Adlatus dies mit Absicht oder aus Versehen tat, aber kurz nachdem wir den großen Teich der Grotte erreicht hatten, trat Franz einen Schritt zu weit vor und fiel wie ein Sack Sand vornüber in das rötliche Wasser.
    Die uns begleitende Wache, der wir vermutlich nicht ganz geheuer waren, musste durch die gepflegte Kleidung des Adlatus Respekt gewonnen haben und eilte sogleich herbei, die Lanze beiseitelegend. Auch ich sprang in den Teich, scheinbar Franz zu Hilfe kommend, aber dabei absichtlich nahe der Grotte landend. Seit meiner Kindheit war ich ein geschickter Taucher, so nutzte ich nun die allgemeine Verwirrung und schwamm unter Wasser bis in die Mitte der Grotte, wo ein kleiner Fels mit einer Wasserfontäne aus dem Wasser ragte. Dahinter tauchte ich aus dem Wasser und blickte mich um: Ganz hinten in der Grotte stand eine kleine Figur, die ohne Weiteres aus dem ›Zwerglgarten‹ des Mirabellschlosses stammen konnte – ein groteskes, kleines Wesen mit altem Gesicht und langem Haar, Ringen in den Ohren und breiten Schultern, dabei Harfe spielend. Diese war über und über mit kleinen Ornamenten verziert. Ich watete durch das Wasser und betrachtete die Figur. Es ließ sich keinerlei Schrift entziffern, es musste also irgendwo ein Versteck verborgen sein.
    Ich ließ meine Hände über die groteske Figur gleiten, um einen möglichen Mechanismus zu entdecken, der vielleicht ein Schubfach freigeben könnte, doch ich fand nichts. Die weiteren herbeigeeilten Wachen hatten den laut jammernden Franz mittlerweile aus dem Wasser gezogen.
    Es blieb mir keine Zeit mehr: Rasch musste ich wieder vorn erscheinen, um keinen allzu großen Verdacht zu erwecken. Just als ich wieder hinter der Fontäne abtauchen wollte, sah ich über mir, an der Decke der Grotte, eine Inschrift in großen Lettern, die hell aus dem von der Nässe patinierten Stein hervorstach. Also mussten die Buchstaben erst in jüngerer Zeit eingemeißelt worden sein:
     
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