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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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sie einsam.
    Sie konnte sich inmitten einer überfüllten Vorlesung über Steuerrecht einsam fühlen. Sie fühlte sich mutterseelenallein auf den Kongressen des RCDS, dem sie jetzt angehörte. Sie beteiligte sich nicht an dem Geschacher um Vorstandsposten, und dennoch fielen diese fast zwangsläufig an sie. Sie hatte einen Namen, sie sah nicht schlecht aus, sie wirkte frisch und formulierte klug und geradeaus.
    Und trotzdem war sie allein.

Der Präsident
    »Sie bekommen von uns einen Dienstausweis auf Ihren Namen ausgestellt. Ich habe ihn dabei. Sie können damit Befragungen durchführen. Sie können sich damit überhaupt bewegen, als gehörten Sie wieder zu uns. Sie werden einen Ansprechpartner in Wiesbaden bekommen, der Sie in jeder Hinsicht unterstützt. Logistisch – was auch immer.«
    Der Präsident des Bundeskriminalamtes saß an einem der Fensterplätze im Cube, dem neuen schicken Restaurant im Städtischen Museum, und sah Dengler nachdenklich an. Dr. Schneider war eigens noch einmal nach Stuttgart gekommen, um Denglers Zusage persönlich entgegenzunehmen. Dengler war so viel Aufmerksamkeit vom BKA nichtgewöhnt. Sie hatten gut gegessen, dann beide einen doppelten Espresso bestellt. Dengler trank seinen mit einem kräftigen Schuss Milch, der Präsident schaufelte zwei gehäufte Löffel Zucker in seine Tasse.
    »Mir liegt viel an Ihrer Meinung zu diesem Fall, und vielleicht finden Sie ja auch etwas Neues, etwas, das man bisher übersehen hat.«
    Dr. Michael Schneider hatte sich viel vorgenommen und wollte einiges verändern. Schließlich wusste er aufgrund seiner eigenen Polizeilaufbahn, wo die Beamten der Schuh drückte. Er fühlte sich als einer von ihnen, auch wenn dieses Gefühl der Zugehörigkeit nicht immer von den Untergebenen erwidert wurde. Schneider hatte sich der braunen Vergangenheit des Amtes, die bis in die Sechzigerjahre andauerte, gestellt und dazu eine historische Forschungsreihe in Auftrag gegeben. Er hatte auch für einen neuen Ton in Wiesbaden gesorgt, für mehr Offenheit und Transparenz bei den Entscheidungen, dafür, dass »Ermittlungsreisen« in andere Länder nicht mehr nur von den Vorgesetzten, den Arbeitsgruppenleitern, durchgeführt werden konnten, sondern von tatsächlich ermittelnden Kollegen.
    All das hatte ihm im Haus nicht nur Freunde eingebracht, wie Georg Dengler aus den Erzählungen seines ehemaligen Kollegen Jürgen Engel erfahren hatte, der seit vielen Jahren schon in der Identifizierungskommission des BKA arbeitete.
    Dr. Schneider hob seine Aktentasche auf und zog ein Blatt Papier heraus. Dann schob er ihm einen Ausweis über den Tisch.
    »Ihr neuer Dienstausweis«, sagte er. »Das Foto haben wir von der Meldestelle entliehen. Außerdem habe ich hier für Sie ein abhörsicheres Funktelefon. Bitte quittieren Sie den Empfang.«
    Dengler unterschrieb und steckte Ausweis und Handy ein.
    »Wir werden Ihnen die Akten der damaligenSonderkommission schicken, die das LKA in München gebildet hatte. Wenn Sie irgendetwas finden – gehen Sie diesen Spuren nach.«
    Er stand auf.
    »Das BKA hat eine Reihe von fähigen Beamten verloren – vor meiner Zeit. Sie gehören dazu. Wenn Sie jemals Ihre Entscheidung rückgängig machen wollen, lassen Sie es mich wissen. Aber zunächst arbeiten Sie diesen Fall noch einmal auf. Sie kennen ja Hauptkommissar Engel. Er wird Ihr Verbindungsmann zu mir sein.«
    Dengler schmunzelte. Respekt, dachte er. Dr. Schneider wusste von seiner Freundschaft zu Engel und machte sie sich zunutze. Er mochte Leute, die ihre Hausaufgaben gemacht hatten.
    »Engel ist noch im Urlaub und wird sich bei Ihnen melden, sobald er zurück ist. Die Presseberichte haben Sie ja. Ich habe Ihnen in diesem Ordner noch einige Dokumente zusammengestellt. Die komplette Akte kommt per Spedition. Bis dahin können Sie sich weiter einlesen.«
    Der Präsident zahlte die Rechnung, und dann verabschiedeten sich die Männer mit einem kräftigen Händedruck.

Erste Liebe
    Harald war ihr nie aufgefallen, obwohl er auch im RCDS Mitglied war. Er strebte nach keinem Amt, nur selten meldete er sich zu den Trupps, die Plakate klebten oder sie in der Stadt aufstellten.
    »Darf … darf ich dich zu einem Glas Champagner einladen?«, fragte er sie eines Tages.
    Sie blieb verblüfft stehen.
    »Champagner? Denkst du, ich trinke am helllichten Tag Champagner?«
    »Na ja, oder was man sonst so – trinkt.«
    In deinen Kreisen, dachte sie. Dieser Wicht wollte sagen: Was man sonst so in deinen Kreisen

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