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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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nach Notenmaterial und der Orgel. Nachdem ich einige Schritte in das hohe Kirchenschiff gegangen war, erblickte ich die Orgel, die ganz nahe am Chor, auf der linken Seite des Schiffes auf einer eigenen Empore stand. Sie musste sehr wertvoll sein, denn es waren überwältigend viele Orgelpfeifen sichtbar, die wie ein riesenhafter metallener Blumenstrauß aussahen und vom Sitzplatz des Organisten aus in die Höhe strebten.
    Ich machte mich also daran, die Orgel genauer zu untersuchen. Mozart streifte unterdessen scheinbar ziellos durch das Kircheninnere und ließ alles auf sich wirken, in der Hoffnung, eine Inspiration zu erhalten, die uns helfen würde.
    Das Orgelpult war leer, keine Noten waren aufzufinden. Ich suchte nach der Sakristei, in der ein Kantor oder Organist vielleicht Noten aufbewahren könnte. Ganz nahe beim Aufgang zu der Orgelempore war auch die Sakristeitür. Ich testete vorsichtig, ob die Tür offen war. Dabei war ich mir der Gefahr bewusst, dass sich dort der Priester oder jemand anderes aufhalten und mich heftig rügen könnte, weil ich versuchte, in diesen Bereich der Kirche einzudringen. Doch die Tür war fest verschlossen.
    Enttäuscht wandte ich mich ab und suchte Mozart. Er stand vor einem großen und farbenfrohen Gemälde, das wohl ein reicher Bürger Salzburgs gespendet hatte, und blickte andächtig zu diesem auf: Dargestellt war die Heilige Dreieinigkeit durch das dreieckige Auge Gottes am oberen Bildrand, Jesus Christus am Boden, der seine Arme nach oben streckte, und eine Taube, die auf halber Höhe durch die Szenerie flog. Im Hintergrund war eine üppige Landschaft zu sehen, durchzogen von einem blauen Fluss. Am unteren Bildrand war eine Menschenmenge, die sich in einem felsigen Areal versammelte, wie vor einer Theaterbühne. Die hohe Kunstfertigkeit des Gemäldes beeindruckte mich aufs Tiefste und ich verharrte neben Mozart. Leise berichtete ich ihm von meinem Misserfolg.
    Leopold Mozart war jedoch tief versunken in der Betrachtung des Bildes, er starrte geradezu auf die rechte untere Ecke des großen Gemäldes. Zugleich machte er mir ein Zeichen, näherzukommen, um ebenfalls diese Sache – was auch immer es sein mochte, denn ich sah nur eine Grasfläche – in Augenschein zu nehmen.
    Als ich davor stand, bemerkte ich, dass, wie ein Wasserzeichen, zwei große Buchstaben in das Gras gemalt waren. Es musste sich dabei um die Signatur des Malers handeln: ›F. A.‹. Es war mir unerklärlich, weshalb Leopold Mozart so davon gefesselt war, denn es war allgemein üblich, dass ein Maler seine Initialen oder seine Unterschrift auf dem Bild verewigte.
    Mozart sah mich unvermittelt an, mit blitzenden Augen und strahlendem Lächeln: »Kennen Sie den Maler? Nein? Aber ich! Der große Innsbrucker Maler Ferdinand Theodor Asche!«
    Ein weiteres Mal verblüffte mich der Maestro mit seiner profunden Bildung. Ich war beglückt, ein Kribbeln durchfuhr meine Glieder. Hier musste also das Versteck sein! Sofort nahm ich das Bild genau in Augenschein. Ich kniete mich auf den Boden: Vielleicht war das Versteck darunter platziert, denn fast wie ein Altar stand das Bild auf einem hohen hölzernen Gestell.
    Ich suchte vergeblich: Es war einfach nichts zu finden, keine verborgene Höhlung, kein Schubfach, nicht einmal eine lose Steinplatte des Fußbodens.
    Mozart gab plötzlich ein leises Geräusch des Erstaunens von sich, dessen Grund ich nicht einordnen konnte. Ich blickte zu ihm hin: Sein Gesicht hatte einen glücklichen Ausdruck und sein Blick ging nach oben, zum obersten Rand des großen Gemäldes. Gleich war ich wieder bei ihm, um nachzusehen. Ich konnte nichts erkennen.
    Mozart wandte sich zu mir: »David, sehen Sie doch, ganz oben, die verschnörkelten Zierbänder entlang des Rahmens sind mit ganz kleinen Buchstaben beschriftet! Ich kann das Wort ›Gesetz‹ erkennen!«
    Ich strengte mich an, so gut ich konnte. Mozarts Augen war eindeutig besser als die meinen, denn ich konnte nur schwarze Punkte auf den Bändern erkennen. Ich entschied: »Wir brauchen eine Leiter oder etwas, um darauf zu steigen. Das Bild selbst ist also die Rätselgabe und enthält die gesuchten Rätselworte! Wie kann das sein, die Societät ist doch eine Gesellschaft für Musiker?«
    Leopold Mozart kannte den Grund: »Sie haben recht, aber Ferdinand Asche ist auch ein recht begabter Violinist. Ich habe mit ihm zusammen musiziert, als er von einigen Jahren einen Sommer lang zum Malen verschiedener Bilder in Salzburg weilte. Er half

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